1517 - Die Mondhexe
leichten Kopfnicken.
»Perfekt«, lobte Tom Kerry. »Und jetzt werdet ihr aus eurer Starre erwachen und uns das geben, was wir verlangen. Schmuck und Geld, mehr wollen wir nicht. Aber nicht zu langsam, sonst werden mein Freund und ich nervös, und da geraten unsere Zeigefinger leicht ins Zucken, was für euch böse enden könnte.«
»Wir haben verständen!«, flüsterte der Mann.
»Gut, fangen wir mit dir an.« Kerry sprach noch immer. »Deine Brieftasche und danach die Uhr. Scheint eine Rolex zu sein - oder?«
Der Mann nickte.
»Sehr schön. Ich habe noch keine, und die gefällt mir ausgezeichnet, wirklich.«
Der Beifahrer sagte nichts. Er trug einen beigen Anzug und ein weißes Hemd. In der Jackentasche steckte die Brieftasche aus dünnem weichen Leder. Er gab sie ab, und Kerry bedankte sich mit einem Kopfnicken.
Dann klappte er die Brieftasche auf, nachdem er die Pistole auf die Kühlerhaube gelegt hatte, und suchte nach Geld.
Er fand einige Scheine, steckte sie ein und nahm auch die Kreditkarten an sich. Da beide Räuber dünne Handschuhe trugen, liefen sie nicht in Gefahr, dass man sie anhand ihrer Fingerabdrücke identifizieren konnte.
Viel Bargeld war es nicht. Er verlangte noch die Geldbörse, die er bekam. Dort fand er noch knapp zweihundert Pfund in kleineren Scheinen. Sie steckte er ebenfalls ein.
»Sonst noch was, Meister?«
Der ältere Mann schüttelte den Kopf.
Tom Kerry war zufrieden. Er kannte sich aus. Menschen wie die beiden besaßen nicht die Nerven, um noch etwas zu verstecken. Das hatte sie die Erfahrung gelehrt.
Auch um die Fahrerin würde sich Tom kümmern. So hatte Dany Pino Zeit, die Umgebung im Auge zu behalten. Es war durchaus möglich, dass jeden Moment ein anderes Fahrzeug auftauchte, weil weitere Gäste das Lokal verlassen hatten und sich nun auf dem Heimweg befanden.
Dany entfernte sich von dem Jaguar und blieb am Straßenrand stehen.
Rechts und links lagen Brachflächen, die mit hohen Gräsern bewachsen waren.
Der Blick glitt darüber hinweg bis hin zur Schnellstraße, die quer durch London in den Süden führte. Dort huschten die Lichter der Fahrzeuge entlang, denn auch um diese Zeit war die Straße noch befahren.
Von dort würde kaum ein Fahrzeug kommen, um das Restaurant anzusteuern. Nicht mehr um diese Zeit.
Etwas anderes beschäftigte Dany Pino viel mehr. Wieder hatte er den Eindruck, seinen Kopf in den Nacken legen zu müssen, um hinauf in den Himmel zu schauen.
Dort leuchtete der Mond!
Ein kaltes rundes Auge. Der Erdtrabant, der bereits seit urlangen Zeiten dort stand.
Über ihn war viel geschrieben und auch gesungen worden. Menschen richteten ihre Tätigkeiten oft nach dem Mondkalender. Ein Himmelskörper, der viel Kraft ausstrahlte, der für Ebbe und Flut sorgte und nicht unterschätzt werden durfte.
Daran hatte Dany Pino bisher nie einen Gedanken verschwendet.
Zudem war der Mond für ihn so etwas wie ein Neutrum. Da konnten die anderen Menschen erzählen, was sie wollten. Er hatte nicht an seine Kraft geglaubt, die die Menschen so sehr beeinflusste.
Doch jetzt war alles anders!
Dass sich sein Kumpan noch mit den beiden älteren Menschen beschäftigte, war für ihn unwichtig. Er sah nur den Mond und fühlte sich so seltsam.
Dany hatte das Gefühl, von irgendetwas angemacht zu werden. Nicht durch eine Person, sondern durch das blasse Licht, das der Mond verstreute. Er warf seinen Schein über die Erde und dort auch auf die Menschen mit ihren Gefühlen.
Der Mond war die Kraft, der Mond ging auf sie ein, und jetzt auch auf Dany Pino. Er fühlte sich nicht nur von diesem runden Kreis beobachtet, sondern regelrecht umfasst, als würde er nur für ihn dort stehen, um ihm eine Botschaft zukommen zu lassen.
Dass er einige Schritte ins Feld hineingegangen war, hatte er gar nicht bemerkt. Er zuckte zusammen, als er plötzlich die Stimme hörte.
»Willst du zu mir?«
Dany Pino hatte sich sowieso schon nicht besonders schnell bewegt, jetzt stand er da wie eine Holzfigur, die jemand mitten auf dem Feld abgestellt hatte.
Dany hielt den Atem an. Er wusste, dass jemand zu ihm gesprochen hatte, wusste aber nicht, wer es gewesen war. Er konnte nur sagen, dass er die leise Stimme einer Frau gehört hatte.
Aber wo steckte die Frau?
Da er sich nicht mehr bewegte, war es ihm auch nicht möglich, den Kopf zu drehen. Selbst seine Augen blieben starr, und so konnte er nur nach vorn schauen. Sein Mund öffnete sich wie von selbst, und er stellte eine Frage.
»Wer bist
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