1514 - Zombie-Dämmerung
mich überhaupt gefragt, verdammt?«
»Die anderen konnten mir keine Antwort geben.«
»Welche anderen?«
»Meine Geschöpfe.«
»Die Zombies?«
»Nenne sie, wie du willst. Sie befanden sich in einem Zustand, in dem sie nicht sprechen konnten. Also habe ich auch keine Antworten erhalten, wenn du das meinst.«
»Warum wolltest du das wissen?«
»Weil ich selbst noch nicht erfahren habe, wie man sich kurz vor seinem Tod fühlt.«
Die Worte trafen Karina hart. Jetzt konnte sie davon ausgehen, dass Kolew sie lebend nicht mehr aus dem Haus lassen wollte, und er präzisierte seine Antwort noch.
»Du hast deine Chance erhalten, aber du hast sie nicht genutzt. Du musstest ja zurückkehren, was ein schwerer, sogar tödlicher Fehler gewesen ist, denn es kann nicht mehr lange dauern, dann wirst du dich einfügen in die Reihe der anderen.«
Karina schluckte hart. Ein dicker Kloß saß plötzlich in ihrer Kehle. Sie wusste sehr genau, was dieser Schamane damit gemeint hatte, und der Schweiß brach ihr noch stärker aus allen Poren.
»Hast du noch eine Frage?«
»Ja, ich will genau wissen, was mit mir passieren soll.«
»Zuerst kommen die Schmerzen, das könnte ich mir vorstellen, denn diese Dunkelheit ist nicht nur in der Lage, Menschen zu schlucken, es kann sie auch zum großen Teil auflösen, und was von dir übrig bleiben wird, das hast du ja gesehen: ein Gerippe.«
»Zeig dich, du Hundesohn!«
Der Schamane lachte. »Verlierst du jetzt deine Nerven?«
»Nein, aber ich will sehen, wer mich töten will. Bis zur letzten Sekunde.«
»Du siehst sie bereits. Das bin nicht ich, das sind die Schatten. Sie werden dich vorbereiten, und sie werden auch deine Seele nehmen, wenn das Leben aus deinem Körper entweicht. Es ist das Wunder des Spuks, das dich überfallen wird. Und niemand wird dich jemals finden können, denn mit deinem Tod hat diese kleine Welt ihre Schuldigkeit getan. Wenn du stirbst, wird es auch sie bald nicht mehr geben. Ich lasse sie untergehen, das ist mit meinem Meister besprochen. Der Spuk hat nichts dagegen, denn er hat die Seelen meiner Geschöpfe bereits bekommen.«
Karina Grischin war schon immer klar gewesen, dass dieser Typ nicht scherzte. Nun aber war es tödlich ernst geworden. Sie steckte in einer Falle, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr entkommen konnte.
Es hatte keinen Sinn, sich herumzuwerfen, um einen Fluchtversuch zu wagen. Sie wäre ins Nichts gelaufen, denn sie konnte sich denken, dass man ihr den Ausgang versperrt hatte.
Trotzdem unternahm sie einen Versuch. Karina wollte feststellen, ob es in ihrer Nähe einen Widerstand gab, an dem sie sich hätte orientieren können.
Leider war da nichts. Ihre Hände griffen ins Leere. Auch als sie sich bewegte, blieb das so.
»Du hast keine Chance mehr. Du hast alles verspielt.«
»Ja, ich weiß. Dann zeig dich wenigstens noch mal, damit ich dir in die Augen schauen kann.«
»Ist das so wichtig für dich?«
»Ja, das ist es.«
»Gut, den Gefallen werde ich dir noch tun, wenn du dann leichter in den Tod gehen wirst.«
Noch lebe ich!, dachte sie und hütete sich davor, es auszusprechen. Sie wollte kämpfen. Sie brauchte nur eine kleine Chance, und die hoffte sie zu bekommen, wenn sie den Schamanen vor sich sah.
Er hielt tatsächlich Wort. Wie weit er von ihr entfernt war, als sie ihn sah, konnte sie nicht sagen. Aber er war da und kam sich vor wie ein Herrgott.
Die Finsternis hatte die normalen Konturen aufgelöst. Da gab es keine Grenzen mehr. Weder Wände, Türen noch andere Hindernisse, alles war durch die Schwärze aufgesogen worden.
In ihr stand oder schwebte der Schamane. Er hatte keinen Kontakt mit dem Boden mehr, und Karina musste ihren Kopf schon etwas zurücklegen, um ihn ansehen zu können.
Er hatte seine Arme ausgebreitet und wirkte wie ein Pope, der kurz davor stand, seinen Segen zu geben. Nur segnete einer wie er mit der Kraft einer schrecklichen Magie.
Nein, ich gebe nicht auf!
Karina dachte dabei weniger an ihre aussichtslose Lage, sondern nur daran, dass sie sich wehren wollte.
Deshalb zog sie ihre Waffen!
Es konnte sein, dass der Schamane sie dabei beobachtete. Zu ändern war das nicht, und deshalb wollte sie so schnell wie möglich handeln.
Nur nicht lange zögern, sondern sofort schießen.
Und das tat sie.
Zugleich feuerte sie die Schnellfeuerpistole ab, die ihre Kugeln auf die über und vor ihr schwebende Gestalt zu jagten…
Es war dieser Schritt gewesen, der mich dem Ziel nahe gebracht hatte, aber
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