1547 - Adel vernichtet
sie sah den Erfolg, denn sie rammte das Möbelstück tatsächlich gegen diese veränderte Gestalt.
Eric de Geaubel flog zurück. Er stolperte dabei über seine eigenen Beine und landete auf dem Fußboden. Dinah merkte, dass im sie den Tisch noch immer festhielt. Das änderte sie ein Sekunde später. Sie warf ihn um.
Das Möbelstück landete auf Eric.
Dinah hörte den wütenden Schrei. Sie kümmerte sich nicht darum, sah nur die offen stehende Tür und lief mit langen Schritten darauf zu, um endlich zu verschwinden.
Raus aus dem Gefängnis. Durch den breiten Flur rennen, um die Ausgangstür zu erreichen, wobei sie hoffte, dass diese nicht abgeschlossen war. Sie schaute nicht nach rechts oder links, sie hatte nichts anderes mehr als die Flucht im Sinn.
Sie sah die Ausgangstür. Nur noch wenige Schritte, und Sekunden später fiel sie gegen die Klinke. Dinah drückte sie nach unten. Jetzt konnte sie die Tür aufziehen, wenn…
Ja, sie war offen. Offen und schwer. Dinah musste sich anstrengen, was ihr nichts ausmachte.
»Na, na, wer wird denn von hier ohne Abschied verschwinden wollen? So haben wir nicht gewettet.«
***
Er war plötzlich da, dieser verdammte Butler. Und seine Hände packten den Nacken der Frau. Harte Finger krallten sich dort fest wie Geierkrallen, und Dinah wurde mit einem Ruck in die Höhe gerissen.
Sie konnte nicht mehr. Es gab kein Aufbegehren, keine Abwehrbewegung. Der Schock hatte sie erstarren lassen, und der nächste Stoß schleuderte sie zurück und von der offenen Tür weg.
Diesmal fiel sie auf den Boden und landete rücklings. Dabei sah sie, wie sich die Tür wieder zurück in ihre Ausgangsposition bewegte, und das tat sie sehr langsam. Es kam Dinah vor, als würde sich für sie allmählich ein Sargdeckel schließen.
Es war aus.
Es gab keinen Fluchtversuch mehr. Das Schicksal hatte sich nicht auf ihre Seite gestellt.
Dinah lag am Boden und wimmerte. Tränen legten Schleier über ihre Pupillen. Sie sah die Beine des Butlers nur verschwommen, als er sich in ihrer Nähe bewegte.
Es war aus. Man ließ sie nicht laufen. Man würde mit ihr etwas Schreckliches anstellen, und sie würde sich nicht mehr dagegen wehren können. Zu einem zweiten Fluchtversuch würde man sie nicht kommen lassen, das stand für sie fest.
Der Butler tat ihr nichts. Er umging sie mit steifen und hart klingenden Schritten, die als Echos in ihren Ohren dröhnten. Sie kamen ihr wie Totentrommeln vor.
Dann blieb er an ihrem Fußende stehen und schaute auf sie hinab.
Dinahs Augen waren mittlerweile wieder normal geworden. Nichts verwischte mehr ihren Blick.
»Hast du wirklich gedacht, vor uns fliehen zu können?«, fragte Clarence mit einer schon fast sanft klingenden Stimme. »Wie hast du nur darauf kommen können? Es gibt keine Flucht. Wen der Marquis und die Marquise gehen lassen und wen nicht, das bestimmten nur sie selbst. Und dich werden sie für immer behalten.«
Die Journalistin hatte alles verstanden. Sie wunderte sich darüber, welch eine Kraft noch in ihr steckte, dass sie noch normal reden und eine Antwort geben konnte.
»Was seid ihr nur für Menschen!«, flüsterte sie keuchend. »Nein, ihr seid keine Menschen mehr. Ihr seid einfach nur Monster, die sich eine menschliche Tarnung gegeben haben. Auch Sie, Clarence, gehören dazu. Zwar sind Sie kein Skelett, aber Sie haben sich in den Dienst dieser verdammten Geschöpfe gestellt und…«
»Hören Sie auf. Es reicht. Ich weiß, was ich tue. Und ich weiß, dass es mir dabei gut geht.«
»Sie sind nicht besser als diese degenerierte und verfluchte Familie, sage ich Ihnen.«
»Es stört mich nicht.«
»Ja, das weiß ich. Und es stört Sie auch nicht, wenn Sie sehen, dass Menschen getötet werden und man ihnen noch ihre Organe entnimmt, um sie zu essen.«
»Man kann sich daran gewöhnen.«
Dinah schrie den Butler an. »Das ist Kannibalismus, verflucht noch mal! Nichts anderes ist das! Und ich…«
Er winkte ab. »Hören Sie auf. Sparen Sie sich Ihre Kraft. Sie haben keine Chance.«
»Nein, ich nicht«, flüsterte sie unter Tränen, »das weiß ich jetzt. Aber es werden andere Menschen kommen und diesem verdammten Adelspack das Handwerk legen.«
»Wer sollte das tun?«
»Die Polizei.«
»Ach, die braucht Beweise. Wer soll denn beweisen, wovon sich die de Geaubels ernähren. Wer? Sagen Sie es.«
Dinah wollte sich selbst Mut machen. »Es gibt eine Gerechtigkeit«, erklärte sie noch immer unter Tränen. »Vielleicht nicht heute, nicht morgen,
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