1520 - Schöhneit, die der Satan schenkte
und das scheint jetzt der Fall zu sein.«
Was sollte ich darauf antworten? Ich wusste nur, dass diese Wohnung nicht der richtige Ort für mich war. Ich musste Alexa van Dalen treffen, und Franca würde mir sagen, wo ich sie finden konnte.
Sie nickte. »Es liegt alles zusammen«, erklärte sie.
»Was?«
»Die Klinik und unser Übungsraum. Man kann auch Studio sagen. Beides ist unter einem Dach untergebracht.«
»Nicht schlecht. Und da finde ich auch Ihre Kolleginnen?«
»Ja.«
»Sie werden dort ausgebildet?«
»Ja, dort wird uns das Tanzen beigebracht. Wir müssen für die Bühne perfekt sein. Im Moment ist Leerlauf. Das ist oft so im Sommer. Erst nach den großen Urlaubswellen geht es wieder los. Aber trainiert werden muss eigentlich immer. Alexa will, dass wir immer besser werden und bald an den Meisterschaften teilnehmen.«
»Wann?«
»Im Winter.« Franca schaute zu Boden. »Und das auf europäischer Ebene. Wir alle machen mit.«
»Und dafür müsst ihr schön sein?«
»Ja, das hat sie uns gesagt. Kleine Fehler werden korrigiert. Dafür ist Dr. Morris da.«
Ich nickte. »Verstehe. So also läuft ihr Plan.«
»Und sie will gewinnen«, flüsterte Franca scharf. »Sie will unbedingt gewinnen. Da ist ihr jedes Mittel recht. Sogar mit dem Teufel schloss sie einen Pakt, denn ihrer Meinung nach kommt die wahre Schönheit nur aus der Hölle.«
Ich hatte verstanden, und mir war auch klar, dass ich die van Dalen und den Arzt nicht unterschätzen durfte.
Für mich stand fest, dass ich der Klinik noch am heutigen Tag einen Besuch abstatten würde. Als ich mit Franca darüber sprach, zuckte sie zusammen.
»Was, Sie wollen dorthin?«
»Warum nicht?«
»Sie ist gefährlich, sehr sogar.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken mehr zu machen, Franca. Sie werden dort nicht mehr üben müssen, das verspreche ich Ihnen.«
»Ich kann es nur hoffen.«
Es gab ja nicht nur sie, sondern auch den Schläger. Luka lag noch an derselben Stelle. Er hatte sich um keinen Zentimeter bewegt. In seinem Gesicht war an den Lippen das Blut eingetrocknet. Er schaute mich wütend an.
»Glaube nur nicht, dass du schon gewonnen hast, Bulle. Glaube es nur nicht.«
»Ich weiß. Es wird kein Spaziergang werden. Aber auch kein Horrortrip.«
»Man wird dich fertigmachen. Man wird dich auf den OPTisch legen, und dann wird der Doc dich bei lebendigem Leibe zerschneiden.«
»Er kann es versuchen.« Ich griff zum Telefon und rief einen Streifenwagen.
Bis der kam, konnte Franca einige Sachen zusammenpacken, um sich danach in Schutzhaft zu begeben. Ob sie da hundertprozentig sicher war, konnte ich nur hoffen, denn für jemanden wie Alexa van Dalen schien es keine Hindernisse zu geben…
Der Raum wurde von einer tiefer Bläue beherrscht, die sich überall ausgebreitet hatte. Die Wände, der Boden, die Decke, es gab nichts anderes als die blaue Farbe, in der etwas schimmerte.
Ein blaues Licht, ein indirekte Beleuchtung, die in den Wänden und der Decke versteckt angebracht worden war und aus ihnen hervorschimmerte, sodass ein Mensch, der diesen Raum betrat, sich orientieren konnte.
Und er hätte auch den Mittelpunkt des blauen Raumes sehen können.
Es war ein Bett, eine Liege.
Auf ihr lag eine Frau!
Wer genauer hinschaute, der konnte erkennen, dass sie keinen Faden am Leib trug. Sie lag dort wie hingegossen, als hätte sie sich für einen Besucher bereit gemacht, der in den nächsten Augenblicken eintreffen konnte.
Zwar hatte sie eine obszöne Lage eingenommen, doch es traf kein Besucher ein, den sie hätte beglücken können. Sie war und blieb allein.
Wäre jemand vorhanden gewesen, der sich in ihre Nähe getraut hätte, dann wäre ihm schon etwas aufgefallen. Mit einem Blick in die Augen hätte er deren Starre erkannt. Ohne Leben, weiß, mit schwarzen Pupillen.
Es waren ungewöhnliche Augen, die eigentlich nicht zu einem Menschen passten.
Alexa van Dalen lag reglos in ihrem blauen Refugium. Zwar standen die Augen weit offen, das war auch alles. Ansonsten gab es bei ihr kein Lebenszeichen.
Sie schaute gegen die blaue Decke, und sie sah dort noch etwas anderes.
Es war Franca Aragons Zimmer. Die Tänzerin hatte Besuch erhalten, der ihr überhaupt nicht passte. Ein Mann, von dem eine Gefahr ausging, der ihren Helfer Luka ausgeschaltet hatte und sich nun um Franca kümmerte. Und der genau bemerkt hatte, welche Gefahr sich ihm näherte.
Alexa sah alles. Ihr Geistkörper stand unter ihrer Kontrolle. Sie hörte sogar, was
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