1544 - Der Monster-Killer
an, sie zu reiben. Es war nicht einfach, es schmerzte, aber er machte weiter.
Hin und wieder legte er eine Pause ein. Dann spürte er wieder die Schmerzen in seiner rechten Augenhöhle. Ansonsten war er durch den Stress so abgelenkt, dass er die Schmerzen in seiner leeren Augenhöhle vergaß.
Schon bald war der nackte Körper von einem Schweißfilm bedeckt.
Seine Muskeln zeigten krampfhafte Zuckungen. Er konnte die Lippen nicht mehr geschlossen halten, und aus dem Spalt drang sein keuchender Atem.
Rankin zerrte an den dünnen und harten Bändern. Er wollte versuchen, sich selbst zu befreien, was ihm nicht gelang. Aber es mussten bereits einige Fäden gerissen sein, denn er hatte ein wenig Spielraum bekommen, und das tat ihm gut.
Hoffnung?
Igor Rankin lachte bei diesem Gedanken hart und blechern auf. Möglicherweise gab es die Hoffnung, wenn er sich nicht gehen ließ, und mit diesem Gedanken im Kopf wollte er weitermachen.
Er stockte trotzdem. Etwas hatte ihn irritiert. Es war kein Laut gewesen, und doch war das Fremde vorhanden, das sich in sein Verlies hineinschlich.
Er starrte nach vorn zu den Umrissen der Tür. Er hätte sich jetzt das zweite Auge gewünscht, aber das war nicht mehr vorhanden, so wurde das verbliebene doch stark beansprucht und fing leicht an zu tränen.
Er zog die Nase hoch, schloss das Auge, gab ihm die Möglichkeit zur Erholung, und nach einer gewissen Zeitspanne richtete er den Blick wieder auf die Tür.
Dort geschah etwas!
Da bewegte sich was!
Es waren nicht seine drei Peiniger, die sich heimlich hereingeschlichen hatten. Da passierte etwas ganz anderes, und Rankin spürte einen harten Druck im Magen. Hätte er Haare im Nacken gehabt, sie hätten sich bestimmt hochgestellt.
Wer war das an der Tür? Oder war der oder das Unbekannte bereits in seinem Verlies?
Die Frage ließ sich leider nicht beantworten. Sekunden später wusste er, dass er Besuch bekommen hatte, und seltsamerweise fürchtete sich Rankin nicht davor. Er saß jetzt bewegungslos an seinem Platz und konnte nur staunen.
Das war kein Mensch. Das war auch kein Schatten. Das war etwas ganz anderes. Das war ein - nein, ihm fehlten die Worte, um es zu beschreiben.
Ein helles Etwas vor der Tür. Als fahnengleich zu bezeichnen und als lautlos.
Wie es in sein Verlies eingedrungen war, wusste Rankin nicht. Durch die Folter war er sehr sensibilisiert worden, und er merkte genau, dass von diesem Eindringling keine Gefahr ausging. Er nahm ihn neutral wahr, und trotz der Schmerzen suchte er nach einer Erklärung, fand allerdings keine.
Rankin ging davon aus, dass vor ihm etwas geschah, das er akzeptieren musste und das er sich wahrscheinlich schon immer gewünscht hatte in seiner langen Zeit im Kloster.
Das Wesen blieb nicht an der Tür stehen. Es kam auf ihn zu, und dabei war kein Laut zu hören. Wie in eisiger Starre saß Rankin auf seinem Platz und stierte nach vorn. Der Mund stand offen, und er wusste, dass sein Gesicht einen dümmlichen Ausdruck zeigte, was ihm in diesem Moment nichts ausmachte. Angst? Nein!
Hoffnung? Er wusste es nicht.
Etwas Kaltes wehte ihm entgegen, als die helle Masse direkt vor ihm anhielt.
Igor Rankin wusste, dass sich in den folgenden Sekunden sein Schicksal entscheiden würde. Aber die Furcht war nicht mehr vorhanden. Er schaute starr auf seinen seltsamen und auch irgendwie unheimlichen Besucher, der so aussah, als hätte er keinen Körper.
Was würde geschehen? War diese Gestalt ein Geist, einfach nur ein amorphes Etwas, oder steckte mehr dahinter?
Rankin glaubte nicht unbedingt an einen Geist, und er gab sich selbst recht, als er sah, was mit diesem Eindringling passierte. Die helle Masse bewegte sich. Sie streckte sich, sie drängte auseinander, sie war im Werden oder im Entstehen, so musste er das einfach sehen.
Und sie wurde!
Sein Mund blieb vor Staunen offen, als er sah, was vor ihm geschah.
Das helle, feinstoffliche Etwas begann sich zu verwandeln. Es blieb zwar so hell, doch es nahm von Sekunde zu Sekunde immer mehr die Gestalt eines Menschen an.
Es bekam einen Körper, einen Kopf. Es hatte plötzlich Arme und auch Beine, auf deren Füßen es stand. Es war ein Mensch, und es war trotzdem kein normaler.
Ein Geist?
Dass Rankin lächelte, geschah aus einem Reflex. Er wusste selbst nicht, weshalb er es tat. Es konnte sein, dass ihn die Veränderung dazu getrieben hatte. In einer Lage wie dieser war eben alles möglich, und er schaute hoch, um das Gesicht zu betrachten oder das,
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