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1544 - Roulette der Auserwählten

Titel: 1544 - Roulette der Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geschoß heulte davon, doch ehe die Besatzungsmitglieder des Kutters den in flacher Flugbahn heranrasenden Todesboten bewußt vernehmen konnten, war er schon da. Die Granate kam zu hoch an, streifte den hinteren Mast, flog weiter und detonierte fünfzig Meter entfernt über dem Wasserspiegel. Der Zünder hatte angesprochen und mit Verzögerung reagiert.
    Das Krachen der Explosion war überdeutlich zu vernehmen. Den aufzuckenden Feuerball sah man auch. Beides war relativ harmlos, nicht aber die Splitter, die den Kutter teilweise erreichten.
    Ein Blue der Besatzung brach lautlos zusammen. Er war tot, ehe er die Planken berührte.
    Die Schallwellen des Abschusses wurden vielfach reflektiert. Das seltsame Rabang war wieder zu hören.
    Niemand an Bord des Kutters hatte eine Vorstellung von dem, was tatsächlich geschah. Niemand dachte an einen gemeingefährlichen Verrückten, der seine Macht hemmungslos ausnutzte; und dabei spielte er nur mit seinem Lieblingsstück! Wenn er es ernst meinte, geschahen noch ganz andere Dinge.
    Lediglich ein Lebewesen an Bord des Schiffes erkannte ahnungsschwer die Zusammenhänge.
    Es war Teketit, der die Fischer vor zwei Stunden gebeten hatte, ihn schnellstens zur Insel Antera Vucin zu bringen. Der Patriarch würde sie dafür reich belohnen.
    Da sie immer bemüht waren, dem mächtigen Patriarchen einen Dienst zu erweisen, waren sie auf Teketits Verlangen eingegangen und sofort ausgelaufen.
    Nun bekamen sie den ersten Teil der zugesicherten Belohnung. Sie sah anders aus, als der Venno es sich vorgestellt hatte.
    Den zweiten Abschuß auf der nur gut zwei Kilometer entfernten Seeterrasse konnte er mit bloßen Augen sehen.
    Der festungsähnliche Palast warf lange Schatten, aus denen der grelle Mündungsblitz hervorstach.
    Teketit pfiff eine Warnung und ging hinter der Reling in Deckung.
    Man mißverstand ihn. Selbst seine Artgenossen, die als untergeordnete Arbeitsknechte an Bord waren, erfaßten nicht den Sinn der Rufe.
    Das Geschoß lag diesmal zu kurz und explodierte im Wasser. Der Abschußknall, vielfach reflektiert, überzeugte Teketit in seinem ersten Verdacht.
    Er war ein Sklavendiener des Patriarchen und recht gut mit ihm vertraut. Er hatte auf der großen Seeterrasse das stählerne Ungetüm gesehen und auch gehört, daß Iban-Mestroch nur noch auf die Fertigstellung seiner Munition wartete.
    Nun schien er sie erhalten zu haben. Wahrscheinlich hatte er sie soeben erst mitgebracht.
    Teketit konnte sich vorstellen, was der Wahnsinnige vorhatte. Er pfiff nochmals eine Warnung und sprang dann über Bord, ohne sich weiter um die Fischer zu kümmern.
    Er sah nur noch, daß der Kapitän, ein stämmiger Blue, mit gezogener Strahlwaffe an dem Steuerhaus stand und nach einem Gegner Ausschau hielt.
    Teketit schwamm um sein Leben. Es schien sein Schicksal zu sein, von einer unheilvollen Situation in die andere zu geraten.
    Das rettende Ufer war nur fünfzig Meter entfernt, doch der Venno bezweifelte, es erreichen zu können.
    Er war ein artbedingt schlechter Schwimmer. Seine faltige Körperhaut hinderte ihn am Fortkommen.
    In dem Moment krachte und donnerte es hinter ihm fürchterlich.
    Iban-Mestrochs dritter Schuß hatte den Kutter mittschiffs getroffen und ihn binnen einer Sekunde in einen zerberstenden Trümmerhaufen verwandelt.
    Teketit wurde unter Wasser gedrückt. Überall über ihm prasselten Gegenstände ins Wasser.
    Als er wieder auftauchte und verzweifelt nach Luft rang, erfaßten seine Hände einen dicken Balken. Es war ein Stück des zersplitterten Lademasts.
    Daran fand er Halt. Die in die Bucht stehende Strömung trieb ihn auf das Land zu, wo er schließlich Fuß fassen konnte. Der Kutter war verschwunden. An das Schicksal seiner Freunde wagte er nicht zu denken.
    Der seit Jahren in ihm schwelende Haß gegen den großmächtigen Sippenchef wuchs ins Unermeßliche. Laut schreiend wünschte er dem Springer den Tod an den Hals.
    Fast wäre Teketits Wunsch sogleich in Erfüllung gegangen, denn die alte Acht-Acht-Flak rächte sich auf ihre Weise an dem Wesen, das sie nach Jahrtausenden erneut zum Töten und Zerstören veranlaßt hatte.
    Kanur Ben Iban-Mestrochs fünfter Schuß, mit dem er auch noch die größeren Schiffstrümmer unter Feuer nehmen wollte, wurde ein Rohrkrepierer.
    Der Zünder der Granate sprach schon beim Abschuß an und ließ sie im vorderen Drittel des Rohres explodieren.
    Es wurde wie dünnes Papier zerfetzt. Ein enormer Splitterschauer heulte durch die Luft und

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