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1536 - Ghoul-Parade

1536 - Ghoul-Parade

Titel: 1536 - Ghoul-Parade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht gelang, denn Suko war schneller.
    Gezielt kamen seine Schläge. Jedes Mal hörte ich es klatschen. Die Riemen hinterließen tiefe Spuren in der Schleimmasse, und bei jedem Treffer spritzten die stinkenden Schleimtropfen in die Höhe.
    Die Leichenfresser vergingen. Sie trockneten von innen her aus. Es war auch für uns ein Phänomen, dem zuzuschauen. Trotz unserer langen Erfahrungen konnte ich immer nur wieder den Kopf schütteln, wie leicht diese widerlichen Wesen letztendlich zu besiegen waren, wenn man die richtigen Waffen besaß.
    Suko schlug nicht mehr zu.
    Es gab keinen Ghoul mehr, der seine Massen über den Boden bewegt hätte. Sie lagen auf dem Boden verteilt, als wollten sie einen Stern bilden. Die grünlichen Körper sahen aus, als hätten sie sich in undurchsichtiges Milchglas verwandelt, und als ich einige Male mit dem Lauf der Beretta auf eines dieser Wesen schlug, da brach es zusammen wie ein Berg Zuckerguss.
    Ellen Slater lag auf dem Boden und bewegte sich nicht. Sie hatte einen Schlag am Kopf abbekommen. Da sie auf der Seite lag, war die Wunde zu sehen, aus der Blut geronnen war. Johnny war nicht bewusstlos. Er hatte nicht mitbekommen, was geschehen war, und den Kopf lieber nach unten gedrückt. Doch dann spürte er, dass es keine Gefahr mehr für ihn gab, hob langsam den Kopf und sah als Erstes mich.
    »John?«, flüsterte er.
    Ich lächelte und nickte.
    Das war zu viel für Johnny. Erst die Angst um sein Leben, dann die Erlösung. Da musste es bei ihm einfach zu einer Reaktion kommen. Und Johnny weinte wie ein kleiner Junge…
    ***
    Es war gut, dass es in unserem Wagen einen Verbandskasten gab. So konnten wir Ellen Slater, die aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, notdürftig verarzten.
    Suko desinfizierte die Wunde, und danach klebte er ein Pflaster darauf.
    Ellen sprach so gut wie nicht. Manchmal flüsterte sie einige Worte, die niemand von uns verstand.
    Johnny saß auf dem Rücksitz. Er hatte die Strecke bis zum Rover gehen können, wenn auch unter Schwierigkeiten, aber es war ihm möglich gewesen. Nur Ellen hatte Suko tragen müssen. Beide lebten, und beide wussten ebenso wie wir, dass dieser Fall noch nicht vorbei war. Es gab jemanden, der Johnny hatte sterben sehen wollen, und das erklärte uns mein Patensohn, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
    »Crichton steckt dahinter. Er hat diesen Kreis gegründet. Er weiß, was mit den verdammten Leichenfressern passiert ist.«
    »Und warum das alles?«, fragte ich. »Das weiß ich nicht, John. Ich gehöre ja nicht zum Kreis, im Gegensatz zu Ellen. Sie hat noch die Kurve bekommen, aber das ist bei Crichtons anderen vier Helfern nicht der Fall.«
    Davon mussten wir ausgehen, und ich hatte mir vorgenommen, diesem Bibliothekar noch an diesem Abend einen unerwarteten Besuch abzustatten. Inzwischen hatte sich das Tageslicht zurückgezogen. Am Himmel spielte sich noch der Kampf zwischen den beiden Gegensätzen ab. Uns wurde ein grauviolettes Farbenspiel präsentiert, über dessen westlichem Grund ein schmaler Blutstreifen schwebte, der von der untergehenden Sonne stammte.
    Die Fesseln an Johnnys Füßen waren nicht so einfach zu lösen. Wir schafften es nicht. Dafür waren die entsprechenden Fachleute nötig, aber das hatte Zeit.
    Für Suko und mich war wichtig, dass wir Ken Crichton aus dem Verkehr zogen. Johnny konnte uns dabei nicht helfen. Da mussten wir uns schon an Ellen Slater wenden, die ihn besser kannte.
    Zwar war sie wieder bei Bewusstsein, aber sie litt noch unter den Folgen des Schlages. Wenn sie ihren Kopf bewegte, zuckte sie jedes Mal zusammen, weil ihre Schmerzen dann schlimmer wurden.
    »Ellen«, sprach ich sie leise an. »Sie wissen vielleicht, dass es jetzt auf Sie ankommt?«
    »Nein.«
    »Es geht um Crichton.«
    Sie schaute mich an. Ich saß auf dem Beifahrersitz und hatte mich zu ihr umgedreht.
    »Sie kennen ihn gut.«
    »Ja, die anderen und ich gehören zu ihm. Er wollte uns zeigen, dass es auf dieser Welt noch ganz andere Dinge gibt als die, die man mit den eigenen Augen sieht.«
    »Das waren die Ghouls.«
    »Ja, er kannte sie. Er wusste, was in dem Massengrab geschehen war. Er wollte uns nachweisen, wie vielfältig das Leben ist und dass auch andere Mächte in unser Leben eingreifen können. Wer unter ihrem Schutz steht, ist unbesiegbar, hat er gesagt.«
    »Und das wolltet ihr sein?«
    »Ich weiß es nicht mehr, Mr Sinclair. Wir wollten auf jeden Fall etwas Besonderes erleben und der Langeweile des Studienalltags entgehen.

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