1543 - Die Flammen-Furie
konzentrierte sich auf ihn.
An eine Flucht dachte sie seltsamerweise nicht, und sie schrie ihm etwas entgegen, wobei sich der Flammenumhang um ihren Körper aufplusterte und winzige Feuerzungen in alle Richtungen wegzuckten.
Der Eiserne Engel war nicht waffenlos erschienen. Jeder von uns sah das mächtige Schwert mit der breiten Klinge in seiner Hand. Sie war ebenso grau wie der Körper, der auch aus Gusseisen hätte bestehen können.
Und diese Masse bewegte sich so spielerisch leicht durch die Luft und direkt auf die Flammen-Furie zu, die ihre Ruhe verloren hatte.
»Mein Feuer wird auch dich verbrennen!«, schrie sie und schickte ihm gleich mehrere lange Flammenzungen entgegen.
Wir hofften, dass sie es nicht schaffte, und der Eiserne Engel war auch schnell genug, um den Flammen auszuweichen.
Bevor Jamina dazu kam, ihm einen zweiten Feuergruß entgegenzuschicken, hatte er sein Ziel erreicht. Mit beiden Füßen landete er auf der Plattform, und dann ging alles blitzschnell. Da störte ihn auch kein Feuer mehr, als er sein Schwert anhob.
Es war eine Szene wie geschaffen für einen Film, und wir waren die einzigen Zuschauer.
Jamina wusste, was ihr bevorstand. Sie riss die Arme innerhalb des Feuermantels in die Höhe. Sie wollte dabei zurückweichen, doch das schaffte sie nicht mehr.
Sie schickte dem Eisernen Engel auch keine Flammen mehr entgegen, denn er war zu schnell für sie.
Schräg setzte er den Hieb an und schlug hart und auch zielsicher zu.
Treffer!
Er hatte genau das getan, was getan werden musste. Die Klinge hatte den Kopf der Frau vom Körper getrennt. Er war auf den Boden gefallen und lag dort als ein makabres Überbleibsel.
Aus dem Rumpf schoss das Blut in einer Fontäne und mischte sich mit dem Feuer, dessen Flammen plötzlich verloschen, als hätte man Wasser darüber gekippt.
Was blieb zurück?
Ein Kopf und ein Torso.
Und beides bewegte sich nicht mehr. Jamina, die Flammen-Furie aus Atlantis, war endgültig Vergangenheit, sodass drei Menschen endlich aufatmen konnten…
***
Der Eiserne Engel verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. Seine leicht bronzefarbene Haut zeigte keine Falte. Er war der Herrscher, er war derjenige, der die Dinge wieder zurück ins Lot gebracht hatte.
Kara warf sich in seine Arme. In ihren Augen leuchtete eine tiefe Dankbarkeit. Auch wir mussten ihm dankbar sein, denn ich wusste immer noch nicht, wie ich Jamina hätte vernichten können.
Der Eiserne reichte uns die Hand und sagte dabei mit leiser Stimme:
»Myxin und ich ahnten, dass Kara etwas vorhatte, und wir konnten sie nun mal nicht allein lassen.«
»Das war die beste Idee«, sagte ich.
Danach gab ich Kara das Schwert mit der goldenen Klinge zurück.
Sie umarmte Suko und mich, versprach, dass wir uns wiedersehen würden. Dann stieg sie auf den Rücken der mächtigen Gestalt und verschwand mit ihr in den dichten Wolken, die wieder ihre Flocken ausspien, die sich auf dem Boden wie ein weißes Leichentuch ausbreiteten und sich auch über den Kopf und den Torso der Flammen-Furie legten.
Ich trat zusammen mit Suko bis an die Brüstung und schaute auf die Dächer der Stadt nieder. Wir sahen auch die Weihnachtsmärkte, und zum ersten Mal nach einer gewissen Zeit konnte ich wieder lächeln.
Jeder, der ab jetzt einen der Märkte besuchte, konnte es in Ruhe tun.
Ohne Angst zu haben, dass er von den Flammen einer uralten Magie verbrannt wurde.
Den Kopf und den Körper der Jamina würden wir hier oben liegen lassen. Darum konnte sich die Polizei kümmern, die wir holen wollten.
Zuvor jedoch musste ich mit Sir James telefonieren. Er würde sich mit den entsprechenden Stellen in Verbindung setzen und dafür sorgen, dass wir unbehelligt wieder abreisen konnten.
Eines allerdings hatte ich mir noch vorgenommen. Ich wollte in aller Ruhe und ohne Stress zusammen mit Suko über die Weihnachtsmärkte schlendern und das eine oder andere Geschenk kaufen.
Das hatten wir uns schließlich verdient…
ENDE
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