153 - Angelina, die Teufelin
Sein Glück war es, daß die Dämonin sich jetzt bei weitem mehr Zeit ließ; so schaffte er es, in Sichtweite zu bleiben. Immerhin konnte er hier und da einen Heckflügel des Wagens erkennen. Angelina umfuhr die Ballungszentren weiträumig und näherte sich dem Süden der Stadt.
Flindt fragte sich, was sie dort wollte. Schließlich erkannte er, daß Angelina nach Cinecitta fuhr, zur Filmstadt vor den Toren Roms. Flindt folgte ihr so weit wie möglich in den öffentlichen Bereich. Als er sah, daß sie ihren Wagen stoppte, hielt er auch an.
Angelina ging zu Fuß weiter und passierte eine Absperrung. Das bedeutete, daß sie hier nicht nur bekannt war, sondern auch mit Sicherheit jemanden kannte, den sie jetzt aufsuchte. Flindt überlegte. Wenn er selbst Erkundigungen einzog, war er aus dem Rennen, was das Unauffällige anging. Aber dann waren noch Dorian und Coco da.
Aber er brauchte nicht selbst einzugreifen. Ein Junge schlenderte gelangweilt an ihm vorbei und schien sich für den geparkten Lamborghini zu interessieren. Flindt kurbelte die Türscheibe seines Mietwagens herunter und rief den Jungen an. Mit ein paar Brocken Italienisch versuchte er sich verständlich zu machen. Was seine Worte nicht schafften, übersetzten zwei Tausend-Lire-Scheine. Der Junge rannte los, stoppte einmal nur kurz an dem Lamborghini, um einen Blick auf den Tachometer zu werfen, und rannte weiter. Flindt sah ihn auf den Pförtner zurennen und sich dann mit ihm unterhalten. Der Mann drehte Flindt jetzt den Rücken zu. Das nutzte der Dämonenjäger. Er enterte den Lamborghini, der nicht abgeschlossen war. Als er drin war, sah Flindt den Grund für den angeblichen Leichtsinn: das winzige Handschuhfach stand offen, und eine Diebstahlsicherung war eingeschaltet, die ohne gründliche Elektronik-Vorkenntnisse nicht zu überbrücken war. Der Däne hütete sich, die Zündung des Wagens auch nur schief anzusehen, um keinen Alarm auszulösen.
Er tarnte sich auf die einfachste Art, die es gibt: mit einer Sonnenbrille. Er saß auf dem Beifahrersitz. Auf seinem Schoß begann er die Hilfsmittel zu sortieren, die er einsetzen wollte. Zwei gnostische Gemmen, eine Silberscheibe mit einem starken Dämonenbanner und ein Flakon mit Weihwasser. Das, hoffte er, würde reichen.
Der Junge kam zurück. „Rothaarige Frau geht zu Signor Retti", sagte er. „Toller Wagen, nicht?" Flindt hatte ihn aus dem Lamborghini heraus gerufen.
„Toller Wagen", bestätigte er. „Und tolle Frau."
„Deine Frau, signore?"
„Vielleicht." Flindt grinste verzerrt. „Tust du mir noch einen Gefallen? Ruf für mich dort an und laß Signor Hunter und Signorina Zamis einen schönen Gruß vom alten Abi bestellen. Sie sollen so schnell wie möglich nach Cinecitta kommen. Ich warte hier auf sie."
„Ah, du bist Privatdetektiv, ja?" strahlte der Junge. „Klar telefoniere ich." Er streckte die offene Hand aus. Flindt hatte zwei weitere Tausend-Lire-Scheine selten so schnell verschwinden sehen wie jetzt. Er schrieb die Hotelnummer und die Namen auf und drückte den Zettel dem Jungen in die Hand. Die Hand blieb weiter offen.
„Gettone, per favore, signor Privatdetektiv!" verlangte der Junge.
Flindt seufzte. „Nix gettone. Hier, zweihundert Lire. Das gettone mußt du schon selbst kaufen."
Der Junge nickte und rannte davon. Abi Flindt wartete weiter. Er hoffte, daß Dorian und Coco die Nachricht erhielten und hierher kamen.
„Wer zum Teufel hat dir gesagt, daß du hierher kommen sollst?" fragte Federico Retti unfreundlich, als Angelina auftauchte. „Man könnte Verbindungen zwischen uns ziehen. Es reicht, wenn du auf der Party gesehen worden bist. In drei Tagen wird übrigens die nächste steigen. Ich sehe mich dazu gezwungen, obgleich es eigentlich noch nicht wieder an der Zeit ist. Aber ich muß Rücksicht auf gewisse Tagesereignisse nehmen."
„Und was ist das für ein Tagesereignis?"
„Rein gesellschaftlich", winkte Retti ab. „Du bist auch eingeladen. Aber halte dich um Luguris willen von den VIPs fern. Ich hoffe, du hast Marco schon vergessen."
Angelina zuckte mit den Schultern. Retti brauchte auch nicht alles zu wissen. Die rothaarige Dämonin zeichnete Symbole an Türen und Wände des kleinen, aber gediegenen eingerichteten Büros. Damit macht sie es abhörsicher. „Hunter ist in der Stadt", sagte sie. „Gestern abend habe ich seine Aura gespürt. Wir müssen ihn irgendwie aus der Reserve locken. Ich weiß nicht, wo er sich einquartiert hat."
„Wieso nicht? Du
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