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1535 - Tanz der Nocturnen

Titel: 1535 - Tanz der Nocturnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geheimnistuerei um die Siganesensippe. Gab es da irgend etwas zu verbergen?
    Beth war entschlossen, der Sache nachzugehen
     
    4.
     
    Beth fand, daß sich die Hauptstraße der Stadt seit 724 Jahren, eigentlich seit das Hansekontor gegründet worden war, kaum verändert hatte.
    Noch immer reihte sich hier ein Geschäft an das andere, jedes zweite davon ein Modesalon oder ein Drugstore.
    Dazwischen jede Menge Bars und Cafes, die sich voneinander weder durch die Öffnungszeiten noch dadurch unterschieden, was sie ausschenkten, sondern einzig und allein durch ihre Namen - ja, und vielleicht durch die Kundschaft.
    Cafes waren etwas für Familien mit Kindern und für Damenkränzchen, Bars wurden hauptsächlich von männlichen Gästen aufgesucht. Aber hier wie dort konnte man sich mit Notturno berauschen oder mit Straab aufputschen. Ja, und einen Unterschied gab es noch: Cafes waren für Gurrads und Kartanin off limits. Dorthin begaben sich Magellaner und Pinwheeler nur, wenn sie handfeste Händel suchten.
    Man fand in der Mainstreet über 200 verschiedene Fachgeschäfte, die auf Magnetverschlüsse für Raumanzüge spezialisiert waren, auf Knöpfe, holografische und andere Ansichtskarten oder auch Perücken für Sammler, Kunstgegenstände, Antiquitäten, Jagdausrüstung, Robotbestandteile, Haushaltsgeräte und was es dergleichen mehr gab.
    Die Barbiere der Mainstreet waren sich nicht zu gut, alle Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen, die Bäcker buken jede gewünschte Form, auch Brote in Form lebensgroßer Ertruser. In den Fischgeschäften wurden Meerestiere unter allen von Terra bekannten Namen angeboten, obwohl sie natürlich aus dem St.-Elms-Meer oder einem der anderen Binnenmeere stammten.
    Es gab nichts, was es in den Geschäften der Mainstreet nicht zu kaufen gab. Was man nicht bekam, das kannte der Hanseat ohnehin nicht. Und manchmal bekam man unter einem bekannten Namen auch etwas ganz anderes.
    Und es gab mehrere Dutzend Syntronikläden, von denen allerdings lediglich nur Smortys ein akzeptables Sortiment besaß. Die anderen syntronischen Fachgeschäfte wurden ihrem Ruf selten gerecht, und man konnte dort höchstens ausrangierte Positronik aus der Prä-Hansezeit erstehen.
    Was Smortys für Syntronik-Freaks - und natürlich auch für Gerüchtehändler war, das war Inxters Bar für den Straabgenießer. Aber Inxters war eigentlich mehr. Es war das In-Lokal schlechthin. Alles was Rang und Namen hatte, war hier, zu gegebener Stunde, anzutreffen. Mit etwas Glück konnte man hier einen der elf Hanse-Sprecher treffen oder sogar den obersten Hansechef Pirmin Deix höchstpersönlich. Allerdings konnte es einem auch passieren, daß man in eine Keilerei verwickelt wurde und sich danach fragte, was denn einen Besuch dieses Lokal so erstrebenswert machte.
    Ja, in der Hauptstraße der Stadt schien die Zeit seit über 700 Jahren stillgestanden zu haben.
    Wenn damals vielleicht das In-Lokal auch nicht Inxters Bar geheißen hatte, man Syntronisches nicht bei Smortys kaufte und die Modesalons wirklich noch die neuesten Trends der Milchstraße präsentieren konnten. Aber die Vielfalt der Geschäfte und die Aufmachung und Architektur ihrer Portale waren heute wie damals die gleiche.
    Bethia Malaro konnte das, wie jeder andere Hanseat auch, beurteilen, denn FTV brachte mehrmals die Woche Features über die Geschichte des Hansekontors, die mit Originalaufnahmen aus der Gründerzeit dokumentiert wurden.
    Vielen Hanseaten hingen diese nostalgischen Sendungen schon zum Halse heraus. Aber man mußte verstehen, daß der Fornax-Sender, außer über regionale Ereignisse, die ohnehin von Mund zu Mund schnellstens weitergegeben wurden, nicht viel zu berichten hatte, da das Hansekontor vom übrigen Universum abgeschirmt war.
    Dafür sorgten seit 724 Jahren - exakt seit dem 31. Januar 447, um genau zu sein - die Nocturnenschwärme. Und nicht einmal Sie schien in der Lage, diese Barriere zu durchbrechen.
    Würden sich nicht gelegentlich Raumschiffe ins Fornax-System wagen und bis zum Faalin-System vordringen, dann wüßte man auf Kontor Fornax noch nicht einmal, daß die Milchstraße über 650 Jahre lang in einen undurchdringlichen Wall gehüllt gewesen und daß dieser Chronopuls-Wall erst in jüngster Zeit niedergerissen worden war.
    Den Hanseaten von Kontor Fornax erging es ähnlich wie den Milchstraßenbewohnern, der Unterschied war nur der, daß sie nicht Opfer eines machthungrigen Diktators waren und mit ihrem Schicksal ganz gut zurecht kamen -

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