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1539 - In der Eastside

Titel: 1539 - In der Eastside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor den Bug. Ihre Absichten waren absolut klar und unmißverständlich: Sie wollten den Trimaran mit Mann und Maus ins Jenseits schicken.
    Die blutjunge Akonin war angesichts des unerwarteten Überfalls wie gelähmt vor Entsetzen.
    Aber selbst wenn Jil-Nay-G’hu oder Gi-Mang an ihrer Stelle gewesen wären, hätte das wahrscheinlich nichts geändert.
    Dieser Angriff kam so plötzlich, daß nicht einmal die Syntronik imstande war, das Schiff rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu reißen.
    Eine Gluthölle umgab das Schiff. Auf den Sichtschirmen war nur noch gleißende Helligkeit zu erkennen - sonst nichts. Der Trimaran war von einem Augenblick zum anderen von unbeschreiblichem Lärm erfüllt. Auf den Kontrollkonsolen leuchteten in so schneller Folge immer neue Schadensanzeigen auf, daß der Verstand sie gar nicht einzeln zu registrieren vermochte.
    Und noch immer wußte niemand, was da eigentlich vorging.
    Angesichts des über die ARDUSTAAR hereinbrechenden Infernos hatte allerdings vorerst auch niemand Zeit und Lust, sich über die Herkunft des Gegners und über seine Motive den Kopf zu zerbrechen.
    Auch Dao-Lin-H’ay erging es so.
    Es blieb keine Zeit mehr, um irgendwelche Befehle zu schreien. Auch keine Zeit, darauf zu warten, daß der Syntron etwas unternahm. Vor allem keine Zeit, sich zu fragen, warum das nicht schon längst geschehen war.
    Ein Syntron sollte schneller reagieren als eine Kartanin.
    Aber er tat es nicht.
    Dao-Lin-H’ay nahm sich keine Zeit, Senca Aralis beiseitezustoßen, sondern sie warf sich einfach vorwärts und schlug mit der Faust auf eines der Sensorfelder.
    Es gab ein Kreischen, Krachen und Donnern, als würde das ganze Schiff auf der Stelle zerbersten. Das Licht erlosch. Die Sichtverbindung nach draußen wurde schlagartig unterbrochen.
    Für eine scheinbar endlos lange Zeit waren sie in einer finsteren, von infernalischem Lärm erfüllten Hölle gefangen.
    Aus! dachte Dao-Lin-H’ay. Zu spät reagiert.
    Und noch während sie das dachte, züngelten Flammen auf und zerteilten die Finsternis.
    Es erschien ihr als seltsam, daß das Ende sich so lange hinzog. Zweifellos arbeitete ihr Bewußtsein in diesen Augenblicken auf einer Ebene, zu der sie normalerweise keinen Zutritt hatte: Ihr Zeitgefühl war völlig aus dem Takt geraten.
    Dann fingen ihre empfindlichen Ohren ein Geräusch auf, das nicht in dieses Inferno passen wollte.
    Sie wandte ungläubig den Kopf.
    Sie hörte den Alarm. Und das Krachen, mit dem hinter ihr irgendein Gerät explodierte.
    Das Schreien von Verletzten. Sogar das Knistern der Flammen.
    Sie richtete sich hastig auf.
    Ich bin am Leben! dachte sie verwundert.
    Dann wurde ihr klar, daß dieser Zustand nicht von Dauer sein würde, wenn sie nicht schleunigst etwas unternahm: In der Zentrale brannte es. Erstickender Qualm erfüllte den Raum.
    Und der Syntron reagierte noch immer nicht.
    Die Notschaltung!
    Die hätte natürlich schon längst automatisch einspringen sollen, aber aus irgendeinem Grunde tat sie es nicht.
    Nur die Notbeleuchtung schaltete sich ein und enthüllte ein Bild des Schreckens.
    Zum Teufel mit dem ganzen automatischen Kram! dachte Dao-Lin-H’ay wütend.
    Senca Aralis war mit der Stirn gegen die Konsole geschlagen, hing mit nach vorn ausgestreckten Armen über dem Kontrollfeld und blockierte einen Teil der Sensortasten. Blut war auf den Kontrollen.
    Aber auch dafür war jetzt keine Zeit.
    Dao-Lin-H’ay schob die junge Akonin beiseite und machte sich daran, die nötigen Maßnahmen selbst in die Wege zu leiten.
    Als die ersten Roboter auftauchten, meldete sich die Syntronik zurück. „Das Schiff ist außer Gefahr", verkündete sie.
    Dao-Lin-H’ay wußte nicht, ob sie angesichts dieser Eröffnung lachen oder weinen sollte.
    Allmählich lichtete sich das Chaos. Die Brände waren gelöscht, die Krankenstation war überfüllt.
    Emsige Maschinen beseitigten Trümmer und Scherben und saugten den Ruß aus den Ecken.
    Ein etwas lädierter Ronald Tekener erschien in der Zentrale - er hatte es nicht leicht gehabt, hierher durchzukommen. Er trug einen improvisierten Verband um die Stirn und war aufgebracht wie ein angeschossener Tiger. „Was geht hier vor?" fragte er wütend.
    Was für eine Frage! dachte Dao-Lin-H’ay spöttisch, aber dann erinnerte sie sich daran, wie übermüdet er gewesen war. Er mußte tief und fest geschlafen haben, als es losging. „Wir sind angegriffen worden", erklärte sie lakonisch. „Von wem?"
    „Ich weiß es nicht."
    Ronald Tekener

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