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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vergessen, als er über die Schwelle trat, die mit einer Matte belegt war, auf der die Inschrift WELCOME zu lesen war.
    »So früh schon Besuch?«
    »Und ob.«
    »Ja, dann komm mal rein. Ich habe Kaffee gekocht. Du kannst bestimmt eine Tasse vertragen.«
    »Gern.«
    »Warte, ich gehe vor.«
    Der Laden war nicht eben groß, aber mit Waren gefüllt. Man musste sich schon recht vorsichtig bewegen, um nicht irgendwo gegen zu stoßen.
    Kleine Kartons, die darauf warteten, ausgepackt zu werden, stapelten sich auf dem Fußboden, sodass die freien Stellen noch weniger geworden waren.
    Im Hintergrund befand sich der Kassenbereich. Auf einem Hocker stand die Kaffeemaschine, und das Aroma der gerösteten Bohnen vermischte sich mit dem weihnachtlichen Duft zahlreicher Gewürzsträuße, die aus Deutschland und Österreich importiert worden waren.
    Viel Platz war auch im Kassenbereich nicht. Eine Wandlampe spendete ein weiches Licht, das Reflexe auf der Oberfläche des Kaffees in den Tassen hinterließ.
    Eine bekam der Polizist gereicht. Er bedankte sich und schaute Karen über den Rand der Tasse hinweg an. Das lange Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In den dunklen Pupillen funkelten Lichtreflexe, und der schön geschwungene Mund war zu einem abwartenden Lächeln verzogen.
    Ted spürte seinen Herzschlag. Er war zwar liiert, aber wer einer solchen Frau gegenüberstand, der musste etwas empfinden, wenn er ein richtiger Mann war.
    »Der Kaffee ist gut.«
    »Danke. Ich habe ihn mit einem Vanillearoma veredelt. Aber jetzt möchte ich wissen, warum du mich schon so früh am Tage besuchst. Ist das privat oder dienstlich?«
    Ein schmaler Thekenaufbau trennte die beiden, und Ted Franklin stellte zunächst seine Tasse ab.
    »Eine genaue Antwort kann ich dir nicht geben, Karen. Es ist zur Hälfte privat, zur anderen dienstlich.«
    »He, da bin ich aber gespannt. Um was geht es denn genau?«
    Franklin hatte sich seine Worte schon zurechtgelegt. »Ich denke, dass ich deine Hilfe gebrauchen kann.«
    »Meine Hilfe?«
    »Genau!«
    »Wobei denn?«
    Es war nicht leicht für Ted, die richtigen Worte zu finden. Er sagte: »Eigentlich geht es um die Wölfe.«
    Bisher hatte Karen noch gelächelt. Das verschwand jetzt wie aus dem Gesicht geblasen.
    »Wölfe?«, murmelte sie lauernd.
    »Ja.«
    »Die alte Geschichte, Ted? Meine alte Geschichte? Sollte darüber nicht längst Gras gewachsen sein?«
    »Ja, das sollte es, keine Frage, aber es ist etwas passiert, was ich mit dir bereden muss.«
    »Dann mal los.«
    »Glaubst du an Werwölfe?«
    Die Frage war für Karen zu plötzlich gekommen, als dass sie sofort eine Antwort hätte geben können.
    »Bitte, ich möchte eine Antwort.«
    »Da kenne ich mich nicht aus.«
    Die Antwort hätte Ted Franklin zufrieden stellen können, wenn da nicht dieser Unterton in ihrer Stimme gewesen wäre.
    »Ich kenne mich auch nicht mit Werwölfen aus, Karen, aber in der vergangenen Nacht ist etwas passiert, das mich zwingt, mich damit zu beschäftigen.«
    »Hast du einen Werwolf gesehen?«
    »Das kann schon sein.«
    Karen schwieg. Aber sie schluckte, das sah Ted an den Bewegungen der dünnen Halshaut.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Ganz einfach. Ich kann es nicht nachvollziehen. Du hast sicherlich geträumt.«
    Der Polizist winkte ab. »Nein, nein, ich war hellwach.«
    »Und da hast du einen Werwolf gesehen?«
    »Nicht direkt.«
    Karen Foster hob ihre Tasse an. »Ich komme mit deinen Fragmenten nicht zurecht. Wäre es nicht besser, wenn du von Beginn an berichtest? Dann lässt es sich bestimmt besser reden.«
    »Ja, das werde ich. Es geht um einen Mann namens Brett Mahony.«
    »Ist mir unbekannt.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Mahony arbeitet als Holzfäller im Wald. Er ist ein Leiharbeiter und hat sich gestern fürchterlich betrunken und dann eine Schlägerei angefangen. Er musste die Nacht in einer Zelle verbringen. Und da ist es dann passiert…«
    Ted erzählte Karen die ganze Geschichte von Anfang an und ließ auch nicht aus, dass der Ire von einem Wolf gebissen worden war und sich eine Verletzung zugezogen hatte. Dann wies er darauf hin, dass diese Verletzung womöglich die Ursache für die Verwandlung gewesen war.
    Eine andere Möglichkeit konnte er sich nicht vorstellen.
    »He, das ist ja verrückt.«
    »Ja, so hört es sich an. Aber es ist nun mal so gewesen, Karen. Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen.«
    »Hast du denn Beweise?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, die habe ich. Sogar

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