1539 - Im Wald der Wölfe
gelöst werden musste, und ihm schwante, dass er an dieses Geschehen keinen normalen Maßstab anlegen konnte. Hier war etwas passiert, das über den menschlichen Verstand hinaus wuchs und nicht logisch erklärt werden konnte.
Der Ire hatte von seiner Verwandlung in diese Kreatur nichts bemerkt. Er hatte sich nur über seinen unruhigen Schlaf gewundert, und wenn Ted ehrlich gegen sich selbst war, dann konnte er darüber froh sein, dass alles so gekommen war.
Aber es war noch nicht beendet, und das bereitete ihm Probleme. Bei Antritt seines Jobs hatte er ich vorgenommen, seine Arbeit so gut wie möglich zu erledigen, und von diesem Vorsatz war er auch bis jetzt nicht abgegangen. Auf eine Reaktion aus London wollte er sich nicht verlassen. Seine Telefonnummer hatte er zwar mit aufgeschrieben, auch die Nummer seines Handys, aber er glaubte nicht daran, dass sich die hohen Kollegen so schnell melden würden.
Also bleibt alles an mir hängen!, dachte er. Und ich werde weitermachen.
Es ging nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Wölfe. Da musste er ansetzen. Er war hier aufgewachsen und kannte die alten Geschichten. Und da stach eine ganz besonders aus der Reihe hervor.
Sie drehte sich um Karen Foster, eine Frau in seinem Alter, die als Findelkind in den Ort gekommen war.
Man hatte sie damals im Wald gefunden, und der Legende nach waren Wölfe in ihrer Nähe gewesen. Manche Menschen behaupteten auch, dass diese Tiere sie beschützt und aufgezogen hätten. Ob das nun alles so stimmte, wusste er nicht. Aber ein Kern Wahrheit war darin bestimmt enthalten, und die wollte er herausfinden.
Deshalb hielt es ihn nicht länger in seinem Büro. Karen Foster war jetzt wichtiger. Ob sie ihm seine Fragen beantworten würde, stand in den Sternen.
Doch es kam auf einen Versuch an, und den wollte er starten.
Er zog die dicke Lederjacke über und band sich den Schal um den Hals.
Sogar seine Dienstwaffe nahm er mit, was auch nicht immer der Fall war.
So verließ er das Haus und trat hinein in die Kälte, die von einem böigen, scharfen Wind begleitet wurde, der ihm in die Gesichtshaut schnitt. Er sah das Laub durch die Luft wirbeln, das jetzt in der immer stärker werdenden Helligkeit gut zu erkennen war.
Er sah aber auch, dass Hazelwood wie ausgestorben wirkte. Nichts tat sich da. Ein paar Autos waren unterwegs, doch Betrieb auf den Straßen gab es nicht. Er wusste auch nicht, ob Karen Foster ihren Laden schon geöffnet hatte. Es war ihm egal. Er würde sie schon sprechen können, denn wer konnte sich schon der Polizei verweigern…
***
In Hazelwood konnte man die meisten Wege zu Fuß erledigen, und genau das tat Ted Franklin. So machte er sich auf den Weg zu Karen Foster und deren kleinen Laden. Eine richtige City gab es in Hazelwood auch nicht, dafür eine Ortsmitte, in der es einige Geschäfte gab, und dort befand sich auch der Laden von Karen.
Sie war eine schöne junge Frau, bei der die Beschreibung exotisch perfekt zutraf. Dichtes, langes schwarzes Haar. Dazu Glutaugen und eine tolle Figur. Wer die Eltern des Findlings waren, hatte man bisher nicht herausgefunden.
Ted Franklin ging davon aus, dass Karen ihren Laden noch geschlossen hatte. Doch da irrte er sich. Im Laden brannte bereits Licht, und er sah die junge Frau im Schaufenster herumwerkeln, wo sie bereits für eine weihnachtliche Dekoration sorgte.
Bis Weihnachten war es zwar noch einige Wochen hin, aber alle Geschäfte, auch die hier in Hazelwood, begannen immer früher damit.
An diese Regel hatte sich auch Karen Foster gehalten. Teile des Schaufensters waren mit einer Schicht aus künstlichem Schnee besprüht worden. Hinter der Scheibe schmückte die Frau einen Tannenbaum mit künstlichen Äpfeln und sogar halben, mit Kerzen versehenen Kokosnussschalen. Auch kleine Engel mit goldenen Flügeln waren zu sehen.
Ted schaute sich die Dekoration genauer an. Die Frau, die eine schwarze Samthose und einen engen roten Pullover trug, war so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie den Polizisten nicht sah und erst aufmerksam wurde, als dieser gegen die Scheibe klopfte.
Sie blieb in ihrer Haltung, hob aber den Kopf, als sie das Klopfen vernahm, und der erstaunte Ausdruck verschwand schnell aus ihrem Gesicht, als sie Ted erkannte.
Sie schenkte ihm ein Lächeln, was den Polizisten natürlich freute. Er lächelte zurück und deutete zur Eingangstür.
Karen verstand. Sie ging hin und schloss auf, sodass Ted eintreten konnte.
Der Wind und die Kälte waren
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