1536 - Ghoul-Parade
Auf den Weg wollte uns Ken führen, und deshalb haben wir auch den Kreis gegründet. Es war eine Union der Gleichgesinnten, aber dann passierte das mit Evelyn Wood. Ed Robson hat es noch gefilmt. Nur drehte er dann durch und hat Johnny den Film gezeigt. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, was er damit bezweckt hat.«
»Vielleicht wollte er nur angeben und zeigen, wozu er fähig ist. Nur geriet er bei Johnny an den Falschen. Es ist ja leider in Mode gekommen, brutale und Menschen verachtende Vorgänge aufzunehmen und sie anderen Leuten zu zeigen, damit sie geschockt werden.«
»Da kann ich nicht mitreden. Ich wollte es nicht. Ich habe alles für einen spannenden Spaß gehalten. Dass es Tote gibt, das habe ich nicht gewollt…« Sie schüttelte den Kopf, schrie aber auf und presste dann beide Hände gegen ihre Wangen.
Ich hätte Ellen Slater gern in Ruhe gelassen, aber das war nicht möglich, den wir brauchten ihre Aussage. Nur sie konnte uns zu Ken Crichton führen, denn ich glaubte nicht, dass er sich zu dieser Zeit noch in der Universität aufhielt.
Deshalb fragte ich Ellen direkt. »Wo können wir Ken Crichton finden?«
Sie reagierte zuerst nicht. Ich wollte die Frage schon wiederholen, da ließ sie ihre Hände sinken, und so lag der Mund frei, sodass sie mir eine Antwort geben konnte.
»Er ist jetzt wohl in seiner Wohnung.«
»Okay, das habe ich mir gedacht. Und wo wohnt er?«
»In der Nähe der Uni. Es ist ein altes Gartenhaus, das er sich umgebaut hat.«
»Steht es einsam?«
»Ja, relativ. Es bewacht praktisch die Versuchsanlage der Biologen, die in der Nähe etwas anpflanzen und dort auch ein Gewächshaus errichtet haben. Crichton muss Miete an die Uni zahlen. Er fühlt sich in seinem Bau wohl, das hat er uns gesagt.«
»Und dahin zieht er sich zurück?«
»Jeden Abend.«
Ich schaute Suko an und musste nichts mehr sagen, denn mein Freund kam mir zuvor.
»Dann sollten wir doch mal hinfahren und ihm einen guten Abend wünschen.«
Dagegen hatte ich wirklich nichts. Aber mir fiel noch etwas ein, und das musste ich loswerden.
»Was ist mit Ihren vier Freunden, die ebenfalls zum Kreis gehören, Ellen? Wo können wir die finden?«
»Sie leben in einer WG.«
»An der Uni?«
»Ja, nicht weit weg. So konnten wir immer schnell zusammenkommen, wenn Ken es wollte.«
Gehört hatten wir genug. Auch wenn sich die restlichen Mitglieder des Kreises nicht bei ihrem Mentor aufhielten, wir würden ihnen trotzdem einen Besuch abstatten und vielleicht sogar noch in der vor uns liegenden Nacht…
***
Als wir das Ziel erreichten, hatte die Dunkelheit bereits ihre schwarze Decke über London ausgebreitet.
Natürlich gab es zahlreiche Lichter, aber es existierten auch dunkle Ecken, und eine dieser Ecken war von uns angefahren worden.
Ich hatte inzwischen bei der City Police angerufen. Jemand würde sich dort um Ellen Slaters Roller kümmern, der noch immer im Straßengraben lag.
Ellen hatte uns den Weg erklärt und uns schließlich neben einer hohen Hecke stoppen lassen.
»Dahinter liegt das Gelände. Sie müssen nur den Weg hier weitergehen, dann erreichen Sie ein Tor. Es liegt auf der rechten Seite.«
»Danke.«
Ellen und Johnny blieben im Rover zurück. Suko hatte Johnny seine Beretta überlassen, damit er sich im Notfall verteidigen konnte.
»Danke, Suko.«
»Geht schon in Ordnung.«
Wir machten uns auf den Weg und schritten durch eine stille Nacht. Wir brauchten nicht miteinander zu reden. Wir waren beide entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn wir Crichton gegenüberstanden.
Von ihm wussten wir nichts, doch wir konnten uns auf manch böse Überraschung gefasst machen, davon gingen wir aus.
Das Tor war schnell erreicht. Ein Schild hing daran und verbot Unbefugten das Betreten des Geländes. Natürlich hielten wir uns nicht daran.
Das Überklettern des Tores bedeutete kein Problem für uns.
Auf dem Grundstück pflanzten die Biologen ihr Gemüse und auch andere Dinge an. Das Gewächshaus lag rechts von uns.
In dem zweiten Haus auf dem Grundstück lebte Ken Crichton.
Es bestand nicht aus Glas wie das Gewächshaus und sah aus wie eine Blockhütte. Zuerst dachten wir, dass es hinter den Fenstern dunkel wäre.
Aber das täuschte, denn als wir näher herankamen, sahen wir den Lichtschein, der so schwach war, dass er kaum durch die Scheiben drang.
»Okay, er ist zu Hause.« Ich nickte Suko zu. »Lass uns erst mal um den Bau herumgehen.«
Das hatte ich nicht ohne Hintergedanken gesagt, denn
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