1542 - Die Würgehand
groß vorkam.
Flagstone hoffte, dass alles so schnell wie möglich vorbei sein würde. Er setzte zudem auf die beiden Yard-Leute, die man ihm empfohlen hatte.
Sie sollten exzellente Fachleute sein, was schwierige Fälle anging.
Der Mann wusste nicht, ob es wirklich korrekt war, was er tat. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er in seinem Büro geblieben wäre.
Doch da war der Gedanke an seine Frau, die er nicht allein lassen wollte, obwohl offenbar keine Gefahr drohte.
Er fuhr in Richtung Westen, und er hatte das Gefühl, dass sich an diesem Tag so einiges gegen ihn verschworen hatte. Die Ampeln reagierten nicht so, wie er es gern gehabt hätte. Auch mancher Kreisverkehr lief nicht richtig rund, und als er mit sich selbst sprach, waren es zumindest leise Flüche, die über seine Lippen drangen.
Bis sich das Handy meldete. Flagstone hatte nicht damit gerechnet und schrak zusammen. Er wusste, dass es verboten war, während der Fahrt zu telefonieren, und suchte nach einem Platz, an dem er für einen Moment anhalten konnte.
Den gab es nicht. So fuhr er weiter, hatte die Suche aber nicht aufgegeben. Das Glück stand ihm diesmal zur Seite. Er fand eine Lücke, in die er den Fiat lenken konnte. Zwar vor eine Ausfahrt, aber er blieb im Wagen und konnte jederzeit wieder weiterfahren.
Er holte das Handy hervor und schaute nach, wer ihn hatte sprechen wollen.
Auf dem Display erschien die eigene Nummer von zu Hause. Also hatte seine Frau versucht, ihn zu erreichen.
Lydia rief eigentlich recht selten an. Wenn doch, dann musste sie schon einen triftigen Grund dafür haben.
Flagstone merkte, dass er nervös geworden war. Die Flucht des Würgers geisterte nach wie vor durch seinen Kopf. Einen Rückruf schaffte er nicht mehr, denn der schmale Apparat meldete sich schon wieder.
Ja, es war seine Frau!
»Lydia?«
»Da erreiche ich dich ja doch noch.«
»Natürlich.«
»Bist du noch im Büro oder bereits auf der Fahrt nach Hause?«
»Ich habe die Hälfte der Strecke hinter mir. Momentan parke ich an einer unmöglichen Stelle. Aber was ist denn passiert?«
»Das kann ich dir sagen…« Sie unterbrach sich, und der Staatsanwalt hörte, dass sie tief Luft holte, was nicht dazu beitrug, ihn zu beruhigen.
»Ist was passiert?«
»Ja, Gordon.«
Ihm stieg das Blut in den Kopf und rötete sein Gesicht. »Was war denn los?«
Lydia ließ sich mit der Antwort Zeit. Als sie sprach, stotterte sie. »Nebel, Gordon, hier ist Nebel aufgezogen.«
»Wieso?«
»Das weiß ich nicht, aber unser Haus liegt im dichten Nebel.«
Er wollte lachen. Das schaffte er nicht, denn seine Besorgnis überwog.
»Sag das noch mal.«
»Dichter Nebel überall um das Haus herum, Gordon. Aber nur bei uns. Oder hast du in London auch Nebel?«
»Nein, nur mieses Wetter und eine Weihnachtsbeleuchtung, die überhaupt nicht dazu passt.«
»Eben. Und hier ist nur Nebel, verdammt noch mal. Das haben wir hier noch nie gehabt. Ich kann mir keinen Grund vorstellen.«
»Ich auch nicht«, murmelte Flagstone. Er wollte sich mit einem Wetterphänomen herausreden, was ihm nicht über die Lippen kam.
Plötzlich spürte er in seinem Innern einen starken Druck.
»Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nur die dichte, weißgraue Suppe, sonst nichts. Ich kann nicht mal in den Garten sehen, so dicht ist sie.«
Flagstone wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
»Bist du schon draußen gewesen?«
»Nein, das bin ich nicht.«
»Du hast dich nicht getraut - oder?«
»Ja, warum fragst du?«
»Weil ich wissen wollte, ob auch die Nachbarhäuser eingehüllt sind.«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, Gordon.«
»Du bleibst am besten im Haus. Warte darauf, bis ich bei dir bin. Und ich versuche, mich zu beeilen. Okay?«
»Ja.«
»Dann halte durch.«
»Mach ich, Gordon.«
Bei der letzten Antwort hatte ihre Stimme wieder etwas fester geklungen.
Der Staatsanwalt kam nicht umhin, seine Frau dafür zu bewundern. Er schloss für einen Moment die Augen. Dieser Nebel war nicht normal.
Das stand für ihn fest. Und auch die Aussagen der beiden Fahrer waren nicht normal gewesen. Trotzdem hatten sie gestimmt. Dem Würger war die Flucht gelungen, und Flagstone fragte sich jetzt, ob zwischen dem Nebel und der Flucht des Verbrechers ein Zusammenhang bestand.
Er selbst konnte ihn sich nicht vorstellen, aber er wusste, dass es im Leben oft die unmöglichsten Dinge gab, die vom Menschen nicht zu beeinflussen waren.
Er ging auch davon
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