1533 - Das Tarot-Rätsel
alle seine Freunde, das kann ich Ihnen sagen.«
»So meine ich das nicht. Gab es nie eine Frau, eine Freundin, die ihn besucht hat?«
»Das weiß ich nicht.«
»Und wie steht es mit einem Mann?«
Simon Braddock hob den Kopf. »Meinen Sie, dass er schwul gewesen ist?«
»Man muss alles ausloten.«
»Hm.« Der Konstabler kratzte mit dem Fingernagel über seinen Nasenrücken.
»Das kann natürlich sein. Es ist auch menschlich, doch wenn Sie mich nach Beweisen fragen, so kann ich Ihnen beim besten Willen keine nennen. Pete lebte schon recht zurückgezogen.«
»Kennen Sie seine Wohnung?«
»Nein. Er lebte zur Miete unter dem Dach. Das Ehepaar, dem das Haus gehört, ist gar nicht hier. Es befindet sich auf einer Kreuzfahrt irgendwo in der Karibik, aber die beiden sind froh gewesen, einen so vertrauenswürdigen Mieter zu haben. Da sie sehr reiselustig sind, konnten sie immer unbesorgt fahren.«
»Wir würden uns die Wohnung gern mal ansehen«, sagte Suko.
»Das ist kein Problem.«
»Da wäre noch etwas«, sagte ich.
»Und was?«
Ich griff in die Tasche und holte die Tarotkarte hervor. Sie lag in einer kleinen Plastikhülle, und das Motiv war gut zu erkennen. »Die Karte ist bei Pete Lambert gefunden worden. Sagt sie Ihnen möglicherweise etwas?«
»Mal schauen.« Der Konstabler nahm sie in die Hand, schaute sich das Motiv an und wir sahen, dass es einige Male auf seiner sonst so glatten Stirn zuckte.
»Probleme?«, fragte ich.
»Nicht unbedingt.«
»Aber…?«
Braddock deutete auf die Karte. »Ich will mich nicht hundertprozentig festlegen, aber ich glaube, ich kenne die Frau.«
Das war eine Aussage, mit der keiner von uns gerechnet hatte. Wir blickten uns überrascht an, und mein Freund fragte: »Glauben Sie das nur? Oder wissen Sie es?«
»Ich bin mir fast sicher.« Er schaute noch mal auf das Motiv der Karte.
»Zumindest weist sie eine große Ähnlichkeit auf.«
»Und mit wem?«
Der Kollege überlege nicht lange. »Die Frau heißt Ethel Brown.«
Der Name sagte uns nichts. »Weiter, bitte«, sagte ich.
Braddock hob die Schultern. »Sie ist hier in der Gegend bekannt als Kartenlegerin. Tarot, verstehen Sie?«
»Ja, das sagt uns was, Ihnen auch?«, fragte ich.
Der Konstabler schüttelte den Kopf. »Nein.« Er winkte ab. »Dafür interessiere ich mich nicht. Ich halte nicht viel von diesen Dingen. Ich bleibe lieber mit beiden Beinen auf dem Teppich. Alles andere ist mir suspekt.«
»Hat sie denn Kundschaft?«, wollte ich wissen.
»Wie ich hörte, ja. Sie ist über die Grenzen dieses Kreises bekannt. Angeblich soll sie auch Mitglieder des Hochadels besuchen. Das wäre nicht mal so ungewöhnlich, denn Windsor Castle liegt nicht weit entfernt. Ich habe gehört, dass Ethel Brown dann zu ihnen muss. Sie selbst gehen nicht zu ihr. Man nennt sie die Tarot-Lady.« Er hob die Schultern und reichte mir die Karte zurück. »Viel mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
Suko stellte die nächste Frage. »Und was halten Sie persönlich von ihr? Haben Sie schon mal mit Ethel Brown Kontakt gehabt?«
Er überlegte. »Was heißt Kontakt?«, meinte er nach einer Weile.
»Keinen direkten, wenn Sie das meinen.«
»Aber…«
»Nun ja, hier in Woodside und Umgebung kann man sich nicht aus dem Weg gehen. Da sieht man sich immer wieder. Aber ich war nie bei irgendwelchen Sitzungen oder Einführungen in die Geheimnisse des Tarots dabei. Wie ich schon erwähnte, das ist auf keinen Fall meine Welt. Ich lebe mehr in der Realität. Andere Menschen sehen das nicht so.«
»Wenn das so ist«, sagte ich, »dann kennen Sie auch die einzelnen Motive dieser Karten nicht?«
»Nein.« Er deutete auf die Karte, die ich noch nicht eingesteckt hatte.
»Da muss ich passen, Sir. Dieses Motiv habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Was allerdings nichts heißen muss. Ich weiß, dass jede Karte ihre eigene Symbolik hat, und wie sie genau gelegt werden, ist mir auch nicht bekannt.«
»Das gehört auch nicht zur Allgemeinbildung.«
»Und wie sieht es bei Ihnen aus, Sir?«
Der Konstabler lächelte etwas schief. »Ich denke, in Ihrem Job ist das anders. Wenn man wie Sie so viel mit ungewöhnlichen Kräften oder Mächten zu tun hat, dann müssen Sie über solche Sachen Bescheid wissen.«
»Nicht unbedingt.«
»Ach, dann kennen Sie sich nicht aus?«
»So ist es. Ich musste mich nicht unbedingt öfter damit beschäftigen. Mir sind die Grundregeln bekannt. Ich kenne so etwas wie die Basis, aber das ist auch alles.«
»Außerdem
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