152 - Die Tochter des Magiers
Arme aus und ließ das glänzende Licht durch die Poren in seinen muskulösen Körper sickern.
Das tat ihm gut. In diesem Moment dachte er nicht an die erlittene Niederlage. Er genoß nur das Mondlicht und bedauerte, daß es solche Nächte so selten gab.
Ein Gefühl von Stärke durchpulste ihn und wurde allmählich zum Machtrausch. Die Silberwelt mußte ihm gehören, ihm allein. Sobald er Sabras Zauberkraft übernommen hatte, würde er dem Höllenfürsten seine Bedingungen aufzwingen.
Die Hölle versuchte, alle Welten zu beherrschen. Überall wollte sie Fuß fassen und sich ausbreiten, doch auf die Silberwelt würde sie verzichten müssen, denn hier würde bald nur noch das geschehen, was Ronsidor der Schreckliche sagte.
Der Barbar mit dem langen, struppigen Haar und dem dicken, tief nach unten gezogenen Schnauzbart spürte, wie sein Zauberschirm ihm laufend Kraft übermittelte. Eine Kraft, die Sabra einbüßte.
Ronsidor hatte inzwischen eingesehen, daß es ein Fehler gewesen war, Thermae so früh anzugreifen. Er hätte warten sollen, aber es war nicht seine Stärke, sich in Geduld zu fassen. Er liebte den Kampf, und er gierte nach Siegen, an denen sein Leben bisher sehr reich gewesen war.
Nur gegen Thermae war er stets vergeblich angerannt, doch das würde bald anders werden. In Kürze würde Thermae nur noch ein Name ohne Bedeutung sein.
***
Ich traute meinen Augen nicht.
Da waren sie wieder, meine drei Probleme. Die silbernen Sklavenjäger!
Sie hatten meine Spur nicht verloren und nahmen das Risiko auf sich, von Ronsidor erwischt und getötet zu werden, bloß um mich zurückzukriegen. Ich schien auf der Silberwelt tatsächlich einen hohen Marktwert zu besitzen.
Nicht meine Freunde kamen, um mich von hier fortzuholen, sondern Otuna, Theck und Arson, die drei Silberdämonen, die mich so eiskalt getäuscht hatten, als wir uns das erstemal begegneten. [1]
Ich hatte ihnen gesagt, daß ich zu Shrogg, dem Weisen, wollte, und sie hatten mir angeboten, mich zu ihm zu bringen. In Wirklichkeit aber planten sie, mich nach Seysaus zu bringen und dort auf dem Sklavenmarkt an den Meistbietenden zu verkaufen. Diese Absicht hatten sie, wie sich nun herausstellte, noch nicht aufgegeben.
Nie hätte ich gedacht, daß ich die Barbaren, deren Gefangener ich war, um Hilfe rufen würde, aber ich mußte Alarm schlagen, damit mich die Sklavenjäger nicht fortholen konnten.
Ich wollte nicht nach Seysaus.
Wenn ich von hier fortging, dann nur, um nach Thermae zurückzukehren, mit Lomina an meiner Seite.
Als ich Luft holte, um loszubrüllen, handelte Otuna gedankenschnell. Sie machte eine Handbewegung - es sah so aus, als würde sie mit der Hand nach mir schnappen. Dabei drang ein Zischlaut aus ihrem Mund, und mir versagte die Stimme. Das Silbermädchen hatte mich zum Schweigen gebracht, ohne mich zu berühren. Wieder einmal zeigte sich, wie gut Otuna die Silbermagie beherrschte. Sie hatte mich unter Kontrolle.
Theck und Arson nahmen mir das schwere Holz ab. Um Lomina kümmerte sie sich nicht. Sie waren nur an mir interessiert. Vielleicht dachten sie, die Barbaren würden sie nicht verfolgen, wenn sie ihnen ein Opfer ließen.
Arson löste meine Fußfesseln und zerrte mich hoch. Ich schaute auf Lomina hinunter. Konnte sie auch nicht schreien? Wenn sie dazu in der Lage war, hätte sie es tun sollen. Ich forderte sie mit meinem Blick dazu auf, doch sie schien nicht zu verstehen. Oder wollte sie nicht verstehen? Hatte sie Angst vor den Silberdämonen?
Was hatte sie zu verlieren?
Wenn sie schrie, kam Aufruhr ins Lager der Barbaren. Ronsidors Krieger wären über die Silberdämonen hergefallen, und vielleicht hätte Ronsidor das Trio vernichtet. Otuna und ihre Freunde waren bestimmt nicht so stark wie er.
Der Zwischenfall hätte für uns sehr wertvoll sein können, denn während dieser Galgenfrist wäfen mit Sicherheit meine Freunde eingetroffen.
Aber Lomina blieb stumm. Sie sah mich nur unendlich unglücklich an.
»Ich sehe, du bist überrascht, mich wiederzusehen, Tony Ballard.«
Überrascht ja, aber nicht erfreut, dachte ich.
»Du brauchst dich nicht zu freuen«, sagte das, Silbermädchen. »Das wäre auch reichlich fehl am Platze.« Sie mußte sich in meine Gedanken eingeschaltet haben. Ich kannte das von Mr. Silver.
Jetzt, wo ich wußte, daß sie meine Gedanken las, dachte ich aggressiv: Ich wünsche dich und deine verdammten Freunde zum Teufel, du Miststück!
Einen Augenblick sah es so aus, als würde sie sich auf
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