1533 - Das Tarot-Rätsel
mir.«
»Aber ich bin noch mehr. Ich bin die Wahrheit. Ich bin die Königin aus Sternenlicht, die damals dabei gewesen ist, als vieles erschaffen wurde, aber man hat sie vergessen, gehasst und später wieder geliebt, so wie jetzt.«
»Eine Ethel Brown?«
»Richtig. Und zugleich eine Frau, die den Weg gefunden hat, nach dem viele suchen. In mir steckt die alte Kraft, denn wie du selbst weißt, geht nichts verloren, nur die Zustände ändern sich…«
Allmählich sah ich klarer. Das war auch bei Suko der Fall, der mir heimlich zunickte. Hier hatte es eine Frau verstanden, die uralten und magischen Kräfte für sich zu nutzen.
Nur leider nicht zur positiven Seite hin, da brauchte ich nur an den Toten zu denken. Und ich ging davon aus, dass er nicht der Einzige bleiben würde, wenn wir diese Person mit dem Allerweltsnamen Brown weiter gewähren ließen. Sie sah sich als die Sternenkönigin an, die ihre Kraft aus dem kalten Licht des Alls schöpfte. Die Gesetze des Tarots hatte sie als Mittel zum Zweck genutzt und getötet, um zu beweisen, wie stark sie war.
»Warum musste der Mann sterben?«, fragte ich sie.
Sie konnte sogar lachen, doch keinem von uns gefiel dieses Gelächter.
»Es ist eine Demonstration der Macht gewesen«, erklärte sie, »denn ich wollte die Menschen auf mich aufmerksam machen, ich habe bewiesen, wie gefährlich ich sein kann. Ich musste herausfinden, ob es die alte Kraft tatsächlich noch gibt. Genau das ist mir gelungen. Es gibt sie noch, das weiß ich, und ihr habt es ebenfalls erlebt.«
»Ja, das haben wir.«
»Ab jetzt bin ich bereit.«
»Wozu?«, fragte ich.
»Um die Herrschaft zu übernehmen. Ich habe mich lange genug vorbereitet und auch versteckt. Ich habe hier gelebt, aber man hat mich nicht akzeptiert. Die Menschen haben mich gemieden. Hier nannte man mich zwar offiziell Lady Tarot, aber für viele war ich nur eine Kartenlegerin, über die man heimlich gelacht hat und der man aus dem Weg ging. Das ist nun vorbei. Ich bin stark geworden. Im alten Ägypten wurde die Basis gelegt, in einem geheimnisvollen Tempel, in dem das uralte Wissen bewahrt wurde! Ich habe es erfahren dürfen, mich hat man akzeptiert, ich bin als die Sternenkönigin wiedergeboren worden. So muss man es sehen und nicht anders.«
Ich glaubte ihr. Hier hatte eine Frau ihre eigentliche Aufgabe gefunden.
Ich spürte, dass sich in meinem Magen ein Knoten bildete. Ich wusste, welch eine Macht sie besaß, und dass auch mein Kreuz gegen sie nicht ankam, machte die Sache nicht eben besser.
Ich dachte daran, dass ich schon zahlreiche Gegner und Gegnerinnen erlebt hatte, aber so etwas wie diese Sternenkönigin war mir noch nicht untergekommen. Sie war eine Macht, auch wenn sie recht harmlos aussah, sogar irgendwie schön, aber auch von einer Kälte umweht, die einen Menschen frösteln lassen musste. Man konnte sie nicht als eine bösartige Hexe bezeichnen, sie sah auch nicht so aus, aber diese Kälte, die in ihr steckte und dort auch nicht blieb, sondern für uns fühlbar war, konnte tödlich für uns sein, wenn sie sich noch verstärkte.
Da brachte es auch nichts, dass ich mein Kreuz bei mir trug, darüber würde sie nur lachen.
»Aber ich muss euch ein Kompliment machen«, erklärte sie. »Sogar ein großes Kompliment. Nicht jeder ist so schlau, mich hier aufzutreiben und der Wahrheit ins Auge zu schauen. Ihr habt sie erlebt, aber ich sage euch, dass euch meine Kälte ebenso schlucken wird, wie es schon mal geschehen ist.«
Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Suko zu Wort. »Das heißt, du willst uns töten?«
»Ja, denn ich hasse es, wenn jemand versucht, hinter mein Geheimnis zu kommen.«
»Du hast es uns selbst erzählt.«
»Das weiß ich. Aber ab jetzt macht euch darauf gefasst, dass ich euch immer auf der Spur bin. Denkt stets daran, wie mächtig die uralten Kräfte gewesen sind, die von den meisten Menschen heute vergessen wurden. Dagegen kommt heute so leicht niemand an. Ich bin verdammt worden, aus dem Kartenspiel entfernt, aber ich bin nicht tot, ich war nur vergessen und werde jetzt meine Zeichen setzen…«
Sie hatte genug geredet und zog sich zurück. Das geschah auf eine ungewöhnliche Weise. Es war der umgekehrte Vorgang, wie wir ihn zuvor erlebt hatten.
Ihre Gestalt löste sich auf. Das Bild entstand doppelt. Wir sahen das Original unter der Decke, und das Spiegelbild malte sich auf dem Tisch ab.
Egal, was sie uns gesagt und angedroht hatte, egal auch, was mit uns geschehen würde, es
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