1542 - Mission auf Vaar
ein Geheimfach an seinem würfelförmigen Gepäckbehälter und entnahm ihm ein Etui. Als er es aufklappte, glitzerten und funkelten ein Dutzend kirschgroßer Howalgonium-Kristalle darin. „Dafür bekommen wir genügend Galax, um einen Kodespezialisten und ausreichend Rechenzeit zu bezahlen", sagte er.
Idinyphe nickte und streckte dem Nakken die Hand hin. „Ich verkaufe die Kristalle", bot sie an. „Danach kümmern wir uns um das andere."
Willom klappte das Etui wieder zu und verstaute es in einem Fach seiner Rüstung. „Laß mich das selber erledigen", erklärte er. „Ich habe meine Gründe dafür. Gib mir nur deinen Lasim, damit meine Gesprächspartner sich mir besser verständlich machen können."
Idinyphe zögerte, weil sie Bedenken hatte, daß ihr Mentor die vor ihm liegende schwierige Aufgabe in der 2-Millionen-Stadt Pozalin allein bewältigen konnte. Doch dann sagte sie sich, daß sie kein Recht hatte, ihn zu bevormunden. Ganz abgesehen davon, daß der Nakk sich nicht bevormunden lassen würde. „In Ordnung", erwiderte sie deshalb, streifte sich die Kette mit dem Lasim über den Kopf und reichte sie Willom. „Ich wünsche dir viel Glück. Wir können uns ja gegenseitig immer über Funk erreichen." Sie tippte auf ihr Multifunktionsarmband. „Ich melde mich wieder bei dir", sagte Willom.
Idinyphe verließ sein Zimmer. Im Vorraum lieb sie noch einmal stehen und blickte zurück. Es befremdete sie, daß ihr Mentor während seiner Mission keinen Funkkontakt mit ihr halten wollte. Nichts anderes hatte sein letzter Satz zu bedeuten. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum er sich so entschieden hatte.
Doch sie unterließ es, weil sie wußte, daß er ihr darauf nicht antworten würde. 5. 5. August 1171 NGZ Willom wußte nicht genau, warum er Idinyphe bei seiner Mission nicht dabeihaben wollte und weshalb er außerdem auf die Möglichkeit des Funkverkehrs verzichtete.
Er wußte jedoch sehr genau, daß das notwendig war. Das genügte ihm.
Sein Geist schaltete auf die Überlegung um, warum dem Chirxiil-Fragment zwei so völlig unterschiedlich kodierte Botschaften aufgeprägt waren, eine, die sich leicht entschlüsseln ließ und die andere, die allen seinen diesbezüglichen Versuchen widerstanden hatte.
Seine ursprüngliche Annahme, daß die erste Botschaft deshalb so simpel kodiert war, daß Idinyphe und er auf jeden Fall ins Pharyx-System und zum Planeten Vaar fänden, damit sie hier den Schlüssel für die zweite Botschaft erhielten, erschien ihm inzwischen nicht mehr logisch fundiert.
Wenn ES gewollt hätte, daß sie die zweite Botschaft verstünden, hätte es sie doch nur ebenfalls leicht dekodierbar machen können. Der Erfolg wäre jedenfalls sicherer gewesen als bei einem Umweg über Vaar.
Natürlich wußte auch Willom über die seltsame Vorliebe von ES Bescheid, Intelligenzen unterhalb der eigenen Evolutionsstufe Rätsel aufzugeben. Die Superintelligenz besaß nun einmal einen schwer nachvollziehbaren Humor. Nur schien es schwer vorstellbar, daß ihr der Sinn nach Spiel und Spaß stand, wenn ihre Existenz aufs äußerste bedroht war - und daß es sich so verhielt, daran zweifelte der Nakk nicht.
Aber wie auch immer, theoretische Überlegungen würden ihn nicht weiterbringen. Er mußte handeln. Aber vorher ...
Willoms 5-D-Sinne umklammerten übergangslos den gesamten Planeten Vaar. Sie bedienten sich dazu der zahllosen hyperdimensionalen Kraftfeldlinien, in die der Planet eingesponnen war. Die meisten dieser Linien waren kosmischen Ursprungs, das hieß, sie gehörten zu den allgegenwärtigen Kräften, die in und zwischen den Galaxien und Sternen entstanden. Sie schwangen überall mit: in der Sonnenstrahlung, in den energetischen Systemen, die die planetarischen Magnetfelder erzeugten und im „Atem" des Universums.
Es gab sie aber auch in den Aktivitäten von High-Tech-Systemen, aber auch in jenen elektromagnetischen Feldern, aus denen sich Lebewesen wie Pflanzen, Tiere und intelligente Organismen zusammensetzten. Höhere Intelligenzen emittierten zusätzlich die sogenannte ÜBSEF-Konstante, eine sechsdimensionale Schwingung, die auch Hypersexta-Modulparstrahlung genannt wurde. Doch das ging über die Sinne 5-Dorientierter Lebewesen hinaus.
Nakken waren weder Telepathen noch konnten sie andere Lebewesen parasuggestiv beeinflussen.
Sie „sahen" in und durch die fünfdimensionalen Kraftfeldlinien und erkannten dabei Phänomene, von denen Intelligenzen der niedrigeren Daseinsebene nicht einmal
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