1529 - Rückkehr in die Provcon-Faust
keine Ortung und sind manövrierunfähig.
Also setzen wir Notsignale."
„Und die Muschelschiffe?"
Sie zuckte die Schultern. „Wir haben keine Wahl. Hoffen wir, daß es in der Faust noch normalen Schiffsverkehr gibt. Bis vor ein paar Wochen war das der Fall."
*
Wenige Stunden später erschien ein Walzenraumer.
Mieka und Sammite atmeten auf; keine Muschel, also würden sie am Leben bleiben. Da nur noch die Anzugorter funktionierten, bemerkten sie die Walze relativ spät. Aber das war ohne Bedeutung.
Das Schiff war hundertzwanzig Meter lang und mit einer silbrigen Lasur lackiert. Das spärliche Sternenlicht der Wolke wurde als verwaschenes Punktmuster reflektiert. „An unbekanntes Rettungsboot", hörte Mieka über die Funkanlage ihres SERUNS. „Welcherart Hilfe benötigt ihr?"
Sie reagierte sofort. Ihr Pikosyn schaltete auf Sendung um. „Hier ein Beiboot der zerstörten AMATIL. Unser Mutterschiff ist beim Flug durch den Staubmantel verunglückt. Wir sind drei Überlebende. Wir bitten darum, geborgen zu werden."
„Wartet zehn Minuten."
Die Verbindung brach mit einem Knacken zusammen.
Drei Überlebende ... Zweieinhalb, dachte sie mit einem Seitenblick auf Manurod.
Zehn Minuten später war die Walze längsseits gegangen. Ein Prallfeldkorridor hüllte das Boot ein. Zunächst setzte Sammite über, dann folgte Mieka mit dem schwerelosen Manurod.
In der Schleuse gegenüber erwarteten sie zwei Männer.
Der erste war ein echter Hüne, mindestens zwei Köpfe größer als die Arkonidin. Schon auf den ersten Blick war er Mieka unsympathisch; das narbige Gesicht, die eng beisammenstehenden Augen.
Ihm gehörte die Funkstimme, Doch der helle Tonfall und die finstere Miene paßten nicht zusammen. „Mein Name ist Jon Killmert", sprach der Mann. „Ich bin der Erste Pilot der GÄA NOVA. Wir freuen uns, euch helfen zu können. - Und nun darf ich euch den Schiffseigner höchstpersönlich vorstellen: Beaunomet Jaffe!"
Der zweite Mann trat vor. Bei seinem Anblick straffte sich Mieka unwillkürlich; sie fuhr sich mit einer Hand ordnend durchs Haar. Warum gab es keine Spiegel hier? Wie ein kleines Mädchen, verdammt!
Und im Boot hatte sie andere Sorgen gehabt.
Beaunomet Jaffe war breitschultrig und gut gebaut. Eine Art melancholischer Zug prägte sein Gesicht. Sie hätte ihm hundert Jahre in die Augen sehen können - und wäre noch immer nicht müde.
Dazu die blütenweiße Uniform, der Ohrring ... Mieka lächelte. „Hallo, Beaunomet. Mein Name ist Mieka. Das hier ist Sammite."
Der Mann begrüßte zunächst ihre Begleiterin, dann sie selbst mit Handkuß. Wie altmodisch.
Außerdem ärgerte sich Mieka, daß er Sammite als erste beachtet hatte. „Ich freue mich, euch an Bord begrüßen zu dürfen", sagte Beaunomet Jaffe. „Nennt mich Beau, tut mir den Gefallen."
Siedendheiß fiel ihr Manurod ein. „Wir haben einen Verletzten", sagte sie. „Er muß so rasch wie möglich in Behandlung."
Jaffe gab seinem ersten Piloten einen Wink. „Jon Killmert! Kümmere dich darum."
„Ja, Beau ..." Der Hüne faßte Manurod unter den Achseln und dirigierte den schwerelosen SERUN hinaus. „Ihr könnt euch auf Killmert verlassen", meinte Jaffe. „Und nun zu uns. Mieka, Sammite; ich erlaube mir, euch in der Messe einen Drink zu servieren. Anschließend könnt ihr mir alles erzählen."
Mieka ertappte sich dabei, daß sie darauf brannte. Dieser Beaunomet gefiel ihr besser als alle Männer der AMATIL zusammen.
Dann aber dachte sie: als alle toten Männer der AMATIL; denn sie rechnete nicht damit, daß außer ihnen irgendwer überlebt haben könnte. Nein, Zufälle dieser Art waren fast ausgeschlossen.
Genau der richtige, Kleines, ermahnte sie sich. Sei kein schüchterner Frosch.
Jaffe führte sie in eine prunkvoll eingerichtete Räumlichkeit, etwa ein Dutzend Schwebesessel, eine Automatbar aus wertvollem Kristall, indirektes Licht von überallher. „Was ist mit Manurod?" fragte Sammite, bevor sie sich setzen konnten. „Ich bringe es in Erfahrung, Sam. Ich darf dich doch Sam nennen?"
„Lieber nicht", gab die andere zurück.
Jaffe lächelte und wandte sich ohne sichtbare Verstimmung dem Terminal an der Bar zu. „Blasierter Angeber", schimpfte Sammite leise.
Mieka hörte nicht hin. „Was für ein Mann", schwärmte sie. „Ein Glück, daß er gerade in der Nähe war."
Sammite schüttelte den Kopf. „Der Kerl taugt nichts. Ich kenne die Sorte."
Jetzt hatte Mieka keine andere Wahl mehr als zu reagieren. „Laß ihn
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