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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flüssigkeit. Claudine ging davon aus, dass es sich um Gin handelte.
    Magnin nahm eine Flasche in die Hand und öffnete sie. Ohne die junge Frau aus den Augen zu lassen, setzte er die Flasche an und trank einen kräftigen Schluck.
    Claudine Petit sah, wie sich die dünne Haut an seinem Hals beim Schlucken bewegte. Der Mann trank viel, rülpste danach und stellte die Flasche wieder auf das Regal.
    »Willst du auch einen Schluck?«
    »Nein.«
    »Keinen Alkohol, wie?«
    »Das nicht. Ich will nur heute nicht.«
    Er schob seinen Hut höher. Das Gesicht hatte eine Haut, die der jungen Frau irgendwie schmutzig vorkam. Zumindest sah der Kerl alles andere als gesund aus.
    »Dabei wäre es besser für dich.«
    »Ach? Und warum?«
    »Ganz einfach. Wenn man betrunken ist, stirbt es sich viel leichter.«
    »Und das wissen Sie?«
    »Klar.«
    »Sind Sie schon mal besoffen gestorben?«
    Der Totengräber fing an zu lachen, worüber sich Claudine wunderte.
    Denn so lächerlich fand sie das alles nicht. Ebenso wenig wie den Blick der Augen, die sie anstarrten.
    »Was ist denn?«
    »Eigentlich schade, dass du sterben musst. Aber du bist die letzte Zeugin. Es ist alles so gut vorbereitet gewesen.«
    »Dann hast du das Geld gezahlt?«
    »Habe ich. Im Vergleich zu dem, was man als Erfolg bezeichnen kann, ein geringes Entgelt. Es ist der Weg der Verdammten, den die Helfer und ich vorbereitet haben, und ich weiß, dass am Ende nur unser Sieg stehen wird.«
    »Wir haben nur die Schädel ausgegraben.«
    »Was wichtig war. Die Körper konnte man als Knochen in der Erde lassen. Die alten Geister wollten nur ihre Schädel haben, alles andere war ihnen egal.«
    »Und welche Geister sind das gewesen?«, fragte die junge Frau.
    »Die der Templer. Sie haben vor ihrem Tod noch die Kurve bekommen. Es war so wunderbar.«
    Claudine konnte dem nicht zustimmen. Sie senkte den Kopf und schwieg. Sie wollte nichts mehr hören, und sie wollte auch nichts mehr sehen. Ihr Leben hatte eine Wendung genommen, die sie sich beileibe nicht gewünscht hatte. Sie war auch nicht neugierig und fragte nicht nach, was mit ihr geschehen würde, aber sie hatte den Gedanken an Flucht nicht aufgegeben und schielte immer wieder zur Tür hinüber, die Magnin leider geschlossen hatte. Bei einem Fluchtversuch würde sie die erst aufreißen müssen.
    Magnin setzte die Flasche noch mal an und ließ den Gin in seine Kehle gluckern. Er war nicht dumm. Er hatte die Blicke der jungen Frau bemerkt und lachte jetzt.
    »Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht«, flüsterte er. »Aber hüte dich. Ich sage es dir noch im Guten. Solltest du es versuchen, bist du tot.«
    Komisch, dachte Claudine, die Worte können mich nicht mehr schocken.
    Ich bin…
    Sie dachte nicht mehr weiter, denn ein Lachen riss sie aus ihren Gedanken.
    Der ehemalige Totengräber hatte es ausgestoßen und deutete mit beiden Händen auf das Fenster. Es zeigte in Richtung Friedhof, und sicherlich gab es hinter dem Glas nicht nur die Dunkelheit zu sehen, was die nächsten Worte Magnins auch bestätigten.
    »Die Verdammten sind da«, flüsterte er mir heiserer Stimme…
    ***
    Godwin de Salier und ich waren nach Lauville gefahren und sehr auf der Hut gewesen, aber auf der Fahrt gab es nichts, was uns hätte misstrauisch werden lassen müssen.
    Die kleine Stadt zeigte ihr normales Gesicht. Abendliche Ruhe war eingekehrt, und es saßen auch keine Menschen mehr vor ihren Häusern.
    Die Luft war ihnen zu kühl geworden, bedingt durch einen abendlichen Wind aus Richtung Westen.
    Ja, alles war normal, nur nicht in meinem Innern. Dort hatte sich ein unbestimmtes Gefühl ausgebreitet. Ich dachte darüber nach, nur ließ es sich nicht konkretisieren. Es war einfach eine Vorahnung. Möglichweise auch deshalb entstanden, weil sich meine Gedanken noch immer mit dem Verschwinden dieser Geistertruppe beschäftigten, denn ich hatte sie in Richtung Lauville gehen sehen.
    Auch der Templerführer sah nicht eben glücklich aus. Dass er sich mit ähnlichen Gedanken beschäftigte, entnahm ich seiner Mimik. Er runzelte oft die Stirn oder deutete ein Kopf schütteln an, was mir natürlich nicht verborgen blieb.
    »Dir gefällt die Sachlage nicht - oder?«, fragte ich ihn.
    Godwin lachte. »Dir denn?«
    »Im Prinzip auch nicht.«
    »Eben. Hier ist etwas, hier muss etwas sein. Da gibt es keine andere Erklärung. Diese verdammte Bande mit ihrem Anführer kann nicht einfach abgetaucht sein, als wäre sie vom Teufel in die Hölle gelockt

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