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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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überleben selbst den strengsten Winter. Aber für dich und die deinen sehe ich Probleme…«
    Er stand auf und machte Anstalten zu gehen, blieb aber abrupt stehen und sah Richtung Südwesten, über das von schmalen Waldstreifen durchzogene Gebiet.
    »Was ist?«, fragte Mr. Black. »Ist uns wer auf den Fersen?«
    Navok packte seine Kapuze im Nacken und warf sie in einer geübten Bewegung über den Kopf. Die Sonne zeichnete sich inzwischen als milchiger Kreis hinter den Wolken ab. Im Nordwesten, genau an der Stelle, die Navoks dürrer Zeigefinger bezeichnete, waren kreisende Schatten vor dem Grau zu sehen, die auf den zweiten Blick zu schwarzen Vogel-Silhouetten wurden.
    »Aasfresser«, sagte Navok. »Und zwar verdammt viele.«
    Black konnte die Einschätzung nur bestätigen, nachdem er die Augen zusammengekniffen hatte, um seine Sicht zu schärfen. Dort drüben, vielleicht einen halben bis einen Tagesmarsch entfernt, bevölkerten gut zweihundert Geiervögel den Himmel. Die Zahl ließ sich nur schätzen, aber es waren eher mehr als weniger, und der Zustrom hielt immer noch an.
    Was Black aber noch weit mehr alarmierte, waren zwei dünne Rauchsäulen, die unterhalb der gefiederten Schar aufstiegen, aber schon in geringer Höhe vom Wind verweht wurden. Ohne die Assfresser wären sie wohl niemanden aufgefallen.
    Rauch, der in so eng umgrenzten Rahmen aufstieg, entstammte stets einer Feuerstelle.
    »Dort muss etwas Schreckliches passiert sein«, sagte er laut.
    »Sollen wir nachsehen, was dort los ist?«, fragte Navok.
    »Glaubst du denn, dass da noch etwas zu retten ist?«
    »Eigentlich nicht«, gab der Nosfera zu. »Aber vielleicht gibt es nützliche Dinge, die wir gut gebrauchen können. Und sich an denen zu bereichern, die schon tot sind, macht doch nicht einmal dir Schwierigkeiten.«
    ***
    Moska
    Sobald Leonid das Bolschoi durch das große Seitentor verlassen hatte, begann der Spießrutenlauf. Rund um das alte Theater und überall in den Gassen, die zwischen den neu errichteten Wohnquartieren verliefen, standen größere und kleinere Barbarengruppen herum, die jeden vorübergehenden Techno mit abschätzenden Blicken taxierten. Der einstmals blühende Handel zwischen den so unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen war zum Erliegen gekommen oder hatte sich in abgeschiedene Gefilde verlagert.
    Es gab durchaus noch viele Holzfäller, Bauern und Jäger, die friedlich mit Neu-Ramenki kooperierten, doch das Straßenbild prägten räuberische Elemente, die nur auf ihre Chance lauerten.
    Leonid ließ den rechten Arm schwingen, damit der Griff der Strogoff deutlich sichtbar aus der Pistolentasche lugte. Ohne diese Waffe wären sie längst überrannt worden.
    Zum Glück ahnte niemand, wie spärlich die Bewaffnung mit diesem Modell war und wie knapp die Munition langsam wurde. Einem geballten Barbarenansturm hätten sie nicht viel entgegen zu setzen. Zum Glück fehlte den Moskawitern ein Anführer, der die barbarischen Gruppierungen unter seiner Hand vereinigte. Außerdem war da noch die Furcht vor den Nosfera, deren Vorherrschaft Ramenki einst gebrochen hatte.
    Viele Barbaren, die weiter als bis zur Nasenspitze dachten, wagten das empfindliche Gleichgewicht der Stadt nicht zu stören, aus Furcht, danach selbst unterjocht zu werden.
    Jene, die sich hier mit finsteren Blicken zusammenrotteten, gehörten nicht dazu.
    An der nördlich gelegenen Straßenecke löste sich ein Hüne mit roten Zöpfen aus einer Dreiergruppe und kam betont zufällig in Leonids Richtung. Er trug einen langen, verdreckten Fellmantel, der aussah, als ob er damit die Straße gewischt hätte. Sein Gesicht war von roten Pusteln bedeckt.
    Leonid spürte, wie sich ihm die Haare im Nacken aufstellten. Darum bemüht, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen, spannte er alle Muskeln und war bereit, die Strogoff in einer kurzen Bewegung zu ziehen.
    »Suchste was?«, fragte der Barbar halblaut im Vorbeigehen.
    Als Leonid nicht reagierte, sondern unbeirrt weiter schritt, rief er ihm hinterher: »Kannst See-Rum haben, soviel de willst! Brauchst nur was zu sagen!«
    Leonid spürte kurz den Impuls, nach der Waffe zu greifen, herum zu wirbeln und dem Kerl die kalte Mündung unter das Kinn zu drücken, entschied dann aber doch, es bei einer abfälligen Handbewegung zu belassen.
    Wozu der ganze Aufwand? Er hatte Besseres zu tun.
    Angebote wie diese gab es jeden Tag zuhauf. Einige Barbaren handelten dabei wirklich im Auftrag der Diebe, die meisten gaben aber nur vor, Serum

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