152 - Die Tochter des Magiers
nicht gebrauchen. Du würdest mir in den Rücken fallen, wenn Asmodis es von dir verlangt!«
»Niemals!« beteuerte Benrii. »Für dich würde ich jederzeit mein Leben geben.«
»Du hast jetzt die Gelegenheit dazu«, sagte Ronsidor grinsend.
»Im Kampf. Nicht auf diese entwürdigende Weise.«
Die Krokodile schnellten hoch und schnappten in die Luft. Hart klappten ihre Kiefer aufeinander.
»Meine silbernen Lieblinge werden allmählich ungeduldig«, sagte Ronsidor. »Wie lange willst du sie noch warten lassen? Sie haben Hunger.«
Benrii sprang auf und wollte vom Podium stürzen, doch das ließ Ronsidor nicht zu. Ein einziges Zauberwort, unterstützt von einer raschen kreisenden Handbewegung, genügte, um Benrii zu bannen.
Um Benrii herum war ein glühender Ring entstanden, den er nicht verlassen konnte. Die magische Glut fraß sich in das Holz hinein. Bald würde sie sich durchgebrannt haben, und Benrii würde in die Grube fallen.
Jetzt flehte er nicht mehr um sein Leben, weil er eingesehen hatte, daß es sinnlos war. Er brüllte seinen Haß heraus, schrie, daß er Ronsidor verachte, daß er in ihm niemals seinen Gott gesehen hätte.
Er wies auf die Kuppel, die sich über Thermae wölbte. »Mögest du niemals Sabras Kraft bekommen. Möge keiner deiner Wünsche in Erfüllung gehen. Die Silberwelt willst du beherrschen? Ich sage dir, du bist verrückt! Du würdest dich nicht lange an der Spitze halten. Es würde sehr bald einer kommen, der dich entmachtet und dich deinen eigenen Krokodilen zum Fraß vorwirft!«
Mit allem, was Benrii schrie, zielte er darauf ab, daß ihn Ronsidor auf der Stelle tötete und ihm den Sturz in die Krokodilgrube ersparte, doch diesen Gefallen tat ihm Ronsidor nicht.
Der Schreckliche verstärkte lediglich die Glut, damit sie sich rascher durch das Holz fraß. Als es soweit war, fiel Benrii mit einem langgezogenen Angstschrei in die Grube. Fast augenblicklich deckten ihn die silbernen Krokodilleiber zu, und sein Schrei verstummte.
***
Glitzernde Tränen rannen über Lominas Wangen, als sie ihren alten Vater wiedersah. Still und kraftlos saß er in seinem fensterlosen Gemach und nahm niemanden wahr.
Roxane war bei Lomina. Sie trat an den Weisen und legte ihm sanft die Hand auf die knöcherne Schulter. Vorsichtig ließ sie Hexenkraft fließen, um den Greis zu wecken, und er reagierte tatsächlich darauf. Müde hob er sein blasses Gesicht. Sein langer weißer Bart zitterte, sein Blick schien von weither zurückzukommen, und das erste, was er wahrnahm, war… Lomina, seine geliebte Tochter.
Die tiefen Falten in seinem gramgefurchten Gesicht verschwanden zwar nicht, aber die grauen Schatten unendlicher Traurigkeit lösten sich auf.
Nach langer Zeit kam wieder Leben in Shroggs Augen. »Kind«, flüsterte er überwältigt.
»Vater«, preßte Lomina heiser hervor. Ihre Kehle war vom Glück zugeschnürt.
Beide hatten nicht damit gerechnet, daß sie sich noch einmal in diesem Leben sehen würden. Sie konnten es kaum fassen, daß sie einander in diesem Augenblick so nahe waren. Schluchzend umarmte Lomina ihren Vater.
»Wie dünn du geworden bist!« sagte sie ergriffen.
»Als ich hörte, daß du Ronsidor geopfert werden solltest, konnte ich nichts mehr essen«, sagte Shrogg schwach.
»Du wärst zugrunde gegangen.«
»Es hätte mir nichts ausgemacht. Du weißt, daß du mein ein und alles bist, Lomina.«
»Aber dein Tod hätte mir nicht geholfen.«
»Er hätte sich nicht vermeiden lassen. Ich wollte ohne dich nicht leben.«
Lomina strich liebevoll über den kahlen Kopf des alten Mannes. Ihre Hand zitterte. »Ich liebe dich, Vater«, flüsterte sie. »Nichts und niemand darf uns jemals wieder trennen.«
Roxane verließ die beiden. Sie stieg die Stufen hinauf und kehrte zu ihren Freunden zurück. Hier gab es im Moment nur ein Thema: Tony Ballard.
»Was können wir für Tony tun?« fragte Cardia, die Hellseherin.
»Sie werden - wie sie es schon einmal vorhatten - Tony nach Seysaus bringen«, sagte Mr. Silver. »Wir kennen also ihr Ziel und brauchen nicht ihrer Spur zu folgen. Wir können schnurstracks nach Seysaus reiten, während sie höchstwahrscheinlich einen Umweg durch die Wüste machen, damit ihnen Ronsidors Krieger nicht folgen. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb sie Lomina zurückgelassen haben: damit Ronsidor wenigstens ein Opfer hat und sich damit zufriedengibt.«
»Wir kommen mit euch nach Seysaus«, sagte Cardia. »Tony Ballard ist auch unser Freund.«
»Ihr
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