1539 - In der Eastside
geradewegs in die Arme flog. Aufgelassene Kolonien auf unbewohnten Planeten waren bei Leuten, die Heimlichkeiten hatten, schon seit jeher sehr beliebt. „Da ist etwas!" sagte Hiu-Tal plötzlich. Er war für die Ortung verantwortlich und gehörte zur Stammbesatzung.
Dao-Lin-H’ay fuhr herum. „Drück dich gefälligst genauer aus!" befahl sie eisig.
Hiu-Tal stammte von Karaponiden ab, hatte aber nichts von deren Temperament geerbt. Er war unauffällig, zurückhaltend und wortkarg. Entsprechend lakonisch fiel seine Antwort aus. „Metall", sagte er. „Sehr viel Metall. Und Energie. Aber das ist nur ein ganz kleines Echo.
Könnte ein einzelnes Raumschiff sein."
Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener sahen sich an. „Was können wir schon tun?" murmelte der Terraner resignierend. „Nichts", stellte die Kartanin fest.
Eines war sicher: Wer auch immer da unten auf Kyrd steckte - sie mußten landen, ob sie wollten oder nicht.
Hier draußen waren sie nichts weiter als ein wehrloses Ziel für die Geschütze der Truillauer.
Hatten sie dagegen festen Boden unter den Füßen, dann sah die Sache schon anders aus. Im äußersten Notfall würde ihnen die Oberfläche des Planeten wenigstens eine Vielzahl von Verstecken bieten. „Da sind noch mehr Echos", meldete Hiu-Tal plötzlich. „Noch kleiner, noch schwächer."
Und ein paar Sekunden später: „Ich habe mich geirrt. Keine Raumschiffe. Nur Ruinen."
Aber wenn es nur Ruinen waren - warum wurde dann dort Energie erzeugt? „Die Truillauer sind das ganz sicher nicht", meinte Ronald Tekener. „Möglicherweise gibt es da unten noch ein paar Roboter oder eine automatisch arbeitende Station. Wenn das der Fall ist, finden wir vielleicht auch noch etwas, was wir gebrauchen können."
„Es ist ein Risiko", sagte Dao-Lin-H’ay nachdenklich. „Wenn es den Truillauern gelingt, unsere Spur bis nach Kyrd zu verfolgen, werden sie dasselbe orten wie wir. Die Ruinen werden dann das erste sein, was sie unter Beschuß nehmen."
„Ohne Ersatzteile können wir nichts ausrichten", stellte der Terraner fest. „Die Ruinen sind unsere einzige Chance."
Sie landeten.
*
„Du solltest dir einen neuen Syntron gönnen", bemerkte Tekener bissig. „Nur ein total schrottreifer karaponidischer Klapperkasten kann auf die hirnverbrannte Idee kommen, so etwas als erdähnlich zu bezeichnen!"
Dao-Lin-H’ay lächelte.
Das Bordgehirn der ARDUSTAAR war zwar wirklich ein karaponidisches Modell, aber alles andere war schlichtweg falsch: Der Datensatz, aus dem die Syntronik ihre Informationen über das Peregat-System geschöpft hatte, stammte aus den Archiven des Galaktischen Rates. „Auch auf Terra ist es nicht überall idyllisch", bemerkte sie mit leisem Spott. „Selbst in der Antarktis ist es anheimelnder als hier!" konterte Tekener.
Dao-Lin-H’ays Kenntnisse über die ferne Erde waren noch immer sehr lückenhaft. Sie wußte nicht, was sie sich unter Antarktis vorzustellen hatte, und verzichtete daher auf jeden Versuch, Tekeners Behauptung zu widerlegen.
Sie standen zwischen den Ausläufern einer Ruinenstadt, die sich aus einer trostlosen Hügellandschaft erhob.
Diese Ruinenstadt war grau, die Hügel waren grau, und der Himmel über ihnen war es auch.
Es war kalt. Die Temperatur lag zwar nur knapp unter dem Gefrierpunkt, aber ein scharfer Wind pfiff von den Hügeln herab. Er brachte dichte Wolken von feinem, grauem Staub mit sich. Die Luft war sehr trocken. Ihr Sauerstoffgehalt lag bei knapp zehn Prozent.
Die Ruinen bedeckten eine Fläche von fast viertausend Quadratkilometern. Der größte Teil der Stadt war offensichtlich niemals bewohnt gewesen. Dort erhoben sich die Überreste gigantischer Industrieanlagen.
Außerhalb der Stadt, dm Umkreis von mehreren hundert Kilometern, gab es gewaltige Krater, die keinesfalls natürlichen Ursprungs waren: Dort hatte man offenbar im Tagebau irgend etwas ausgegraben.
Es mußte sich um sehr wertvolle Rohstoffe gehandelt haben, denn die Blues hatten keine Ruhe gegeben, bis sie auch das letzte Partikelchen davon in ihren Besitz gebracht hatten. Am Rand der Krater standen noch immer die riesigen Maschinen, die diese Arbeit erledigt hatten. Sie hatten sich bis in Tiefen von mehr als vierhundert Metern in die Kruste des Planeten hineingefressen. Die Abraumhalden bedeckten gewaltige Flächen.
Am Grunde der Krater und an tiefgelegenen Stellen zwischen den Bergen aus totem Gestein schillerten Seen und Teiche in grellen Farben. Ihr Wasser war in so
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