1526 - Mirandas Schutzengel
Messer. »Das ist mein bester Freund. Sorge dafür, dass du keine Bekanntschaft mit ihm machst, Bella.«
Miranda schwieg. Sie war noch nicht dazu gekommen, die Fahrertür aufzuschließen. Das tat sie jetzt und zog die Tür auf. In ihrem Innern tobte der Zorn. Sie fand es widerlich, von den beiden Gangstern angesprochen worden zu sein. Ebenso widerlich fand sie auch die Organisation, die hinter ihnen stand.
Sich vor der Mafia beugen, das wollte sie nicht, auch wenn sie Druck ausübte.
Miranda wollte in den Wagen steigen. Sie hatte sich auch schon gebückt, dann aber hielt sie inne. Sie öffnete den Mund, und es sah so aus, als wollte sie die beiden Gangster ansprechen.
Aber Miranda hatte etwas gesehen, das ihr die Sprache verschlug, sie jedoch gleichzeitig an die letzten Worte ihrer Mutter erinnerte.
Hinter den beiden Männern standen zwei Gestalten wie aus einem Horrorfilm entsprungen…
***
Miranda war nicht klar, ob es die beiden Gestalten wirklich gab oder ob sie sich nur etwas einbildete. Möglicherweise hatte sie zu viel erlebt. Da war etwas in ihrem Kopf durcheinander geraten, aber auch als sie mit den Augen zwinkerte, verschwand das Bild nicht.
Sie wunderte sich auch darüber, dass sie nicht anfing zu schreien, weil die beiden einfach zu scheußlich aussahen. Man konnte sie als eklige Skelette ansehen. Es gab keine richtige Haut auf ihren Knochen, stattdessen sahen sie aus, als wären sie von einer dicken Schleimschicht bedeckt, die von den Schädeln über ihre Knochengerüste tropfte.
Seltsamerweise gab es eine Ausnahme bei ihnen, und das waren die Hände. Auf den Fingern wuchs noch Haut, und die Spitzen endeten in langen grünlichen Nägeln, die wie Messer wirkten.
Miranda war nicht mehr fähig, in ihren Polo zu steigen. Und ihrem Gesicht war anzusehen, dass sich etwas verändert hatte. Ein abwehrendes Staunen hatte sich über ihre Züge gelegt.
Ihr Kopf schütteln war kaum zu bemerken, doch den beiden Mafiosi fiel es trotzdem auf.
»He«, raunte Leo, »was hast du? Willst du nicht fahren? Gefällt dir unsere Gesellschaft?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Was ist denn?«
»Hinter euch!«, flüsterte sie.
Leo grinste breit. »Den Trick kennen wir. Das kann jeder sagen. Lass dir was Besseres einfallen.«
»Es stimmt aber!«
Der Mann mit der Narbe hatte nichts gesagt und nur zugehört. Er war wohl der bessere Menschenkenner, schaute sich Miranda noch mal kurz an und drehte sich um.
Er sah die beiden!
Er tat nichts. Aus seinem Mund drang ein Geräusch, das auch zu einem Tier gepasst hätte. Er schüttelte den Kopf, und endlich merkte auch Leo, dass etwas los war.
Er fuhr ebenfalls herum.
»Scheiße!« Es war ein wilder Schrei, der sich aus seiner Kehle löste.
Dann schüttelte er den Kopf.
Ebenso wie sein Kumpan wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war völlig perplex, sah nur diese beiden Wesen, die sich auf die beiden Männer konzentrierten. Miranda hatten sie vergessen, sie sahen nur die Monster, und die Männer wussten, dass sie ihretwegen erschienen waren.
»Was ist das, Leo?«
»Keine Ahnung.«
»Sind die echt?«
»Das werden wir gleich haben.« Leo hielt wieder sein Messer in der Hand. Er wollte es wissen, er dachte nicht mehr darüber nach, wer die beiden sein konnten, und so schnell wie der Schrei aus seinem Mund fegte, so schnell war er auch mit dem Messer.
Er rammte die Klinge in den Schleim und zwischen die Knochen. Dabei wollte er noch immer nicht akzeptieren, dass diese Gestalten stärker waren als er, und das war sein Fehler.
Es waren auch keine Steinfiguren, die man einfach hingestellt hatte, sie lebten auf ihre Weise, und sie töteten auch so. Die messerscharfen Krallen waren nicht zu stoppen. Zudem hatte Leo auch nicht mehr an sie gedacht. Er sah noch, wie sie hochgerissen wurden, und einen Moment später sprudelte Blut aus seiner Kehle. Sein Hals war an der Vorderseite einfach zerrissen worden.
Er taumelte zurück. Und ob er noch mitbekam, dass der Narbenmann seinen Namen rief, war fraglich. Wie von einem Steinbrocken getroffen, brach er zusammen und blieb verkrümmt auf dem Boden liegen.
Das zweite Monster kümmerte sich um den Mann mit der Narbe.
Der Mafioso war sonst jemand, der sehr schnell reagierte, hier stand er auf dem Fleck wie angenagelt.
Ihn erwischte das zweite Krallenpaar.
Beide Pranken schlugen in Bauchhöhe in seinen Leib und drangen tief hinein.
Der Mafioso stieß nicht mal ein Röcheln aus. Er schaute nur völlig erstaunt nach
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