1514 - Das Muschelschiff
in der Gegenwart. Fliehe nicht in die Vergangenheit. Allein die Gegenwart ist es, was für die Zukunft zählt!"
Ich löste mich aus dem seltsamen Zustand zwischen Träumen und Wachen, in dem ich mich befunden hatte, und folgte ihr und den Kontiden. Wir schritten in einen niedrigen und breiten Korridor hinein, dessen Querschnitt mich an die Körperform der Kontiden denken ließ. Wir bewegten uns auf den freien Weltraum zu, in dem das Band der Milchstraße glänzte. Das heißt, zwanzig Meter voraus befand sich eine Projektion, die sich mit uns fortbewegte und immer denselben Abstand zu uns hielt. Sie zeigte die Galaxis, wie man sie von M13 aus sah. Und dann verschwand dieses Bild übergangslos, machte ganz kurz dem Flirren eines übergeordneten Kontinuums Platz und kehrte zurück. „Das Schiff hat seinen Standort gewechselt und sich ein paar tausend Lichtjahre von Jimmerin entfernt. Ich lege keinen Wert auf Verfolgung und Neugierige", verkündete die Stimme, die uns begrüßt hatte. „Ihr werdet es mir nicht übelnehmen!"
„Wer bist du?" rief ich. „Und was willst du von Gesil?"
„Ich bin ein Helfer der Menschheit, genau wie du, Arkonide!" kam die Antwort. Ich war felsenfest überzeugt, daß ich diese Stimme noch nie in meinem langen Leben gehört hatte. „Zeige dich endlich!" verlangte ich.
Ein Lachen antwortete mir, und ich spürte, wie ich leicht errötete. Ich wandte mich an Per-E-Kit. „Sage du endlich, mit wem wir es zu tun haben!"
Der Kontide rollte seinen Körper vorwärts, und er entwickelte eine beachtliche Geschwindigkeit dabei. Im Innern der ledernen Hülle blubberte und gluckste es. „Wenn es an der Zeit ist, ja", erklärte die helle Kinderstimme. „Es ist köstlich, ausgesprochen lustig. Wir müssen uns erst vergewissern, daß niemand uns folgt!"
„Wer sollte auf uns aufmerksam geworden sein?"
„Topsider, Arkoniden, Hanse-Spezialisten, andere Galaktiker, Fremde, Schergen des toten Assu-Letel, Spione fremder Mächte, ach, es gäbe unzählige Beispiele!"
Ich beschleunigte meinen Schritt und schloß zu ihm auf. „Kannst du dich etwas genauer ausdrücken?"
„Warte, bis dein Unbekannter sich dir zeigt!"
Damit ließ er es bewenden, und wir waren so schlau wie zuvor.
*
Die Räume im Innern des tausend Meter durchmessenden Muschelschiffs waren von beeindruckender Größe.
Wir kamen durch mehrere Hallen mit gewölbten Decken und einer Länge und Breite von mindestens hundert Metern. Der Fußboden federte leicht und machte einem das Gehen zum Genuß. Während wir immer weiter in das Schiff hineingeführt wurden, gesellten sich weitere Kontiden zu uns. Schweigend rollten sie uns voran oder folgten uns. Die Korridorwände links und rechts leuchteten in unterschiedlichen Farben, und ab und zu zuckten Blitze auf.
In einer Maschinenhalle blieb ich stehen und sah den hier arbeitenden Kontiden zu. Sie saßen in Schalen, die auf die Größe ihrer Körper zugeschnitten waren. Ihre Körper bildeten je nach Bedarf unterschiedliche Arme oder Tentakel aus, mit denen sie die Kontrollsektoren bedienten. Sie arbeiteten völlig geräuschlos, und auch die Maschinen und Anlagen gaben keinerlei Geräusche ab. Nirgends war auch nur das leiseste Summen zu hören.
Alles glänzte milchigweiß oder silbern, und die meisten Verkleidungen bestanden aus einem leicht spiegelnden Material, von dem ich nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, ob es Metall war oder nicht. „Es ist ein rein kontidisches Raumschiff", stellte ich fest, doch Per-E-Kit widersprach. Nicht alle Besatzungsmitglieder waren derselben Abstammung wie er. Es handelte sich um Angehörige verschiedener Völker.
In einer kleineren Halle mit einem halben Dutzend Türen hielten unsere Begleiter an. Per-E-Kit rollte uns voraus zur dritten Tür von links. Sie öffnete sich lautlos, und wir blickten in eine weite Landschaft hinein, die an einen urwüchsigen Dschungel gemahnte. „Vorsicht, stoßt nicht ständig an die Begrenzungen des kleinen Raumes an", pfiff der Fladen. „Die Sitzmöbel findet ihr mit euren Augen leicht selbst. Dies ist ein Raum, der für humanoide Gäste gedacht ist!"
Er wich zur Seite, und ich trat hinter Gesil ein. Die Tür schloß sich, und wir waren unter uns.
Mitten in den Projektionen aus Dickicht und in sich verschlungenen Geflechten entdeckten wir die Sessel, die sich in Farbe und Muster nahtlos in die Dschungelprojektion einpaßten.
Ich ließ mich in den Sessel sinken und lehnte mich zurück. Gesil nahm mir
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