1523 - Das Projekt
der Siedlung in die beiden Fahrzeuge gepfercht werden: zwar nicht sonderlich bequem, aber immerhin sicher.
Im Kessel am südlichen Ende des Tales setzte die TABATINGA als erste auf. Das heißt, sie bettete sich in ein Prallfeld, so daß der südpolare Teil der Schiffshülle knapp einen Meter über dem Boden zur Ruhe kam. Die LORETO folgte in geringem Abstand und suchte sich einen Landeplatz in 800 Metern Entfernung. Die Feldtriebwerke bewegten sich noch im Leerlauf, da kam ein Gleiter das Tal heraufgeschossen.
Er setzte unweit der TABATINGA zu Boden. Die Luke öffnete sich, und drei Menschen stiegen aus: eine Frau und zwei Männer. Einer der beiden Männer war Ruddy McInerny. Der andere war von bedeutendem Alter, mit schlohweißen Haaren, breitflächigem Gesicht und einer kräftig ausgebildeten Nase. „Das Empfangskomitee", sagte Nikki Frickel. „Solche Leute darf man nicht warten lassen."
Sie bewegte sich in Richtung des Antigravschachts, der zur Bodenschleuse hinabführte. Loydel Shvartz folgte ihr. Nikki blieb stehen. „Ich weiß nicht, ob du mir nur das Geleit gibst oder möglicherweise die Absicht hast, mit mir hinauszugehen.
Das letztere schlage dir gefälligst aus dem Sinn."
„Warum?" fragte Loydel Shvartz verblüfft. „Wenigstens bei der ersten Begegnung möchte ich einen halbwegs guten Eindruck hinterlassen", sagte Nikki Frickel.
Sie ging weiter. Loydel Shvartz dagegen schien plötzlich die Kraft der Beinmuskeln verlassen zu haben. Er stand wie angefroren. „Ich bin noch nie so beleidigt worden", murmelte er.
*
„Das ist Moses Shelman", stellte Ruddy McInerny den Weißhaarigen vor. „Man nennt ihn auch den Weisen von Quorda, und diesen Titel hat er tatsächlich verdient."
Moses litt nicht an übertriebener Bescheidenheit. Lächelnd schüttelte er Nikki Frickel die Hand. „Nun, wenn man es so oft zu hören bekommt", sagte er, „dann muß wohl etwas Wahres dran sein."
„Und das hier ist Tashu", lachte McInerny, auf die noch recht junge Frau weisend, „die sich, nachdem ich ihr jahrelang mit meiner Zudringlichkeit auf die Nerven gegangen bin, endlich bereit erklärt hat, mit mir einen Ehevertrag auf Lebenszeit einzugehen."
Die Begrüßung war herzlich. Von der LORETO her kam Bordur Ohlsan. In seiner phlegmatischen, aber durchaus freundlichen und verbindlichen Art nahm er das Willkommen der Quordaner entgegen. „Wieviel Besatzung führt ihr mit?" erkundigte sich Moses Shelman. „Fünfhundert und ein paar Männer und Frauen", antwortete Nikki Frickel.
Der Weißhaarige verzog das Gesicht. „Auf so viele sind wir nicht eingerichtet", meinte er. „Wenn ihr euch ein oder zwei Tage geduldet, stellen wir euch natürlich ein Gästehaus hin. Die Fertigbauteile sind vorhanden ..."
„Mach dir darum keine Sorgen, Moses", wehrte Nikki ab. „Wir haben hier zu tun. Ich meine: hier im Talkessel.
Das ist der ideale Ort für unsere Installation. Wir bleiben an Bord der Schiffe." Sie rieb sich die Oberarme. „Da ist es wenigstens einigermaßen warm."
„Oh, wir haben auch geheizt", sagte Ruddy McInerny. „Wir kommen zwar nicht von Waigeo, aber wir haben es auch nicht gern, wenn uns die Augäpfel zufrieren."
„Danke trotzdem", antwortete Nikki. „Wir machen uns schnellstens an die Arbeit, und in ein paar Wochen, hoffe ich, seid ihr uns wieder los."
„Was für eine Arbeit ist das?" fragte Moses Shelman.
Nikki Frickel erklärte es ihm, zumindest oberflächlich, in wenigen Sätzen. Moses hörte aufmerksam zu, und als Nikki geendet hatte, sagte er: „Ein ehrgeiziges Unterfangen und genial obendrein. Ich nehme an, ihr werdet Erfolg haben, auch wenn es noch ein paar Jahre dauert. Wir sind nicht so sehr beschäftigt, als daß wir euch nicht zur Hand gehen könnten. Auf Quorda leben nur erstklassige Fachkräfte. Wenn ihr Hilfe braucht, müßt ihr es nur sagen."
„Ich danke dir, Moses", antwortete Nikki Frickel. „Wir haben zwar unsere eigenen Experten dabei, aber wenn ihr uns helft, bringen wir unser Projekt schneller zu Ende."
„In der Zwischenzeit hoffen wir, daß ihr wenigstens heute abend unsere Gäste sein werdet", fügte Ruddy McInerny hinzu. „Wir müssen euch zwar auf mehrere Häuser verteilen, aber herzlich willkommen seid ihr trotzdem."
„Wir nehmen dankend an", sagte Nikki Frickel. Sie hätte noch mehr zu sagen gehabt, aber als sie sah, wie Moses Shelmans, Ruddy McInernys und Tashus Blicke zur Seite wanderten, drehte sie sich selbst um und gewahrte die in einen SERUN
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