1544 - Roulette der Auserwählten
zufälligerweise ausbrannten oder sonstigen Schaden nahmen.
Iban-Mestroch konnte niemand ignorieren - auch der Epsaler nicht. Wenn man sich jedoch nach den ungeschriebenen Gesetzen richtete, konnte man auf Xamandor leben.
Skrabin stieß einen brummigen Laut der Begrüßung aus. Seine Aufnahmekamera erfaßte die Umgebung.
Auf dem Bildschirm erschien das breite Gesicht des Epsalers. Er besaß eine eigentümlich hellgelbe Hautfarbe und stechend grüne Augen.
Seine pechschwarzen Haare trug er in der Form von zwei dicken, bis zum Steiß reichenden Zöpfen. „Ho, tatsächlich Erfolg gehabt?" dröhnte seine tiefe Stimme aus dem Gerät. „Ich sehe einen ziemlich großen Zwank."
„Einen einmalig großen", korrigierte der Naat. „Du weißt, daß er für den Patriarchen bestimmt ist. Iban-Mestroch will ihn präparieren lassen."
Rebasil Kaumos Gesicht verdüsterte sich. Die hellgrünen Augen schienen zu sprühen. Sein Mißmut war unübersehbar. „Ja, schon davon gehört", murrte er. „Wer bekommt den Präparierungsauftrag? Die Bestie ist riesig. Da sind tonnenweise Knochen, Sehnen und andere Innereien zu entfernen. Hast du darüber Vollmacht?"
Kaumo lauerte auf eine Antwort. Skrabin sah seine Chance. „Nicht direkt, aber ich kann etwas für dich tun. Kaufe mir das Wildbret zu einem guten Preis ab und vergiß nicht die Knochen. Zuerst brauche ich einen großen Lastengleiter. Wirst du ihn schicken?"
„Wann? Jetzt noch? Es wird dunkel, und die anderen Bestien lauern auf Beute."
„Ich wehre sie ab", beteuerte Skrabin. „Ich werde doch wohl mit dem Raubzeug fertig werden.
Ich bin ein guter Jäger! Also wie ist das mit dem Wildbret?"
„Das Fleisch eines Zwank ist zäh und von Sehnen durchzogen", versuchte der Epsaler zu handeln. „Das schlucken kaum die Topsider. Und die Knochen? Mehr als Mehl bringen sie nicht."
„Einen riesigen Haufen gutes Mark", berichtigte Skrabin. „Willst du den Zwank präparieren oder nicht?"
Kaumo grinste eisig und zupfte an seinen buschigen Brauen. Das hätte den Naat warnen sollen.
Auch Kaumos schnelles Zugeständnis war ungewöhnlich. „Nun gut, du bekommst den Tagespreis für Pflanzenfresser. Ich schicke dir einen großen Transporter. Wie sieht die Haut aus? Verbrannt, weit aufgerissen oder von einem Desintegrator über Quadratmeter aufgelöst?"
„Ein einziges Einschußloch, zwanzig Millimeter Durchmesser", erklärte Skrabin stolz. „Kein Ausschuß, keine Wildbretzerstörung, von den Nackenwirbeln abgesehen."
Der Naat beendete das Gespräch.
Sein Diener Teketit wartete auf das Kommende. Etwas stimmte nicht mit seinem gewalttätigen Herrn. Er war auch viel zu hart in seinen Forderungen gewesen.
Einen Mann wie Rebasil Kaumo konnte man in dieser Form nicht erpressen. Genau das hatte Skrabin aber getan.
Kaumo würde ihm nicht vergessen, unter welchen Bedingungen er den gewinnträchtigen Präparationsauftrag erhalten sollte. Der Patriarch Kanur Ben Iban-Mestroch konnte sehr großzügig sein, wenn seine Wünsche zu seiner Zufriedenheit erfüllt wurden.
Irgendwie, vermutete Teketit, hatte sich der Naat verändert. Er war unvorsichtig geworden
4.
Skrabin hatte nichts von dem begriffen, was sein vennischer Diener längst als Tatsache eingestuft hatte. Der Jäger war in Ungnade gefallen.
Der Epsaler Rebasil Kaumo sah nicht nur gewalttätig aus, er war es auch. Sein Gemüt paßte zu seinem klobigen, quadratisch gebauten Körper.
Der Raubsaurier lag seit fünf Tagen in einer Lagerhalle des Wildbrethändlers im energetischen Konservierungsfeld.
Solange Kaumo keinen verbindlichen Auftrag zur Präparation erhalten hatte, weigerte er sich, den Zwank aus der Haut zu schälen und das Wildbret zu verwerten. Skrabin hatte demzufolge noch keinen einzigen Galax gesehen.
Der Patriarch Kanur Ben Iban-Mestroch hatte den Planeten vor einer Woche unverhofft verlassen und war noch nicht zurückgekehrt.
Niemand aus seiner tausendköpfigen Springersippe wagte es, den teuren Präparationsauftrag zu erteilen. Selbst Iban-Mestrochs derzeitige Lieblingsfrau hielt sich bedeckt.
Sie war humanoid, von zartem Körperbau und stammte von Terra-Aussiedlern ab. Niemand wußte genau, wie sie zu dem hünenhaft gebauten Springer gefunden hatte.
Immerhin war sie von dessen Sippe aufgenommen worden. Dort hatte sie unter den Frauen so lange das Sagen, bis sie von Iban-Mestroch verstoßen werden würde.
So waren die Sitten und Gebräuche, die bei den Springern schon vor vielen Jahrtausenden
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