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1513 - Rendezvous auf Jimmerin

Titel: 1513 - Rendezvous auf Jimmerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Prüfend blickte sie ihn an. Dann glaubte sie zu verstehen. „Du bist müde und erschöpft. Du magst nicht mehr kämpfen. Du hast schon zuviel gekämpft in deinem Leben. Du hast zu viele Rückschläge hinnehmen müssen."
    „Vielleicht ist es so."
    „Nun gut! Wenn du nicht kämpfen willst, dann werde ich es tun", erklärte sie und hieb die Peitsche klatschend gegen ihre Stiefel, die ihr bis über die Knie herauf reichten. „Ich werde ihnen zeigen, was es heißt, sich mit den Varens einzulassen."
    Er blickte sie voller Stolz, aber auch mit Nachsicht an. Er konnte sie verstehen. Auch er war einmal so voller Kampfeslust gewesen, als er jung gewesen war und nach Curinam gekommen war. Damals hatte er sich nicht vorstellen können, daß ihn irgend etwas auf seinem steilen Weg zum Erfolg ernsthaft behindern könnte. Ein ganzes Leben lang hatte er lernen müssen, daß das Glück nicht immer an der Seite eines Menschen stand. „Wir wollen keinen offenen Kampf", betonte er. „Wir werden den Echsen das Feld nicht freiwillig überlassen, aber wir werden es nicht zu einem Blutvergießen kommen lassen."
    „Und wenn sie damit beginnen?"
    „Warten wir es ab", wich er aus. In schneller Fahrt glitten sie durch die Felder. Rasch näherten sie sich den Bergen, und schon bald kamen ausgedehnte Wiesen mit niedrig wachsenden Gräsern in Sicht. Auf ihnen weideten vier gedrungene, schwarze Rinder. Jedes dieser gewaltigen Tiere wog annähernd drei Tonnen. Auf ihren mit zottigem Fell bedeckten Schädeln thronten mächtige Hörner, ungemein harte und feste Waffen, mit denen sie ohne weiteres einen Baumstamm zertrümmern oder eine dicke Betonwand sprengen konnten. Mit einer Fußschaltung veränderte Carc die elektrische Spannung an der Unterseite des Erntewagens, und das Gerät bremste langsam ab. „Ich bin noch nicht einmal sicher, daß man über uns lachen würde, wenn man uns so sehen könnte", sagte Carc, während er auf den Boden hinabsprang und dann seiner Tochter die Arme entgegenstreckte, um ihr zu helfen. „Vielleicht beneidet man uns auch um die elegante Lösung des Transportproblems."
    Sie streckte zwei Finger zwischen die Lippen und pfiff schrill. Die Emya-Rinder warfen die Köpfe hoch und setzten sich in Bewegung. Schnaubend trabten die gewaltigen Tiere heran. Sie entschied sich für zwei von ihnen. Er tätschelte sie an den Lippen und gab ihnen damit zu verstehen, was sie von ihnen wollte. Dann schwang sie sich auf den Rücken eines der Rinder und wartete, bis auch ihr Vater sicher auf einem der Tiere saß. Mit leichten Schlägen der Peitsche trieb sie ihren Emya an. Ihr Vater verschränkte die Arme vor der Brust und tat sonst nichts weiter, um sein Reittier anzutreiben. Das war nicht nötig. Es schloß sich willig dem anderen an. Die übrigen beiden trotteten auf die Weide zurück.
    Jetzt ging es zunächst am Rand eines Waldes entlang, bis sie zu einem Fluß kamen. An seinem Ufer entlang ritten sie in die Berge. Es ging steil nach oben, vorbei an rauschenden Wasserfällen und über schroffe Felsen.
    Als sie etwa zehn Kilometer weit gekommen waren und dabei eine Höhe von annähernd dreitausend Metern erklommen hatten, erreichten sie eine steil aufragende Felswand. Aus drei mächtigen Rohren schoß das Wasser aus den Felsen in einen kleinen See. Von ihm aus floß es über steile Hänge ins Tal.
    Der Farmer und seine Tochter blieben auf den Rücken der Rinder, als es nun über einen schmalen Steg an der Felswand zu einem Plateau hinaufging. Der Aufstieg war mühsam und gefahrlich. Mit einem Antigravgleiter hätten sie ihr Ziel fraglos viel schneller und leichter erreicht, doch es galt, alles zu vermeiden, was den Topsidern als Ausrede für einen Angriff dienen konnte.
    Auf dem Plateau verharrten Carc Varen und seine Tochter für einige Minuten, um den Tieren eine Verschnaufpause zu gönnen und den Ausblick von der Anhöhe zu genießen.
    Sie konnten weit auf das Land hinaussehen, auf die ausgedehnten Felder, die im Licht der nun schon tief stehenden Sonne wie gegossenes Gold aussahen. Weit von ihnen entfernt, dichter unter dem Horizont, befand sich ihr Haus. Vom Plateau aus sah es aus wie das weiße Bruchstück einer Treppe, das von geschickter Künstlerhand genau an jene Stelle zwischen einigen sanft aufsteigenden Hügeln plaziert worden war, an der es am schönsten wirkte.
    Nach Osten hin erstreckte sich eine wilde Gebirgslandschaft mit vielen schroff aufsteigenden, kahlen Bergen und von Dschungeln überwucherten Tälern.

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