1533 - Das Tarot-Rätsel
die Stirn. »Dabei gebe ich zu, dass sie auch mir Rätsel aufgibt. Und ich kann mir nicht helfen, aber für mich gibt es eine Verbindung zwischen der Sternenkönigin und ihr.«
»Dann weißt du mehr als ich.«
»Kann sein.«
»Und worüber machst du dir Gedanken?«
»Ich kann dir nichts Konkretes sagen, Suko, aber ich möchte sie mir noch mal aus der Nähe anschauen. Ich weiß auch nicht, aber etwas treibt mich einfach zu ihr.«
»Dann musst du gehen.«
Ich brauchte nur wenige Schritte zurückzulegen, um sie zu erreichen: Es war klar, dass sie nicht das Aussehen haben konnte wie auf einer diese glänzenden Tarotkarten. Ein Bildhauer hatte sie aus Stein geschaffen, und die Zeit hatte für eine Patina gesorgt, die die gesamte Gestalt umschloss. Und so hatten Wind und Wetter ihr praktisch nichts anhaben können.
Sie saß so friedlich auf ihrem Thron.
Der Stein kam mir ungewöhnlich glatt vor. Die Hände lagen übereinander und stützten sich auf dem geschlossenen Buch ab.
Wer sie so sah, der musste einfach an ein Bild von Frieden und Eintracht denken, und als ich in die Augen schaute, da kam es mir vor, als wäre ihr Blick nach innen gerichtet, als befände er sich in einem zeitlosen Zustand von Frieden, und das, weil sie eben das geschlossene Buch bewachte, das sicherlich viele Geheimnisse barg.
Die Sternenkönigin hatte von einem uralten geheimnisvollen Tempel gesprochen, der sich in Ägypten befunden hatte. Es sollte ein Tempel voller Geheimnisse sein, und irgendwo mussten diese Geheimnisse niedergeschrieben worden sein. Möglicherweise in einem Buch, das die Hohepriesterin als Hüterin des Wissens an sich genommen hatte.
Man hat oft über ein geheimnisvolles Wissen in bestimmten Geschichten gesprochen. Wer heute davon redet, der denkt an die Naturwissenschaft. So war es vor vielen tausend Jahren nicht gewesen.
Das Wissen damals speiste sich aus mystischen Quellen der Natur und der großen und ewigen Weisheit, die in einer Verbindung mit dem Urweiblichen stand.
Ich interessierte mich auch für den Mond, der über ihrem Kopf lag. Es war ebenfalls ein Symbol. Im Laufe der Jahre hatte ich viel gelernt, und ich wusste auch um dessen Bedeutung. Man konnte ihn mit der sogenannten Isiskrone in Verbindung bringen, und so deutete er auf eine Vermengung zweier Frauengestalten hin. Der ägyptischen Hauptgöttin Isis und der christlichen Jungfrau Maria.
Ich glaubte nicht daran, dass ich sie mit der Sternenkönigin vergleichen konnte. Sie war nicht schlecht, sie war nur geheimnisvoll.
Sie überragte mich nicht, und so musste ich nur die Hand ausstrecken, um über ihre Wange zu streichen. Es war schon ein seltsames Gefühl, das ich erlebte, ganz anders als beim ersten Mal. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Stein nicht so kalt war, wie er hätte sein müssen. Er war von einer innerlichen Wärme erfüllt, was mich schon wunderte und mich auf den Gedanken brachte, dass die Figur zwar aus Stein bestand, dass sich aber in ihrem Innern etwas anderes befand, das irgendwie auf ein Leben hinwies.
Suko hatte bemerkt, wie zögerlich ich über die Wange gestrichen hatte.
In meinem Rücken hörte ich seine leise Frage.
»Stimmt was nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Aber du…«
»Ja, ich weiß, was du sagen willst. Komm her…«
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Wenig später berührte er die Skulptur ebenfalls.
Da ich ihn von der Seite her beobachtete, sah ich, wie er die Augenbrauen anhob und seine Stirn in Falten legte. »Ich denke, John, dass ich dir zustimmen muss.«
»Was hast du denn gespürt?«
»Das ist nicht einfach nur Stein. Nach außen hin schon, aber im Innern ist ein leichtes Vibrieren zu spüren. Oder was hast du dabei festgestellt?«
»So etwas in dieser Richtung. Unsere Sternengöttin oder Sternenkönigin hat sie möglicherweise manipuliert.«
»Warum?«
Darauf konnte keiner von uns eine konkrete Antwort geben. Aber Suko wollte nicht aufgeben. Er holte die Dämonenpeitsche hervor und schlug den Kreis. »Was meinst du, John, soll ich es noch mal versuchen?« Er schaute auf die Riemen.
»Ja, warum nicht.«
»Okay, ich tue uns den Gefallen. Einmal sind wir damit einen Schritt weiter gekommen. Auch wenn ich hier keine helle Schicht aus Sternenglanz sehe, vielleicht ist sie innen. Man kann nie wissen.«
Es war ruhig in unserer Umgebung. Trotzdem wurde ich den Eindruck nicht los, dass uns geheimnisvolle Augen beobachteten und darauf warteten, dass wir etwas unternahmen.
Suko schlug zu.
Wir hörten
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