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1544 - Roulette der Auserwählten

Titel: 1544 - Roulette der Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seitenrichtmaschine, bis sein Ziel in das Objektiv einwanderte.
    Die erforderliche Rohrerhöhung für den geplanten Direktbeschuß hatte er am Visierzeiger des Erhöhungsgradbogens schon vor Monaten eingestellt. Das Handrad der Höhenrichtmaschine lag von seinem Richtsitz aus gesehen links hinter ihm und war jetzt nur schwer zu erreichen. Die Präterraner hatten dafür einen Mann abgestellt.
    Die Zielentfernung kannte der Springer haargenau. Bis zu dem speziell gebauten Blockhaus am jenseitigen Ende der halbmondförmigen Meeresbucht waren es exakt 2,166 Meter.
    Dieses stabile Blockhaus, das noch von Erdwällen geschützt war, wollte er mit seinem historischen Superspielzeug möglichst dramatisch in die Luft jagen.
    Jetzt hatte er die untere Kante des Bollwerks im Visier. Er stieg von dem hölzernen Richtsitz, ging nach hinten und schaute mit erwachendem Argwohn auf das Verschlußstück.
    Würde es dem Gasdruck noch standhalten? Und hatte er das richtige Hydrauliköl als Bremsflüssigkeit für den Vorholerkolben eingefüllt?
    Innerlich noch schwankend, körperlich aber hoch aufgerichtet, schritt er hinter das Geschütz und faßte nach dem neuen Abzugsseil.
    Dabei überwand der Springer die letzten technischen Bedenken. Ruckartig zog er ab und ging gleichzeitig in die Knie.
    Das war sein Glück, oder das Verschlußstück des urplötzlich nach hinten laufenden Rohres hätte ihm den Schädel zerschmettert. Auch die leere, automatisch ausgeworfene Patronenhülse hätte ihn treffen können. Das Messingstück flog über ihn hinweg und polterte auf den Boden.
    Zugleich betäubte ein enormes Krachen seine Sinne. Vor der Mündung stand eine lohende, spitz nach vorn züngelnde Gasflamme, die das mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 840 m/sec ausgetretene Geschoß längst nicht mehr gefährden konnte.
    Vom nahem Wald und den Bauwerken tönte das Abschußgeräusch zurück. Es klang wie ein eigentümlich helles, bellendes Rabang. So hatte sich Iban-Mestroch den Abschuß eines prähistorischen Geschützes nicht vorgestellt. Mit einem dumpfen Grollen hatte er gerechnet - aber dieses grelle Krachen ... Es war unglaublich!
    Jenseits der Bucht stieg eine dunkle Detonationswolke auf. Himmelhoch fliegende Balken und Bodenstücke mischten sich mit dem Qualm. Flammen zuckten aus den Holzresten.
    Das stabile Blockhaus, unter dem sich der Springer einen Bunker vorgestellt hatte, war nicht mehr.
    Da wurde ihm klar, daß die Erbauer seiner Granaten garantiert nicht den Sprengstoff hergestellt hatten, wie es vor Jahrtausenden die Terraner getan hatten. Eine solche Vernichtungskraft hatte eine alte 8,8-Zentimeter-Granate nun doch nicht besessen.
    Fluchend, die geschundenen Ohren mit beiden Handflächen beklopfend, wankte er auf seine Munitionskiste zu.
    Es war ganz klar, daß man ihm für sein gutes Geld einen hochaktiven Chemo-Sprengstoff des Jahres 1171 NGZ in die Granaten hineingepreßt hatte. Und der war vielfach wirkungsvoller als das, was die Präterraner gekannt hatten.
    Er hatte allerdings auch nicht sagen können, wie der Originalstoff genannt worden war. TNT, hatte er vermutet.
    Immerhin hatte der Zünder gut funktioniert.
    Mit gedämpfter Begeisterung lud er nach. Er war fest entschlossen, irgend etwas am jenseitigen Buchtufer kurz und klein zu schießen. Er würde schon neue Ziele finden.
    Genau in dem Augenblick erschien hinter der Landzunge ein großer Kutter der Fischereiflotte.
    Es war ein veraltetes Fahrzeug mit Netzfangbetrieb und gewöhnlichen E-Motoren, die von einer großen Laderbank mit Energie versorgt wurden. Der Aktionsradius von nur 800 Meilen war für die Fischer nicht berauschend, aber sie waren froh, wenigstens diese Schiffe bekommen zu haben.
    Niemand an Bord des etwa 35 Meter langen Fischereifahrzeugs hörte Iban-Mestrochs Freudengeheul.
    Das Schicksal war ihm gnädig! Dieses Ziel war viel beeindruckender als das Blockhaus. Vor allem bewegte es sich und stellte daher viel größere Anforderungen an seine Zielfertigkeit.
    Waren auf dem Fischkutter nicht lebende Wesen? Intelligenzen von Xamandor? meldete sich jetzt das unterentwickelte Gewissen des Springers. „Sollen sie ins Wasser springen. Der Kutter gehört mir!" sprach Iban-Mestroch wütend vor sich hin und ging mit der Handkurbel der Seitenrichtmaschine ins Ziel. Die Rohrerhöhung veränderte er noch nicht.
    Diesmal riß er die Abzugsschnur von seinem Richtsitz aus durch. Und die Ohren hielt er sich auch zu.
    Wieder brüllte die alte Acht-Acht-Flak auf. Das

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