1547 - Adel vernichtet
der Strick dicht über ihren Schlüsselbeinen.
Danach trat Clarence hinter sie und beschäftigte sich mit ihren Händen, obwohl die Arme schon an der Stuhllehne festgebunden waren. Ein zufriedener Laut verließ seinen Mund, als er zurücktrat und sein Werk begutachtete.
Auch Eric war zufrieden.
»Ja, so ist es richtig«, kommentierte er, »wir haben sie vorbereitet.«
»Und?«
Eric ließ sich Zeit. Er wartete, bis Clarence neben ihn getreten war.
»Sie kann sich noch ein wenig ihres Lebens erfreuen. Ich warte nur darauf, dass meine Eltern fertig sind.«
»Können wir dann gehen?«
»Ja.«
Beide gönnten der Gefangenen noch einen letzten Blick. Dann verließen sie den Raum und schlugen die Tür hinter sich zu…
***
Dinah Cameron war allein und wartete auf den Tod!
Sie fragte sich, wo sie sterben würde. Hier oder an einer anderen Stelle.
Und sie wunderte sich auch darüber, wie klar sie sich diese Frage noch stellen konnte und nicht vor Angst verging.
Die Fesseln saßen stramm.
Das wusste sie, aber Dinah gehörte zu den Menschen, die nie aufgaben.
Sie wollte immer kämpfen, sie hatte immer gekämpft, und deshalb gab sie auch hier nicht auf.
Sie versuchte, ihren Körper zu bewegen.
Es klappte nicht.
Der nächste Versuch galt den Händen. Sie waren an den Gelenken zusammengebunden, und auch da merkte sie, dass sie keine Chance hatte, denn der Butler verstand sein Handwerk. Sie würde die Fesseln niemals lösen können. Bei den Bewegungen drückten die Stricke nur noch tiefer in das Fleisch hinein.
Und so blieb sie nackt und gedemütigt auf ihrem Platz sitzen, wobei die Angst erneut in ihr hoch stieg und sich in der Kehle festsetzte. Sie war nicht mehr in der Lage, richtig durchzuatmen, und tat dies jetzt durch die Nase.
Dass es ein Fenster in diesem Raum gab, sah sie als Hohn an. Dahinter lag die Freiheit, auch wenn es mittlerweile schon dämmrig geworden war. Sie hatte die de Geaubels eigentlich zum Abendessen aufsuchen wollen, doch die Gastgeber hatten darauf bestanden, am Tag zu dinieren, denn das waren ihre Regeln. Jetzt wusste Dinah den Grund.
Sie wollten den Abend für sich haben und sich ein erneutes Mahl gönnen.
Es wurde ihr wieder übel, als sie daran dachte. Da freute sich jemand auf ihr Herz. Das war nicht mehr zu akzeptieren. Nein, darüber wollte sie einfach nicht länger nachdenken. Auch nicht, dass ihre schlimmsten Albträume bereits wahr geworden waren. So etwas konnte sie nicht hinnehmen.
Aber sie musste es.
Und das machte sie so fertig.
Dinahs Kopf sank nach unten, und erneut ließ sie ihren Tränen freien Lauf…
***
Wir waren unterwegs, und wir waren froh, dass es noch nicht dunkel geworden war. Bis Hampstead war es nur ein kurzer Weg in den Norden von London. Und in eine Gegend, die von den Bewohnern sehr geliebt wurde. Man konnte sie durchaus als Ausflugsziel bezeichnen. Das lag unter anderem an dem großen Park mit seinen zahlreichen Erholungsstätten und den kleinen Teichen, an denen die Erholungssuchenden Ruhe fanden. Es war eine hügelige Gegend, die so gar nichts mit der Hektik der Innenstadt gemein hatte.
Um unser Ziel zu erreichen, mussten wir in die Nähe des Childs Hill. Die Straßen waren hier dünner gesät. Es gab viel Grün, viele freie Flächen und auch Häuser, die auf großen Grundstücken allein standen und aus alter Zeit stammten.
Das Haus, zu dem wir mussten, war nicht einfach zu finden. Suchend rollten wir durch die Straßen und sahen, dass sich hoch über uns der Himmel immer mehr zuzog.
Bevor die Redington Road einen Bogen nach rechts machte, bat ich Suko, anzuhalten.
»Warum?«
»Ich will fragen, wo das Haus steht.«
»Okay.«
Da konnte es noch so gute Navigationssysteme geben, die mündliche Auskunft war letztendlich entscheidend.
Ich hatte mir einen Friseurladen ausgesucht. Beim Aufdrücken der Tür bimmelte es über meinem Kopf, und wenig später kam eine Frau in einem hellgrünen Kittel und mit einer dunkelroten Haarmähne auf mich zu.
»Da haben Sie aber Glück gehabt. Im Moment haben wir den Platz für einen Herrn frei.«
»Das glaube ich Ihnen gern. Nur möchte ich mir nicht die Haare schneiden lassen.«
»Nicht? Weshalb sind Sie dann hier?«
»Es geht um einen Auskunft.«
Die Freundlichkeit der Frau verschwand ein wenig. Sie kam mir jetzt distanzierter vor, und sie sagte: »Ich wüsste beim besten Willen nicht, worüber ich Ihnen Auskunft geben könnte.«
»Es geht um eine Adresse in der Nachbarschaft.«
»Das schon gar
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