153 - Das Ende der Technos
McGonnagle:
Ich bin Soldat, und nicht einmal einer der Schlechtesten. Ich mache immer, was mir gesagt wird, und denke nicht viel darüber nach. So hat’s mir unser Ausbilder beigebracht, und daran halte ich mich. Denken ist was für die Oberen. Für die Octaviane und so.
Natürlich war ich beunruhigt, als man mir von den Damurren erzählt hat. Hässlich sollen sie sein, und anders als wir. Ganz anders. Also, hat uns der Sergeant gesagt, weg mit den Typen.
Rübe ab und so.
Aber man hat mich nicht mitgenommen zu diesem Kratersee, von wo aus die Außerirdischen die Welt erobern wollten. Der Sarge hat gemeint, dass er dort andere Soldaten als mich braucht; solche, die mitdenken können oder so. Das blöde Arschgesicht. Aber wenn ich selbst einmal Sarge werde, dann…
Moment mal. Geht ja gar nicht mehr. Weil, die Jungs sind wahrscheinlich alle tot.
Ach ja: Ich wollt eigentlich erzählen, warum ich aus dem Bunker raus bin.
Als es finster wurde, hab ich mir nicht viel dabei gedacht.
Wird schon wieder, hab ich mir gesagt. Bleibst halt sitzen und wartest, bis dich die Ablöse ruft. Ich war am großen Aufzug zur Oberfläche eingeteilt. Schichtdienst und so. Ein wenig abseits vom Hauptbunker.
Aber als nach zwölf Stunden noch immer niemand gekommen war, hab ich mir doch überlegt, dass da irgendwas nicht stimmen könnte.
Also bin ich in die Zentrale zurückmarschiert. Dabei hab ich mir ein paar Mal die Birne angeschlagen, und meine Nase hat auch ganz schön was abbekommen. Am Eingang zur Hauptebene hab ich ein Licht gesehen. Irgendein Zivilist ist dort gestanden, mit ’ner Kerze in der Hand.
»Bleib stehen!« hat er gekreischt, und noch mehr Blödsinn.
Er hat echt nicht gut ausgesehen, der Typ. Kratzer im Gesicht, Blut auf der Brust. »Ich will hier raus!«, hat er dann gesagt und wollte auf mich einstechen. Na, da hab ich mich ans Kriegsrecht erinnert, das kenn ich in- und auswendig. Soldaten dürfen in Notsituationen alles, heißt es da. Also hab ich dem Zivilistenarsch das Messer weggenommen und es ihm dorthin gerammt, wo’s weh tut. Die Kerzen hab ich ihm abgenommen, die hat er eh nicht mehr gebraucht, und bin weitermarschiert.
Lauter Wahnsinnige sind da herumgelaufen. Sie wollten sich gegenseitig davon überzeugen, wer denn Recht hätte, und dabei haben sie aufeinander eingeschlagen mit allem, was so rum lag.
Unsere normalen Waffen funktionieren nicht mehr, hat mir so’n Typ erzählt, der im Sterben lag. Nur noch die alten Trommelrevolver.
Kein Problem, dacht ich mir. Ich hab immer ein paar Knarren auf Lager in meinem Zimmer. Das ist mein Hobby. Ist ein gutes Gefühl, sich jederzeit selbst verteidigen zu können.
Also hab ich mich durchgeschlagen bis zu meinem Quartier, hab Munition und einen Revolver gerafft und mich wieder ins Gewühl gestürzt. Ich hatte ja keine Befehle! Irgendwer musste mir unbedingt sagen, was ich tun sollte. Sogar einen von diesen Octavianen hab ich gefragt, was Sache ist. Er hat aber nix geantwortet, weil er ziemlich tot war. Hab ich ihm gegönnt, diesem Grimes. Der wollte immer nur an meinem Kopf herumdoktern und blöde Sachen wissen. Was ich als Kind gemacht hätte und so’n Scheiß.
Aber eine Stunde später hab ich Glück gehabt. Ich hab meinen Sarge getroffen. Den neuen, natürlich. Der alte war ja wie die meisten anderen am Kratersee.
Der neue Sarge hat auch ein Loch in der Brust gehabt, aus dem blubbernd die Luft gepfiffen ist. »Verschwind – pfeif! von hier«, hat er gemurmelt. »Da ist – pfeif! – nichts mehr zu – pfeif! – retten.«
»Aber ich bin Soldat«, hab ich geantwortet. »Ich kann nicht einfach so ohne Befehl abhau’n.« Ich hab mich nicht mehr ausgekannt, wirklich!
»Ich – pfeif! – befehle dir – pfeif! – zu flüchten«, hat er noch gelallt, und dann hat er seinen letzten Pfeifer getan.
Befehl is Befehl. Also bin ich zum großen Aufzug zurück, aber der hat nicht funktioniert. So doof, wie manche glauben, bin ich auch wieder nicht. Ich bin dafür ausgebildet, aus solchen Situationen zu entkommen. Und ich hab mich an die Luftschächte erinnert.
War gar nicht leicht, dorthin zu kommen. Hab noch einen Typen abstechen müssen, der plötzlich aufgetaucht ist.
Ehemaliger Kumpel von mir, der mit’m Soldatensein aufgehört hat, weil er zu alt geworden war. Armes Schwein. Aber er wollt mir die Kerzen wegnehmen.
Und im Zugang zu den Entlüftungsschächten bin ich dann auf die anderen gestoßen…
***
Der dritte Tag
Mboto stand da, sein
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