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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Nosfera. »Erzvater könnte ihn sonst beim nächsten Treffen in euren Gedanken lesen.«
    »Und was willst du?«
    »Euch sagen, dass nicht alle von uns mit Erzvaters Politik einverstanden sind. Sicher, es war bequemer, als die Moskawiter noch freiwillig zum Aderlass kamen, um den Schutz zu bezahlen, den wir ihnen gewährten. Doch damals waren wir überall verhasst. Erst als wir Moska Seite an Seite mit den Barbaren verteidigt haben, gewannen wir an Ansehen. Viele von uns wollen das nicht aufgeben. Der Mann, der geköpft wurde, war einer von ihnen. Mit dem Mord an eurem Wachmann hatte er nichts zu tun. Das sollt ihr wissen.«
    Schon bei seinen letzten Worten wandte sich der Nosfera um.
    Konstantin Fedjajewski wollte ihn zurückhalten und ihm noch einige Fragen stellen, doch er spürte einen kurzen Druck in der Schläfengegend, der ihn für eine Sekunde völlig aus dem Konzept brachte. Als er endlich wieder klar denken konnte, war der Greis fort. Genauso plötzlich verschwunden, wie er zuvor aufgetaucht war.
    ***
    Zwischen Moska und dem Kratersee, zweiundzwanzig Tage
    nach der Katastrophe
    Die Andronen legten ein beträchtliches Tempo vor, und das Ziel der Sklavenhändler lag weiter entfernt, als alle gedacht hatten. Obwohl sie bis zur Erschöpfung marschierten, gelang es ihnen nicht, die gefangenen Kameraden einzuholen. Im Gegenteil, die Distanz schien sich sogar zu vergrößern.
    Am Ende des ersten Tages ließen sie ihre Verwundeten zurück, um schneller voran zu kommen. Sie würden zusammen mit einigen Helfern, die zu ihrer Betreuung abkommandiert waren, in einer natürlichen Felshöhle warten, die über eine natürliche Quelle verfügte.
    Am Morgen des dritten Tages hatten sie zwei Tote zu beklagen. Völlig überraschend und ohne vorherige Krankheitssymptome lagen die beiden Männer steif unter ihren Decken und regten sich nicht mehr. Da waren sie also, die ersten Immunschwäche-Opfer.
    Mr. Black ordnete an, die Toten so schnell wie möglich zu begraben.
    Das war der Zeitpunkt, an dem es zum Eklat kam.
    »Einen Moment«, forderte Radek, der mit acht vermummten Gefolgsleuten vortrat. »Wir können uns nicht erlauben, etwas zu verschwenden. Bevor wir sie beerdigen, sollte wir alles verwerten, was den Verbliebenen zum Überleben nutzt.«
    Doktor Borisows blonde Augenbrauen, die kaum vor der bleichen Haut zu unterscheiden waren, wanderten über der Nasenwurzel zusammen. Der argwöhnische Blick, mit dem sie Radek musterte, besaß genügend Kälte, um Wasser zu Eis gefrieren zu lassen.
    »Uns interessiert das Blut in den Adern der Toten«, erklärte Radek ohne Umschweife. »Wenn es noch nicht geronnen ist, wird es uns stärken.«
    Der Ärztin entfuhr ein Laut, der irgendwo zwischen Ekel und Verachtung angesiedelt war. »Glauben Sie ernsthaft, wir lassen zu, dass Sie an uns die gleichen widerwärtigen Rituale vollführen wie an den Barbaren?«, rief sie aufgebracht.
    Aus den Reihen der umstehenden Technos drangen zustimmende Rufe. Die Stimmung begann sich aufzuheizen.
    Einige der Nosfera langten nach den Degengriffen an ihren Hüften, doch Radek gab den Befehl, die Waffen loszulassen.
    Ansonsten wäre die Lage wohl eskaliert.
    »Ihr alle habt die Taschen voll gebratenem Fleisch, das wir für euch gejagt haben!«, rief Radek laut, um den Unmut der Menge zu übertönen. »Wir dagegen fasten auf diesem Gewaltmarsch, der zur Befreiung eurer Brüder und Schwestern dient. Und trotzdem seid ihr nicht einmal bereit, uns mit dem Blut eurer Toten zu speisen?«
    Die Technos verstummten, obwohl die Ablehnung auf ihren Gesichtern blieb.
    »Was ihr verlangt, grenzt an Kannibalismus«, empörte sich Doktor Borisow. »Würdet ihr etwa eure eigenen Leute aussaugen, wenn sie reglos vor euch lägen?«
    »In Zeiten wie diesen?«, fragte Radek ungerührt.
    »Selbstverständlich.«
    »Ihr seid ja auch keine Menschen«, brüllte eine Stimme irgendwo in der Menge, »sondern Bestien!«
    So kühl und unnahbar sich die Nosfera sonst auch gaben, diese Anschuldigung ließ sie zusammenzucken. Mr. Black musste schnellstens eingreifen, damit zwischen den beiden Völkern keine Gräben aufgerissen wurden, die nie mehr zu überbrücken waren.
    »Wir sollten nicht ungerecht sein«, forderte er. »Wir alle wissen, dass die Nosfera fremdes Blut benötigen, um bei Kräften zu bleiben. Es nützt keinem von uns, wenn sie vor dem Kampf gegen die Sklavenhändler vor Erschöpfung zusammenbrechen.«
    Doktor Borisow ließ dieses Argument nicht gelten. »Im Umgang

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