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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Spuren«, sagte Radek. »Das sind Abdrücke von Andronen. Die Angreifer waren beritten.«
    Hansen kniete nieder, um die tiefen Spuren mit der Hand nachzuzeichnen. Die aufgeworfene Rundung klebte noch vor Feuchtigkeit. Der Überfall war erst letzte Nacht erfolgt, gerade mal acht Kilometer von ihrem eigenen Lagerplatz entfernt.
    Was für eine bittere Ironie.
    »Sie hätten keine Feuer entzünden dürfen, um sich zu wärmen«, tadelte Radek. »Das hat die Feinde angelockt.«
    »Sie sind halt im Bunker auf gewachsen.« Arnes Stimme klang traurig. »Das Leben in der Wildnis war ihnen fremd.«
    Gemeinsam mit Radek folgte er der Spur an den Rand des zertrampelten Lagers. Es war nicht besonders groß. Mehr als fünfzig oder sechzig Leute konnten hier nicht geschlafen haben. Dort, wo die Kampfspuren endeten, kristallisierten sich erste Strukturen heraus. Die Sieger des Gemetzels waren mitsamt ihrer Beute Richtung Westen gezogen.
    Arne blieb beinah das Herz stehen, als er die Stiefelrillen zwischen den Andronenspuren sah. Die Sohlen stammten eindeutig aus der Produktion von Neu-Ramenki.
    Zwischendurch war das Gras immer wieder für eine Körperlänge niedergedrückt, manchmal auch etwas länger.
    Vor Arnes geistigem Auge entstand sofort das Bild einer aneinander gefesselten Gefangenenreihe, die an einem Strick hinter den Andronen hergeführt wurde. Wenn einer nicht schnell genug nachkam, stürzte er und wurde eine Weile durchs Gras geschleift, bis ihm die Kameraden wieder aufgeholfen hatten.
    »Was hat man nur mit den Überlebenden vor?«
    Radek zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich sollen sie als Sklaven dienen. Nehme ich an.«
    Arne knetete seine Hände, bis die Fingerknochen knackten.
    Aufgeregt sah er sich nach Mr. Black um, der nicht weit entfernt bei Navok und Graz stand und ebenfalls auf die Spuren starrte.
    Hastig eilte Arne auf das Trio zu. »Sie wollen unsere Leute versklaven!«, rief er schon von weitem, damit auch alle anderen wussten, worum es ging. »Das dürfen wir nicht zulassen.«
    Mr. Black sah kurz zu Navok und dann wieder zu Arne Hansen, der keuchend von seinem Kommandeur zu stehen kam.
    »Nicht zulassen, aha. Was schlagen Sie denn vor, was wir machen sollen?«
    »Natürlich die Verfolgung aufnehmen und unsere Leute heraushauen.«
    »Diese Andronen sind verdammt schnell«, gab der blonde Hüne zu bedenken. »Es ist nicht sicher, ob wir ihnen folgen können.«
    »Aber wir müssen es doch wenigstens versuchen!« Arne gelang es nicht, die Empörung in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Ja, sicher«, gestand Black, schien sich aber irgendwie unbehaglich zu fühlen. »Doch diese Entscheidung möchte ich nicht alleine treffen. Es ist ein gefährliches Unterfangen, das von allen mitgetragen werden muss. Ich lasse darüber abstimmen.«
    Arne lächelte zufrieden, denn er zweifelte keine Sekunde daran, dass die anderen Technos wie er entscheiden würden.
    Dann aber fiel ihm ein, dass es nicht nur um sie ging. Seine gute Laune schwand.
    »Was ist mit euch«, fragte er Navok, der gerade davongehen wollte. »Werdet ihr mit dabei sein, wenn wir die Sklavenjäger verfolgen?«
    Der Nosfera bleckte die Zähne. »Aber natürlich, das sind wir euch doch schuldig.«
    ***
    In den Tiefen von Moska
    Leonid besaß eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was gerade vor sich ging. Die Strogoff im Hüftanschlag, schlüpfte er durch die angelehnte Stahltür. Er stand nun in einem kleinen Vorraum, durch den es in den ehemaligen Luftschutzbunker ging. Einen von vielen tausend Stahlkomplexen, die in den Tiefen von Moska schlummerten.
    Die meisten von ihnen waren im 20. Jahrhundert zur Zeit des kalten Krieges erbaut worden, als Zuflucht vor der nuklearen Bedrohung durch die Vereinigten Staaten, oder als Befehlstand fürs eigene Militär. Mit dem Bau der unterirdischen Stadt Ramenki hatten viele dieser kleine Bunker an Bedeutung verloren, doch die Schutzräume unter der Einkaufspassage waren stets genutzt worden.
    Auch nach dem Kometeneinschlag.
    Der regierende Rat von Ramenki hatte Notdepots außerhalb der sterilen Zone besessen. Leonid konnte sich noch gut an die Zeiten erinnern, als er den vor ihm liegenden Gang noch im luftdicht abgeschlossenen Schutzanzug betreten hatte. Seit sie das Serum besaßen, war das zum Glück nicht mehr nötig.
    Der Bunker unter dem Einkaufszentrum wurde immer noch als Notdepot genutzt. Zu Recht, wie die jüngsten Entwicklungen zeigten. Ohne die Konserven, Klingen, Sturmfeuerzeuge und das Petroleum, die

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