1539 - In der Eastside
Wie konnten sie uns also finden?"
„Vielleicht haben sie dort irgendwo einen Stützpunkt, und wir sind ihnen versehentlich zu nahe gekommen ..."
Dao-Lin-H’ay unterbrach sich, fuhr ärgerlich die Krallen aus und schüttelte den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn", murmelte sie. „Wenn es da einen Stützpunkt gäbe, hätten wir den unsererseits auch orten müssen. Wie man es auch dreht und wendet: Sie sind ohne erkennbares Motiv über uns hergefallen, und das ist auch schon alles, was wir wissen."
„Fast, aber nicht ganz", erwiderte Tekener.
Die Kartanin sah ihn fragend an. „Sie haben auch diesmal aus einer überwältigenden Übermacht heraus angegriffen", erklärte der Terraner nachdenklich. „Entweder sind sie sich der Wirkung ihrer Waffen nicht so sicher, wie man nach ihren bisherigen Erfolgen eigentlich annehmen sollte, oder wir haben es mit ausgemachten Feiglingen zu tun."
„Es gibt noch eine dritte Möglichkeit."
„Und die wäre?"
„Sie handeln auf Befehl. Und diejenigen, die diese Befehle ausgearbeitet haben, trauen uns mehr zu, als wir zu bieten haben."
In diesem Augenblick veränderte sich das Licht. Sie blickten auf und sahen, daß die Sichtschirme wieder funktionierten. Die Syntronik schwieg zwar noch immer, blendete aber nach und nach verschiedene Ortungsergebnisse ein.
Es waren keine Truillauer in der Nähe - das war das erste, was sie feststellten.
Weit entfernt, schon an der Grenze jenes Bereichs, den die vorerst nur notdürftig zusammengeflickten Geräte erfassen konnten, zeichnete sich ein winziger, grüner Punkt ab: Ein Raumschiff, wahrscheinlich auf dem Weg nach Gatas. Es blieb einige Minuten lang auf Unterlichtgeschwindigkeit und verschwand dann wieder - typisch für einen kurzen Orientierungsstopp. Es war nicht so weit entfernt, daß es die ARDUSTAAR nicht hätte bemerken können, aber seine Insassen sahen offensichtlich keinen vernünftigen Grund, sich mit dem Trimaran zu befassen.
Das war verständlich, denn die fremden Raumfahrer konnten schließlich nicht wissen, wie es um die ARDUSTAAR bestellt war.
Die ARDUSTAAR wiederum konnte die anderen nicht anfunken und um Hilfe bitten - Hilfe, die man bitter nötig gebraucht hätte. „Kannst du wenigstens feststellen, wo wir uns befinden?" fragte Dao-Lin-H’ay an die Adresse des Bordgehirns. „Peregat", lautete die lakonische Antwort.
Sie warteten, unruhig und besorgt. „Fünf Planeten", teilte die Syntronik ihnen schließlich mit. „Einer erdähnlich, Eigenname Kyrd.
Von Gatasern bewohnt."
Sie atmeten auf. „Wie weit ist es von hier bis zum Verth-System?" fragte die Kartanin. „Siebenunddreißig Lichtjahre." Zu weit für den schwer angeschlagenen Trimaran.
Sie konnten schon von Glück sagen, wenn es ihnen gelang, Kyrd zu erreichen, bevor die fremden Schiffe die verlorene Spur wiedergefunden hatten.
4.
16.6.1171 NGZ, Kyrd
Es dauerte acht Tage, fast auf die Stunde genau - acht Tage in ständiger Angst, denn sie waren auch am Ende dieser Frist noch immer völlig wehrlos. Die ARDUSTAAR war zu diesem Zeitpunkt nur gerade soweit wiederhergestellt, daß sie es wagen konnten, sich dem Planeten Kyrd zu nähern.
Das geschah vorsichtig und tastend, und dies nicht nur wegen der üblen Verfassung, in der sich das Schiff befand.
Sie hatten inzwischen zusätzliche Informationen über das Peregat-System ausgegraben. Was sie gefunden hatten, war nicht gerade dazu geeignet, die Insassen des Trimarans in Euphorie zu versetzen.
Das System gehörte zum Hoheitsgebiet der Gataser - das war richtig. Mit viel gutem Willen konnte man Kyrd auch als „erdähnlich" bezeichnen, falls man keine besonders hohen Ansprüche damit verband.
Aber falls irgendwelche intelligente Wesen auf Kyrd zu finden waren, dann waren es ganz bestimmt keine Gataser. Die hatten ihre Kolonie auf diesem Planeten nämlich schon etliche Jahrhunderte vor der Abschottung der Milchstraße aufgegeben.
Das war schlecht.
Erstens bedeutete es, daß man auf Kyrd schwerlich die dringend erforderlichen Ersatzteile, geschweige denn eine Werft finden würde.
Zweitens war es sehr unwahrscheinlich, daß die Blues ihre Kolonie auf diesem Planeten ohne zwingenden Grund aufgegeben hatten. Man mußte also damit rechnen, daß die Lebensbedingungen dort unten nicht gerade idyllisch waren.
Das würde die Reparaturarbeiten noch zusätzlich erschweren.
Zu allem Überfluß ließ sich die Möglichkeit nicht ausschließen, daß man den schießwütigen Besitzern der Muschelschiffe
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