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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wagte sich kaum jemand über die verrosteten Rolltreppen nach oben, aus Angst, durch die baufällige Decke in die Tiefe zu stürzen. Erwachsene Barbaren waren für solche Kletterpartien einfach zu schwer; bei den äußerst gewandten und leichten Bluttemplern sah das aber ganz anders aus.
    Leonid atmete entschlossen durch und setzte seinen Weg fort.
    Das grüne Zwielicht, das ihn umgab, diente nun seiner Deckung. Rasch eilte er auf den Durchbruch zu, der in den Keller führte. Auf der Treppe angekommen, hielt er jedoch inne. Ab hier war es endgültig zu dunkel, um ohne Licht weiterzugehen.
    Er zog einen kurzen Fackelschaft aus dem Gürtel und entzündete ihn mit seinem Sturmfeuerzeug. Der Gestank von brennendem Petroleum stieg ihm unangenehm in die Nase, aber das gelbe Lichtrund, das ihn von nun an umgab, ließ diese Unannehmlichkeit schnell vergessen.
    Die Stufen vor ihm sorgfältig ausleuchtend, eilte er in die Tiefe. Er war diesen Weg schon so oft gegangen, dass er ihn selbst im Schlaf gefunden hätte. Unten im Keller erwartete ihn der gleiche Unrat wie immer. Trotzdem lauschte er angespannt nach quiekenden Lauten und hielt Ausschau, ob nicht irgendwo zwei Taratzenaugen im Dunkeln schimmerten.
    Zu seiner Erleichterung begegnete er nur einigen behaarten Spinnen, die vor der Helligkeit schleunigst das Weite suchten.
    Am offenen Stahlschott der abwärts führenden Wendeltreppe atmete Leonid erleichtert auf.
    Nun war es fast geschafft!
    Seine Stiefel hallten schwer auf den Gitterrosten. Er bemühte sich nicht mehr um einen geräuschlosen Schritt. Das hätte nur den Posten nervös gemacht, den er ablösen sollte.
    Der erwartete Anruf blieb jedoch aus.
    Seltsam. Leonid verhielt mitten im Schritt. Der Laternenschein des Kameraden hätte auch schon zu sehen sein müssen.
    »Roter Platz auf rotem Grund!«, rief er die Tageslosung in die Tiefe hinab.
    Keine Antwort.
    Leonid zog die Strogoff und ging weiter, von nun an darauf gefasst, aus dem Dunkel heraus attackiert zu werden. Unten angekommen, leuchtete er alles sorgfältig aus, fand aber nicht die geringste Spur eines Kampfes. Trotzdem: Der Posten, der hier stehen sollte, blieb verschwunden. Und das schwere Schott mit der Handkurbel, das er eigentlich bewachen sollte, stand einen Spalt weit offen.
    ***
    Zwischen Moska und dem Kratersee
    Bis sie das zerstörte Lager erreichten, hatten sich die ersten doppelschnäbligen Aasgeier bereits über die Leichen hergemacht. Menschen und Nosfera mussten mit Knüppeln und blanker Klinge vorgehen, um die Scharen gefräßiger Vögel zu vertreiben. Das war kein leichtes Unterfangen und obendrein gefährlich, doch als die Russen die Uniformen ihrer Kameraden sahen, gab es für sie kein Halten mehr.
    Wütend mit den Flügeln schlagend, zogen sich die Tiere zurück. Allerdings nicht weiter als zwanzig, dreißig Meter. In dieser Entfernung tippelten sie unruhig auf der Erde umher und warteten darauf, erneut zum Zuge zu kommen.
    Viele der Leichen waren durch die Schnabelhiebe so entstellt, dass kaum noch eine Identifizierung möglich war.
    Andere wurden eindeutig wieder erkannt.
    »O Gott«, stöhnte Arne Hansen, als er in eine von blonden Haaren umflossene, blutige Masse sah. »Das muss Tamara Jaglowsk sein.« Zitternd deutete er auf das am Oberarm angenähte Truppenzeichen. »3./11. der ISR, in diesem Zug gab es nur eine Frau mit solchen Haaren.«
    »Eine Freundin von dir?«
    Arne wandte sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, das Radek neben ihm stand. In der Stimme des Nosfera schwang echtes Mitgefühl.
    »Ja«, antwortete Arne stockend. »Wir waren mal ein Paar.«
    »Das ist schlimm«, sagte der Nosfera. »Einen geliebten Menschen zu verlieren fällt immer schwer.«
    Arne wischte sich zwei Tränen aus den Augen. Er wusste, dass er sich ihrer nicht schämen brauchte, doch er wollte nicht die Kontrolle verlieren. Nicht hier, nicht jetzt.
    »Was ist bloß geschehen?«, stammelte er verwirrt.
    Die gleiche Frage wurde überall gestellt, und es waren stets Bluttempler, die sie beantworteten. Niemand sonst verstand es, die Spuren so gut zu lesen wie sie.
    »Eure Freunde wollten zurück nach Hause, genau wie ihr. Sie haben sich Richtung Westen durchgeschlagen, so gut es ging, und hier für die Nacht gelagert.« Einige zerschlagene Zelte, kaum mehr als abgeschälte Holzstangen, an denen noch Fetzen von Decken hingen, bestätigten Radeks Theorie.
    Was er Hansen als nächstes zeigte, hatte der Sershant aber noch nicht entdeckt.
    »Hier, diese

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