1520 - Schöhneit, die der Satan schenkte
Teufel sicher, denke ich mir.«
»Ach, wohin denn?«
Ich lächelte auf ihn nieder. »Ach ja, ich möchte mich noch vorstellen. Mein Name ist John Sinclair, und mein Geld verdiene ich bei Scotland Yard.«
Das war eine Überraschung, mit der er nicht gerechnet hatte. Er glotzte mich an und schüttelte dann den Kopf. Er fing an zu lachen, was bei ihm nur ein Krächzen war, aber ich sah auch, dass sein öliges Gesicht an Farbe verlor.
»Nun?«
»Scheiße, ein Bulle.«
»So kann man es auch nennen.«
Luka presste die Lippen zusammen, um mir zu zeigen, dass er nichts mehr sagen wollte.
Ich ging zu Franca Aragon. Sie stand an der winzigen Spüle und trank Wasser aus einem Glas. Ihr Blick war zwar auf Luka gerichtet, doch in ihm war ein leerer Ausdruck.
Als sie das Glas absetzte, fragte sie: »Was geschieht denn mit mir? Wenn die van Dalen erfährt, dass ich nicht mehr in ihrer Truppe mitmachen will, wird sie kein Pardon kennen. Wer einmal in ihrer Truppe ist, der muss auch dort bleiben. Nur sie kann kündigen, nicht umgekehrt.«
»Keine Sorge, ich werde das klären. Sie müssen sich keine Gedanken über Ihre Zukunft machen.« Ich zwinkerte ihr zu. »Manchmal ist es gut, wenn man einen Polizisten kennt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir werden Sie in Schutzhaft nehmen. Ihre Aussagen sind für uns von großer Bedeutung.«
Luka hatte zugehört. Trotz seiner misslichen Lage fing er an, kreischend zu lachen. Dann schrie er: »Niemand kann dich schützen. Die Hölle ist zu stark. Die Hölle wird dich bestrafen, wie auch schon Rita, die Schlampe. Sie hatte mit ihrer Giftkapsel Glück, aber das Glück wirst du nicht haben. Du kannst der Bestrafung nicht entgehen, das schwöre ich dir.« Er regte sich so sehr auf, dass er rot anlief.
Ich würde ihn nicht zum Yard bringen, sondern ihn abholen lassen.
Später würde ich mich mit denen beschäftigen, die ihm die Befehle gaben.
Meine Worte hatten Franca gut getan. Sie konnte schon wieder lächeln, auch wenn es noch sehr verhalten ausfiel.
Es war einer dieser Momente gekommen, in denen es plötzlich sehr still war, und genau da geschah etwas, womit ich im Leben nicht gerechnet hatte.
Ich verspürte ein leichtes Brennen auf der Brust.
Verflixt, mein Kreuz!
***
Es war der Indikator dafür, dass sich hier etwas verändert hatte, obwohl mir nichts aufgefallen war. Aber ich war es gewohnt, Überraschungen zu erleben, und zeigte durch keinerlei Reaktion an, dass sich in der Umgebung etwas getan hatte.
Natürlich hatten Franca und Luka nichts bemerkt. Nur ich war durch die Sensibilität des Kreuzes gewarnt, und so richtete ich mich darauf ein, dass die andere Seite mich bereits erreicht hatte.
Ich wusste auch, dass die Zeit knapp wurde. Die Kollegen anzurufen, dass sie Luka abholten, dazu blieb mir nicht mehr die Zeit. Ich musste mich auf mein Kreuz konzentrieren und darauf, wodurch es gewarnt worden war.
Da gab es nichts.
So sehr ich mich auch umschaute, ich sah nichts. Nur wusste ich auch, dass sich mein Kreuz noch nie geirrt hatte.
Von diesem Luka ging keine Gefahr aus.
Ich ging zu ihm.
Er glotzte wieder zu mir hoch. »He, was ist? Du siehst so komisch aus, Bulle. Hast du Angst?«
»Bestimmt nicht.«
Ein Schrei brandete in meinem Rücken auf. Franca hatte ihn ausgestoßen, und das Entsetzen darin war nicht zu überhören gewesen.
Ich fuhr zu ihn herum und sah sie in einer abwehrenden Haltung auf der Stelle stehen. Beide Arme hatte sie nach vorn gestreckt, als wollte sie etwas abwehren, das sie angriff.
Ich sah es auch. Ein blaues Licht!
Nein, mehr eine Wolke, die mit einem tiefen Blau gefüllt war. Ich wusste nicht, woher sie gekommen war, sie war einfach da, und ich hatte das Gefühl, für einen Moment in ein tiefes Loch zu fallen, das mich aufsaugen wollte.
Woher war die Wolke so plötzlich erschienen? Sie war ein Zeichen des Bösen, vielleicht sogar ein Andenken der Hölle, und ich musste an die Bestrafung denken, von der Luka gesprochen hatte.
Sie schwebte in der Luft, ohne sich zu bewegen. Auch Franca rührte sich nicht. Sie schien zu einem anderen Menschen geworden zu sein, denn in ihrer Starre sah sie fremd aus.
Das Kreuz hing noch vor meiner Brust. Dort konnte es mir nicht helfen, und so streifte ich die Kette über den Kopf. Als das Kreuz auf meiner Handfläche lag, spürte ich die leichte Wärme, die allerdings nicht zugenommen hatte. Demnach war die Gefahr durch die blaue Wolke auch nicht größer geworden.
Ich bewegte mich mit kleinen Schritten
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