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1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich ihre Augen an die Dunkelheit. War da eine Gestalt? Ein flimmernder, unstet sich verändernder Schatten? Aber nein. Rasch sprang sie auf und tastete nach einem der Lichtschalter.
    Eine Flut von Helligkeit umgab sie. Das goldene Leuchten drang von überall her, nur nicht aus den Zimmerlampen.
    So also versagte ihr Plan - doch sie hatte es nicht anders erwartet. Sie hatte nur erreichen wollen, daß der Bewahrer sie anders als bisher zur Kenntnis nahm.
    Und ihre Reaktion erhielt sie nun. „Du versteckst dich, Bewahrer!" rief sie. „Weshalb? Tritt hervor! Was gibt es, das ich nicht sehen darf?"
    Hinter den transparenten Wänden ergaben sich wirre Muster in der Lichterflut. Am Ende schien es, als tobten sich dort die Gewalten einer kleinen Sonne aus.
    Aber der Spuk endete, wie er gekommen war. Sie schaltete kurzerhand das Licht aus. Alles wurde wieder dunkel. Der Bewahrer blieb noch minutenlang in der Nähe, dann verschwand er ohne ein Wort.
    Sie war nicht besser dran als vorher
     
    2.
     
    X minus 30 Tage.
    Anfang Oktober 1171 NGZ. QYLINAM.
    Monate vergingen, ohne daß sie es schaffte, dem Bewahrer näher zu rücken. Zweimal noch sondierte er Gesil aus der Nähe, und beide Male ließ sie es still über sich ergehen.
    Sie hatte nicht resigniert, gewiß nicht. Aber es brachte nichts, einem Phantom hinterherzujagen.
    Oder nur dann, wenn man über die entsprechenden Gerätschaften zur Jagd verfügte.
    Ihrer Zeitrechnung nach war der 30. September angebrochen. Serb-A-Sherba hatte sie in die Zentrale rufen lassen. Gesil fühlte sich so aufgeregt wie schon seit langem nicht mehr. Näherten sie sich Meliserad? War der Bewahrer endlich bereit, ihr gegenüberzutreten?
    Am Ende war nichts von beidem der Fall.
    Eigentlich hätte sie es sich denken können. Der Einladung - oder Ladung - in die Zentrale haftete zwar etwas Außergewöhnliches an, doch die lang erwartete Sensation steckte gewiß nicht dahinter. „Gesil!" rief der Kommandant.
    Sie betrat aufmerksam den großen Raum, der mit hochentwickelten Geräten nur so gespickt war.
    Ihr Blick fiel sofort auf die große Bildprojektion. In unmittelbarer Nähe der CASSADEGA drehte sich ein Planet, eine Giftgaswelt von ungefähr Erdgröße. „Wo sind wir?" fragte sie. „Das dort unten ist Qylinam", antwortete der Kommandant mit ausgesuchter Höflichkeit. „Wir besuchen mit dem Residenzschiff die leistungsfähigste Genfabrik des Bewahrers. Ich dachte, das würde dich interessieren."
    „Ruhm und Glorie des Bewahrers interessieren mich kein bißchen."
    Serb-A-Sherba ließ sich nichts anmerken. Er tat, als habe er den sarkastischen Inhalt der Worte nicht bemerkt. „Aber vielleicht die Fabriken selbst, Gesil. Die CASSADEGA wird von dort eintausend neue Besatzungsmitglieder aufnehmen."
    In der Tat, nun erwachte ihr Interesse. „Wozu das?" fragte sie. „Auf Qylinam wird eine Elitetruppe herangezogen, die der Weisheit des Bewahrers optimal dienen kann. Die tausend Rekruten ersetzen ebenso viele alte Soldaten, die ausgedient haben."
    „Ich verstehe", sagte sie. „Ausgedient. Du meinst, daß sie beschädigt sind oder eine neue Konditionierung brauchen."
    „So ist es", stimmte Serb-A-Sherba unbedacht zu. „Der Bewahrer ist sicher, daß du Qylinam besichtigen möchtest."
    „Da hat der Bewahrer sich allerdings getäuscht."
    Gesil drehte sich um und machte Anstalten, die Zentrale zu verlassen. „Halt!" rief Serb-A-Sherba mit einer Andeutung seines Kommandotons. Doch sofort darauf klang seine Stimme entschuldigend, als bereue er seine eigene Entschiedenheit. „Warte, Gesil! Außerdem läßt der Bewahrer ausrichten, daß auf Qylinam eine Überraschung für dich bereitet wird!"
    Sie hielt inne.
    Die Frau zog die Augenbrauen hoch und begann zu lächeln. Serb-A-Sherba wußte genau, daß sie dem nicht widerstehen konnte. Allzusehr zehrte der tatenlose Aufenthalt an ihren Nerven.
    Sie war schon froh gewesen, die Einladung ohne sichtbare Mühe auszuschlagen. Aber eine Überraschung war zuviel. Gesil spürte förmlich, daß es sich lohnen würde.
     
    *
     
    Eine Fähre brachte sie, Conn-Y-Spreik, den Kommandanten und ein Dutzend weitere Truillauer nach unten.
    Die Rundsichtkuppel ließ den Eindruck entstehen, als befände man sich schutzlos inmitten der Giftgasatmosphäre. Unwillkürlich klammerte sich Gesil am Sitz fest. Die chemische Zusammensetzung kannte sie nicht. Aber durch grauen Nebel trieben immer wieder ockergelbe Streifen, und in einer bestimmten Höhe kondensierte weißer

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