Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
miteinander muss es Grenzen geben!«, verlangte sie.
    »Sonst sind wir irgendwann nicht besser als Tiere, die sich gegenseitig zerfleischen!«
    Mr. Black wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    Noch während er nach einer Lösung suchte, schritt Radek zur Tat.
    »Gut!«, verkündete er laut. »Die Bluttempler respektieren eure Regeln und Gebräuche. Doch wir müssen gleichzeitig unser Leben erhalten. Deshalb gehen wir nun auf die Jagd, um unseren Blutdurst stillen. Danach folgen wir eurer Fährte zu den Sklavenhändlern.«
    Seine letzten Worte schwangen noch in der Luft, da kehrte er schon auf dem Absatz um. Die Vermummten in seiner Begleitung vollführten die gleiche Bewegung. Sie mussten sich alle telepathisch miteinander verständigt haben.
    Gemeinsam marschierte die Abordnung zu dem großen Pulk der Kapuzenträger, der ein Stück entfernt wartete. Die Nosfera machten tatsächlich Anstalten, sich aus der Gemeinschaft zu entfernen. Selbst Navok und Graz schlossen sich der Jagdgesellschaft an.
    Unter den Technos herrschte lähmendes Entsetzen.
    Jeder von ihnen wusste, dass die Bluttempler unentbehrlich waren, wenn es um Spurensuche und den Kampf Mann gegen Mann ging. Aber sollte man sich deshalb ihren widernatürlichen Wünschen beugen? Wer wusste schon, welche Forderung sie als nächstes stellten?
    Mr. Black konnte sehen, wie es in Doktor Borisows Gesicht arbeitete. Niemand mochte die Nosfera gehen lassen, aber es wagte auch keiner, sie zurückzuhalten. Nicht einmal er selbst.
    Manchmal war es eben besser, Verbündete ziehen zu lassen.
    Auch wenn dadurch alles schwerer wurde.
    »Halt! Ihr braucht nicht zu gehen!« Aus der Menge trat ein großer blonder Mann auf die Bluttempler zu: Arne Hansen.
    Der Russe mit den schwedischen Vorfahren hatte seine Erkältung mit Medikamenten in den Griff bekommen, dafür litt er nun unter einem Ausschlag, der sich vom Hals über beide Wangen zog. Er wirkte zu allem entschlossen, als er auf Radek und die seinen zutrat.
    »Was willst du?«, fragte der Bluttempler misstrauisch, denn er sah, wie Hansen nach einem blanken Messer in seinem Gürtel griff.
    »Ich will mich dafür bedanken, dass ihr mir in der Schlacht das Leben gerettet habt, und dafür, dass ihr uns seit Tagen mit Wild versorgt«, antwortete Hansen. »So wie ihr uns speist, sollt auch ihr zu eurem Recht kommen.«
    Bei diesen Worten krempelte er den linken Ärmel seiner Uniform bis zum Ellenbogen auf. Danach fuhr er mit dem Messer leicht über den entblößten Arm. Es war nur eine oberflächliche Wunde, trotzdem quoll sofort ein breiter Blutstrom hervor.
    Hansen hob den Arm an, um die Fließgeschwindigkeit zu verlangsamen und Radek das Blut anzubieten.
    Der Bluttempler schien von dem Angebot tatsächlich überrascht zu sein. »Das ist wahrhaftig eine selbstlose Tat«, lobte er gerührt. »Dafür nenne ich dich von nun an einen Bruder.«
    Obwohl sein Gesicht weiter von der Kapuze verhüllt war, wirkte er doch ergriffen, als vor Hansen auf die Knie ging und sich vorbeugte, um das austretende Blut auf zuschlürfen.
    Atemlose Stille lag über der ganzen Szene. Alles schien darauf zu lauern, wie es weiterging.
    Jeder Nosfera brauchte nur eine kleine Portion frischen Blutes; Hansen konnte zwei oder drei von ihnen speisen, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen. Doch es waren mindestens drei Dutzend, die hungerten.
    Mr. Black griff zu seinem eigenen Messer und krempelte seinen Ärmel in die Höhe. Mr. Hacker und Honeybutt folgten seinem Beispiel. Danach drängten weitere Technos heran, die ebenso wenig auf ihre Verbündeten verzichten wollten. Am Ende waren es weit mehr, als gebraucht wurden.
    Selbst Doktor Borisow trug am Ende ihren Teil zu dem Aderlass bei, indem sie alle Schnitte desinfizierte und mit Sprühpflaster versorgte.
    ***
    Moska, Bezirk Arbatskaja
    Das Spasso-Haus war sehr viel besser erhalten als die meisten umliegenden Ruinen. Die Baumaßnahmen der Amerikaner, dazu bestimmt, ihre Botschaft gegen Anschläge zu schützen, wirkten sich auch nach über fünfhundert Jahren noch positiv auf die Statik aus.
    Agnes Kolenik, Diplom-Biologin und Genetik-Spezialistin, sah vorsichtig nach allen Seiten, bevor sie die letzten Meter bis zu der grün umrankten Fassade zurücklegte. Sowohl entlang der Straße als auch in der rückwärtigen, mit von Rost zerfressenen Nobelkarossen durchsetzten Trümmerlandschaft, konnte sie keine Bewegung ausmachen. Trotzdem wusste sie genau, dass sie von vielen verborgenen Augen beobachtet

Weitere Kostenlose Bücher