Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Punkte vor ihr. Wie Satelliten bewegten sie sich entlang einer imaginären Sphäre um Gesil herum. Die Punkte verglühten mit blendender Helligkeit, dann waren sie erloschen. „Gut."
    Wenige Minuten später tauchte voraus die Diskusinsel des Bewahrers auf. Auch diesmal stand ein winkendes Empfangskommando aus Truillauern am Rand der Plattform. Der Gleiter überflog langsam den Kreis der Sechskantpyramiden. Dort war der Park, der Einstieg in das unterirdische Gangsystem.
    Zunächst nur schwach, dann immer, stärker spürte Gesil etwas, das sie kannte.
    Es war der Bewahrer. Der Herrscher von Truillau befand sich ganz in der Nähe. Im Kurs des Gleiters entstanden plötzlich unmotivierte Schlenker, fast Bocksprünge; und auf Voltagos Stirn bildeten sich Perlen aus gefrorenem Eis. „Ich steuere manuell weiter!" rief sie. „Voltago! Hörst du?"
    Gesil griff in die Kontrollen und stabilisierte den langsamen Flug des Gleiters. Sie landete widerwillig inmitten einer Menge schreiender Fladenwesen, und auch das rote Transportfeld war wie beim ersten Anflug aktiviert.
    Der Klon zitterte am ganzen Leib. Rauhreif bedeckte seine tiefschwarze Haut. Im Gesicht wechselten verschiedenste Züge einander zuckend ab. „Kannst du gehen, Voltago?"
    Wortlos erhob sich der Klon, klappte die Haube hoch und ließ sich schwerfällig ins rote Transportfeld fallen.
    Schrilles Jubelgeschrei ließ Gesil gepeinigt den Kopf einziehen. Nur schnell weg hier, der Schacht stand offen.
    Binnen Sekunden erreichten sie das Innere der Station.
    Und da war wieder der Bewahrer; eine unglaubliche Euphorie strömte auf mentalem Weg zu Gesil über. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Sie wußte, daß sie einer Manipulation aufsaß, daß dies nicht ihre eigenen Gefühle waren.
    Außerdem spürte sie Eirene ... Idinyphe.
    Mühevoll wehrte sich Gesil gegen den Strudel, der ihre letzten Bedenken davontragen wollte.
    Nicht nachgeben.
    Man hatte sie entführt. Der Herrscher dieser Galaxis betrachtete sie als fehlendes Element, nicht mehr. Wie ein Ersatzteil, nur auf höherer Ebene.
    So leicht werde ich es dir nicht machen, dachte sie konzentriert. Zeige dich, und ich werde sagen, was ich dir vorzuwerfen habe. Mache dich auf einiges gefaßt, Bewahrer!
    Mit eckigen Bewegungen führte Voltago sie durch das Labyrinth der Gänge. Innerhalb weniger Minuten erreichten sie eine der Pyramiden. Es war dieselbe, in der sie schon vorher gewohnt hatten.
    Idinyphe war in unmittelbarer Nähe, sie hatte die Unterkunft nicht verlassen.
    Und der Bewahrer? In Reichweite, aber noch einige Kilometer entfernt. Sein tastender Geist strich über Gesil, dann über Idinyphe hinweg.
    Voltago zog einen eisigen Hauch hinter sich her. „Gleich ...", murmelte der Klon. „Ihr werdet sehen ..."
    Hinter ihm schwebte Gesil durch den gläsernen Schacht aufwärts. Von der Seite schlug grelles Sonnenlicht herein, selbst die Luft schien sich aufzuheizen. Die hohe Luftfeuchtigkeit lag als dicker Film über ihren Atemwegen.
    Gemeinsam betraten sie die Räume unterhalb der Pyramidenspitze.
    Idinyphe wartete bereits. „Da seid ihr ja", sagte sie. „Ich habe mir keine Sorgen gemacht, Mutter. Ich wußte, der Diener bringt dich zurück. Spürst du es auch?"
    „Natürlich. Diesmal scheint er Ernst zu machen."
    „Ja." In sich gekehrt strich Idinyphe mit einer Hand über ihr Nakkenmal. „Er ist noch scheu, merkst du es? Er hat Angst. Aber er wird die Furcht überwinden. Ich kann seine Freude und seine Erwartung spüren."
    Voltago machte erneut eine Wandlung durch. Gesil kannte seine Metamorphosen zur Genüge, aber diesmal wurde selbst sie vom Ausmaß überrascht. Unglaublich heftig reagierte er auf die räumliche Konzentration von Gesil, Idinyphe und dem Bewahrer.
    Sein Gesicht zerschmolz und sah aus wie glühende Lava, während der Rest des Körpers erstarrte, als sei er der Kälte des Weltraums ausgesetzt. Tausend Persönlichkeiten huschten über seine Züge. Gesil erkannte sich selbst, Eirene und etwas anderes, was ständig wiederkehrte.
    Aber was war es?
    Wer war es?
    Gewiß nicht die Genetische See und auch kein Riese.
    Jetzt! Sie spürte, daß etwas gerade in diesem Augenblick geschah! Von einer Sekunde zur anderen fühlte sie die Gegenwart des Bewahrers. Der Herrscher von Truillau war angekommen. Oben, im pyramidenförmigen Raum über ihnen. Dort, wo der Transmitter stand.
    Voltago hatte die Hände zu Fäusten geballt, die Muskelstränge barsten fast vor Anspannung.
    Die Tür zum Antigravschacht

Weitere Kostenlose Bücher