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1528 - Im Schlund der Bestie

1528 - Im Schlund der Bestie

Titel: 1528 - Im Schlund der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen, John, ist der Boden - wie sagte er noch? - nicht eben heilig. Er ist normal, er ist nicht geweiht, und deshalb hat man hier die Menschen begraben, die es verdient haben.«
    »Was heißt das?«
    »All diejenigen, die kein gottgefälliges Leben geführt haben. Die in den Augen der Kirche nicht würdig waren, um bei den normalen Gräbern ihre Ruhestätte zu finden.«
    »So ist das also.«
    »Angeblich sollen sich Verbrecher darunter befunden haben. Ich weiß es aber nicht. Man kann sagen, dass der kleine Friedhof hier in eine dunkle und eine helle Seite unterteilt worden ist.«
    »Das hat man selten.«
    »Ich weiß.«
    Ein fremdes Geräusch war nicht zu hören. Wir standen allein im Schatten der Kirchenmauer, hörten hin und wieder das Summen irgendwelcher Insekten, und dann sah ich, dass über Stefanies Gesicht ein Schauer rann.
    »Ist Ihnen kalt?«
    »Nein, höchstens innerlich. Ich habe den Eindruck, als würde aus dem Boden eine Kälte steigen, die ich nicht beschreiben oder gar fassen kann. Sie kriecht in mein Inneres hinein. Der Teil des Friedhofs hier ist mir unheimlich geworden.«
    Ich legte ihr einen Arm um die Schultern. »Dann lassen Sie uns nach vorn gehen. Außerdem würde ich gern mal einen Blick in die Kapelle werfen und hoffe, dass sie nicht verschlossen ist.«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Zur Hochzeit damals war sie jedenfalls offen.«
    Ich musste lachen. »Das soll wohl sein.«
    Die Tür an der Längsseite war größer als die in der Nische. Sie bestand aus dickem Holz, das schon so manchen Sturm überstanden hatte und entsprechend angenagt war. Ein Schloss sahen wir ebenfalls.
    Die Klinke sah blank aus. Sie hatte keine Patina angesetzt, also wurde sie hin und wieder benutzt - wie jetzt von mir. Ich drückte sie nach unten, und mein zweiter Druck galt der Tür. Mit der linken Hand übte ich ihn aus, aber ich hatte Pech.
    Nur um eine winzige Kleinigkeit ließ sich die Tür bewegen. Sie kratzte über den Boden, aber sie ruckte nicht nach innen.
    »Moment mal, John.«
    Steffi Kirchner wusste, was sie zu tun hatte. Sie half mir, und gemeinsam schafften wir es. Die schwere Eingangstür kratzte über den Boden hinweg, aber in den Angeln hielt sie und kippte nicht aus ihrer Lage.
    »Geht doch, John.«
    »Und ob.«
    Wir ließen die Tür los, als der Spalt breit genug für uns war. Ohne uns abgesprochen zu haben, blieben wir stehen und atmeten beide die kühle und leicht feuchte Luft ein, die uns aus dem Innern der Kapelle entgegenschlug.
    Es gibt Kirchen, die können auf einen Menschen, der sie betritt, einen unheimlichen Eindruck machen, wenn sie menschenleer waren. Das empfanden wir hier ebenso. Im ersten Moment flößte sie uns kein Vertrauen ein. Wir spürten nicht den Schutz, den sie uns geben sollte.
    Es mochte auch an der Düsternis liegen, die sich hier ausgebreitet hatte.
    Trotz der schmalen Fenster schluckten die Schatten das Licht.
    »So habe ich sie nicht in Erinnerung, John«, flüsterte Steffi.
    »Wie denn?«
    »Na ja, damals war sie geschmückt. Da brannten Kerzen, auch zwei Scheinwerfer. Jetzt habe ich den Eindruck, eine Gruft betreten zu haben, die von einem unheiligen Wesen besetzt ist.«
    »Na ja, das glaube ich nun nicht. Aber es stimmt schon. Die Kapelle ist etwas seltsam.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, Steffi.«
    »Was ist mit diesem Dämon?«
    »Ich spüre ihn nicht.«
    »Würde er sich denn hier wohl fühlen? Was meinen Sie?«
    »Dazu kann ich beim besten Willen nichts sagen. Es kann schon sein, aber es ist ein geweihter Ort, und Dämonen flüchten gern davor. Er erinnert sie zu sehr an ihre Niederlagen.«
    »Es ist gut, dass Sie es so sehen.«
    »Sie können hier warten, Steffi.«
    »Und was machen Sie?«
    Ich lächelte sie an, um sie zu beruhigen. »Ich werde mal einen kleinen Rundgang unternehmen.«
    »Wo wollen Sie…«
    »Nur durch die Kapelle hier.«
    »Das ist gut.«
    Alte Bänke standen quer zu dem kleinen und schmucklosen Altar, der aus einer flachen Steinplatte bestand, die auf einer ebenfalls steinernen Stütze stand. Als ich ging, knirschte es unter meinen Füßen, und ich sah neben dem Altar in der Wand ein schmales Steinbecken, in dem sich eigentlich hätte geweihtes Wasser befinden müssen. Es war wohl im Laufe der Zeit verdunstet. Nur einige Kristalle bedeckten den ovalen Boden.
    Einige Kerzen standen neben der Innenwand. Sie hatten schon mal gebrannt.
    Dickes Wachs war dabei an ihren Seiten nach unten gelaufen und hatte seine Spuren

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