1515 - Die Balkan-Bestie
sehen.
Der Werwolf war da. Das wusste ich auch, ohne dass mir mein Kreuz Bescheid gab. Die Bestie wusste aber auch, dass sie in der Stadt Feinde hatte, und so hoffte ich, dass sie sich zuerst um diese kümmern würde.
Ich atmete auf, als wir die Hauptstraße erreicht hatten. An ihr lag die Polizeistation. Suko gab noch mal Gas, um den Rest der Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Dann waren wir da.
Ein scharfes Bremsmanöver, das die Maschine rutschen ließ, was besonders mir nicht gut bekam, denn ich wurde vom Rücksitz geschleudert und landete auf dem Boden.
Suko hatte sich noch fangen können. Da die Zeit drängte, ließ er das Motorrad am Boden liegen und rannte auf den Eingang zu. Da rappelte ich mich auf, wollte hinter ihm her laufen und wurde von einer Frauenstimme gestoppt.
»So eilig, John?«
Aus der Bewegung heraus warf ich mich mit rudernden Armen herum.
Vor mir stand Morgana Layton, halb Mensch und halb Wölfin!
Zwar schockte mich dieser Anblick nicht, gewöhnungsbedürftig war er jedoch schon, denn auf dem Hals saß ihr normaler Kopf mit dem menschlichen Gesicht, und auch der Körper hatte seine menschlichen Formen nicht verloren, war dafür aber vom Hals bis zu den Füßen von einem dichten Fell bedeckt, das im schwachen Mondlicht sogar seidig glänzte.
»Jetzt habe ich es nicht mehr eilig«, flüsterte ich zurück und starrte in das helle kalte Augenpaar. »Was willst du von mir?«
»Frag doch nicht so dumm.«
»Dann sag es!«
»Ich will, dass du mich nicht mehr störst. Ich bin wieder zurück, und ich bin gekommen, um Zeichen zu setzen.«
»Wie hier mit der BalkanBestie?«
»Ja. Aber nicht nur sie ist wichtig. Ich bin gekommen, um abzurechnen. Ich lasse mir meine Macht nicht nehmen, verdammt noch mal. Und da stehen noch einige auf meiner Liste.«
»Wer?«
»Du kennst sie oder ihn.«
»Mallmann?«
»Ja.«
Ich lachte sie an. »Es wird nicht einfach sein für dich, verdammt nicht einfach. Er hat sich entwickeln können, er ist mächtig geworden. Er hat entsprechende Helfer an seiner Seite, mehr kann ich dir nicht sagen.«
Ich empfand die Szene sowieso als Farce. Da stand ich einer Werwölfin gegenüber und sprach mit ihr wie mit einem normalen Menschen. Das war irgendwie verrückt.
Morgana war auch nicht mit einer Person wie Justine Cavallo zu vergleichen.
Diese Verbindung zwischen der Blutsaugerin und mir war etwas anderes.
»Und was wolltest du mit der BalkanBestie?«, fragte ich sie.
»Ich hätte sie nicht hier gelassen. Ich hätte sie mit zu Mallmann genommen.«
»Das ist zu spät.«
»Meinst du?«
»Ja. Es wird keine zweite BalkanBestie mehr geben. Du wirst vorläufig wieder allein sein, Morgana und…«
Da erklang der Schrei.
Man konnte ihn als mörderisch bezeichnen, und ich wusste auch sofort, wo er aufgeklungen war.
Plötzlich war mir Morgana Layton egal. Ich drehte mich auf dem Absatz herum, wandte der Werwölfin sogar den Rücken zu und hetzte mit langen Schritten auf den Eingang der Polizeistation zu…
***
Für Jonny Rogowski war diese Gestalt nicht nur ein Werwolf. Er wusste, dass er Besuch vom Tod bekommen hatte, nur eben nicht in der Gestalt des Sensenmannes.
Er war sehr hart gegen den festen Boden geprallt. Es gab einige Stellen an seinem Körper, die ihm wehtaten. Er würde sich nicht mehr so schnell bewegen können, aber an eine Flucht war sowieso nicht mehr zu denken, denn die schreckliche Gestalt versperrte ihm den Weg.
Die BalkanBestie war nackt bis auf eine Hose. Man konnte den Werwolf als flauschiges Monster bezeichnen, denn um den Kopf herum wuchs das Fell so dicht, dass es wie eine Matte bis auf seinen Nacken hing. So sah der Kopf noch mächtiger aus, als er in Wirklichkeit war.
Und das galt auch für das Gesicht.
Nein, ein Gesicht war es im eigentlichen Sinne des Wortes nicht. Es war eigentlich ein Unding, etwas, das in einen Horrorfilm gehörte.
Böse und gnadenlose Augen! Ein mit furchtbaren Zähnen bestücktes, weit geöffnetes Maul, eine Bestie, wie sie im Buche stand.
Sie bückte sich blitzschnell. Diese Gewandtheit hätte ihr Jonny gar nicht zugetraut. Leider musste er die Folgen davon erleben, denn die Krallen griffen zu und zerrten ihn in die Höhe.
Er sah das Gesicht vor sich, rechnete mit dem Biss, schloss in seiner Panik die Augen und spürte, wie seine Hose vorn nass wurde. Und doch gab man ihm noch eine Galgenfrist.
Der Werwolf warf ihn quer durch den Raum, sodass er krachend auf seinem Schreibtisch
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