152 - Die Tochter des Magiers
mich stürzen, aber dann beherrschte sie sich.
Grinsend sagte sie: »Du versuchst mich zu reizen, willst, daß die einfältigen Barbaren auf uns aufmerksam werden, aber den Gefallen tue ich dir nicht.« Sie griff nach meinem Arm und drückte so fest zu, daß es schmerzte. Otuna war unbeschreiblich stark.
Theck mußte nachsehen, ob draußen die Luft rein war.
Dann blaffte das Silbermädchen: »Vorwärts! Wir gehen!«
Warum nehmt ihr Lomina nicht mit? fragte ich im Geist.
»Sie bleibt hier - als Opfer für Ronsidor«, sagte Otuna.
Ihr könntet sie doch auch auf dem Sklavenmarkt von Seysaus verkaufen.
»Du genügst uns.«
Habt ihr Angst vor Ronsidor?
Wieder drückte Otuna fest zu, und dann stieß sie mich aus dem Zelt. Niemandem fiel auf, daß wir uns entfernten. Die Sklavenjäger hatten diesmal vier pferdeähnliche Reittiere - davon eines für mich. Sie zwangen mich, aufzusteigen und mitzukommen.
Wir ritten in die Wüste, weil die Silberdämonen damit rechneten, daß ihnen die Barbaren nicht dorthin folgen würden.
Ich war vom Regen in die Traufe geraten.
***
Roxane, Mr. Silver, Metal und Boram erreichten im Schutz der Dunkelheit die kleine Zeltstadt am Fuß des Vulkans. Sie vernahmen die Arbeitsgeräusche.
»Sie treffen die Vorbereitungen für die Opferzeremonie«, knirschte der Ex-Dämon. »Roxane, Boram - ihr achtet darauf, daß uns niemand in den Rücken fällt. Komm, Metal!«
Die beiden Silbermänner robbten hinter den Zelten vorbei. In welchem sich Lomina befand, wußten sie. Sie nahmen an, daß man dort auch Tony Ballard untergebracht hatte.
In der Nähe des schäbigen Zelts blieben sie kurz liegen. Erst als sie sicher sein konnten, daß niemand sie bemerkt hatte, krochen sie weiter.
Sobald Mr. Silver das Zelt erreicht hatte, stand er auf. Erstaunt stellte er fest, daß die Rückwand aufgeschnitten war. Um so besser. Dann brauchte er das nicht mehr zu tun.
Er schob den Stoff beiseite und verschwand im Zelt. Metal blieb draußen, um den Rückzug zu sichern. Mr. Silver war etwas enttäuscht, als er nur Lomina erblickte. Dann hatten die Barbaren Tony Ballard also in einem anderen Zelt untergebracht. In welchem, das mußte Boram herausfinden.
Der Ex-Dämon bedeutete dem Mädchen, still zu sein. Mit wenigen Handgriffen befreite er sie. Die Tochter des Weisen folgte ihm. Metal streckte den Kopf herein und meldete, daß jemand komme.
»Schnell raus und weg!« flüsterte Mr. Silver.
Metal streckte dem schönen Mädchen die Hand entgegen. Lomina griff danach, er zog sie aus dem Zelt und eilte mit ihr davon, ohne sich um seinen Vater zu kümmern. Das war ganz in Mr. Silvers Sinn. Es war wichtig, Lomina in Sicherheit zu bringen. Mr. Silver konnte schon selbst auf sich aufpassen.
Als der Ex-Dämon das Zelt verließ, sah er einen Barbaren. Der Mann hatte Metal und das Mädchen bemerkt. Zum Glück brüllte er nicht das ganze Lager zusammen, sondern legte blitzschnell einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens.
Daß Mr. Silver nur wenige Schritte von ihm entfernt war, wußte er nicht. Er zog den Bogen durch, kan? aber nicht mehr dazu, den Pfeil abzuschießen, denn Mr. Silver hatte bereits Shavenaar aus der Rückenscheide gerissen. Ein Streich mit dem Höllenschwert genügte, und die Gefahr war gebannt.
Metal traf mit dem Mädchen bei Roxane und Boram ein. Er zog Lomina hinter eine Bodenerhebung.
»Wo ist Tony?« fragte die weiße Hexe.
»Er war nicht bei Lomina. Sie müssen ihn in einem anderen Zelt untergebracht haben«, antwortete der junge Silberdämon.
»Ich werde ihn suchen«, sagte Boram sofort.
Lomina eröffnete ihnen, daß das keinen Zweck hatte. Sie berichtete, was mit Tony Ballard geschehen war.
»Er befindet sich zum zweitenmal in den Händen der Sklavenjäger!« knurrte Metal wütend. »Wir müssen ihnen Tony abjagen. Ihr Vorsprung ist noch nicht groß.«
Plötzlich kam Mr. Silver angerannt -und sechs oder sieben Barbaren befanden sich auf seinen Fersen. »Zu den Reitvögeln!« keuchte er.
Sie setzten sich hastig ab. Die Krieger schleuderten Speere hinter ihnen her und schossen mit Pfeilen auf sie. Metal informierte Mr. Silver ganz knapp über Tony Ballards Schicksal. Sie schwangen sich auf die Reitvögel und trieben sie an. Wenig später erreichten sie die Grenze von Thermae.
Doch sie behielten das scharfe Tempo auch noch bei, nachdem sie die Grenze hinter sich und somit Lomina in Sicherheit gebracht hatten. Erst vor dem Palast zügelten sie die Tiere und stiegen ab.
Im Palast wurden
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