1544 - Der Monster-Killer
des Himmels stand und geschickt worden war, um das Böse zu vernichten.
»Hat er es denn getan?«
»Ja.«
»Und wie tat er das?«
Auf diese Frage hatte der Pope nur den Kopf geschüttelt. Darüber wollte er nicht reden.
»Besteht denn Hoffnung auf Rettung?«
»Ich denke schon.«
»Und wie sieht sie aus?« Die Mutter hatte die Frage beinahe flehentlich gestellt.
»Das müssen wir ihm überlassen. Er findet immer eine Lösung, egal wie.«
Nach dieser recht vagen Aussage hatte der Pope die Familien verlassen und das in dem Bewusstsein, dass hier ein Fall für Igor Rankin vorlag, den er so schnell wie möglich schicken würde.
Wohl war dem Mann nicht dabei. Er fühlte sich wie ein Sünder, was seinen Grund hatte, aber darüber wollte er nicht mit anderen Menschen sprechen, das musste er einzig und allein mit sich selbst ausmachen…
Igor Rankin kam, als die Dunkelheit längst hereingebrochen war. In ihrem Schutz bewegte er sich am liebsten, denn er wusste genau, dass er gejagt wurde.
Es war gewissen Menschen bekannt, dass er sich in der Stadt aufhielt, und diese Personen gehörten nicht zu seinen Freunden.
Er hatte sich von den anderen abgesetzt. Das Land hatte er verlassen, weil er sich nicht so hatte bewegen können, wie er wollte, und auch, weil man ihm die Rückendeckung entzogen hatte.
Jetzt sah es anders aus.
Er war wieder frei, und er wurde akzeptiert, denn der Pope hatte ihm Unterschlupf gewährt. Es war nicht das perfekte Versteck, doch wenn er vorsichtig war, würde er sich für eine Weile dort aufhalten können.
Er war den Weg zum Ziel zu Fuß gegangen und hatte darauf geachtet, dass ihn niemand sah. Schatten gab es genug in dieser Gegend, und damit verschmolz er.
Rankin passierte einen Friedhof an dessen Mauer und ging dann auf das Haus der russischen Familien zu, in dem er seine Zeichen setzen wollte.
Einen Teufel austreiben!
Sein Auge fing an zu strahlen, als er daran dachte. Dabei wusste er nicht einmal, ob er den Teufel als seinen Freund oder seinen Feind ansehen sollte. So wie er sich verhalten hatte, das konnte dem Teufel durchaus gefallen. Er tötete, und wenn er Wesen tötete, die er als Monster ansah, dann konnten deren Seelen durchaus dem Teufel und der Hölle gehören, und deshalb verspürte er auch keine Gewissensbisse.
Mit langen Schritten überquerte er die Straße und lief danach die Einfahrt hinab, um in den Hinterhof zu gelangen, wo das bewusste Haus stand.
Er sah aus wie ein dunkles Gespenst, denn er hatte sich eine Mönchskutte besorgt und sie angelegt.
Das Haus war in der Dunkelheit zu erkennen, weil hinter den Fenstern schwaches Licht brannte.
Er schaute sich noch einmal um. Es war niemand in seiner Nähe zu sehen. Um diese Zeit zog man sich in die Wohnungen zurück. Sonst waren in der Gegend viele Fenster weihnachtlich geschmückt, bei diesem Haus traf das allerdings nicht zu.
Die Luft war kalt. In ihr schwebte ein Geruch, der von der nahen Fabrik stammte und sogar einen leicht bitteren Geschmack auf der Zunge hinterließ.
Der Pope hatte den Menschen Bescheid gesagt, dass Rankin an diesem späten Abend erscheinen würde. So wurde er bereits erwartet, denn hinter einem Fenster in Parterre sah er ein Gesicht. Es war nur für einen Moment zu sehen, dann verschwand es wieder. Aber es war das Gesicht einer Frau, und Rankin ging davon aus, dass es die Mutter des Besessenen war.
Er trat an die Tür heran und suchte nach einer Klingel, da wurde ihm bereits geöffnet. Das verhärmte und sorgenreiche Gesicht einer Frau schaute ihn an.
»Du bist die Mutter?«
Die Frau starrte auf die Augenklappe und nickte.
»Dann wirst du mich jetzt zu deinem Sohn bringen.«
»Ja.«
»Bist du allein?«
»Nein, sie sind alle da. Sie hocken in ihren Zimmern und beten. Das habe wir so beschlossen.«
»Wie heißt du?«
»Ludmilla.«
»Ich bin Igor Rankin.«
»Ich weiß. Der Pope hat von dir gesprochen. Ich möchte dich ins Haus bitten, und ich hoffe, dass du meinen Alex retten kannst. Darum flehe ich dich an.«
»Ich werde es versuchen.«
»Der Pope hat mir Hoffnung gemacht…«
Rankin erwiderte nichts darauf. Er schob sich an der Frau vorbei in den schmalen Flur, an den sich eine Treppe anschloss, die in eine obere Etage führte.
Der Monster-Killer wusste von dem Popen, wo Alex zu finden war. Er tat aber so, als wäre er ahnungslos und fragte, als er vor der Treppe stehen blieb: »Muss ich nach oben?«
»Ja.« Ludmilla zitterte so stark, dass sie sich am Handlauf festhalten
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