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1547 - Adel vernichtet

1547 - Adel vernichtet

Titel: 1547 - Adel vernichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mal betrachtete, dann hatte ich genug und verließ mit Tanner die grell erhellte Szene, damit wir seine Leute nicht störten.
    Wir gingen nach draußen. Hier war die Luft kühler. Es war auch windiger, aber wir schauten hier in die Normalität und nicht auf das Grauen.
    Eigentlich hatte ich gedacht, für ein paar Tage Ruhe zu haben. Die Leichenfalle auf dem Friedhof hatte mich noch immer beschäftigt, doch jetzt fühlte ich mich wie von einem Hammerschlag getroffen.
    Tanner stand neben mir. Aus einer Blechdose holte er eine halbe Zigarre hervor und steckte sie zwischen seine Lippen. Oft genug ließ er sie kalt an seinem Mund entlang wandern, in diesem Fall holte er jedoch ein Streichholz hervor und zündete die Zigarrenhälfte an.
    »Das muss ich jetzt einfach haben.«
    »Verstehe.«
    Tanner paffte drei, vier Züge. Der scharf riechende Rauch zog vor meinem Gesicht entlang. Da der Chiefinspektor nichts sagte, übernahm ich das Wort.
    »Und weshalb hast du mich geholt?«
    »Gefühl.«
    »Aha.«
    »Genau, John. Ich hatte einfach das Gefühl, dass hinter diesen Taten mehr steckt. Du weißt, dass ich dir nicht zum ersten Mal Bescheid gegeben habe, und das hat sich niemals als Schuss in den Ofen herausgestellt. Ich gehe davon aus, dass es auch heute so sein wird.«
    »Warum?«
    »Du hast dir die Toten angeschaut. So, wie man sie umgebracht hat, stimmt was nicht. Das sieht auch nicht nach der Raserei eines Killers aus. Hier hat man bewusst getötet und auch bewusst etwas entnommen. Damit meine ich die Organe. Und dann erinnere dich an die fehlenden Fleischstücke.« Tanner schüttelte sich.
    »Kannibalismus.« Ich schnitt das Thema an, obwohl ich es nicht mochte.
    »Kann sein. Wir dürfen jedenfalls nicht die Augen davor verschließen. Ich will nicht sagen, John, dass du auf diesem Gebiet ein Fachmann bist, aber ich denke da an eine bestimmte Gruppe von Dämonen, die du ebenfalls kennst.«
    »Ghouls?«
    »Genau!« Der Chiefinspektor schaute mich von der Seite her an und wartete auf eine Antwort.
    Für die ließ ich mir Zeit. Ich hätte ihm sagen können, dass auch ich bereits daran gedacht hatte. Es wäre auch einfach gewesen. Doch tief in meinem Innern regten sich Zweifel. Das sah mir nicht nach einer Attacke der Leichenfresser aus.
    Tanner fiel mein Zögern auf. »Du sitzt nicht mit mir auf demselben Zug oder?«
    »Ich denke noch nach. Allerdings hast du recht. So ganz traue ich dem Braten nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das will ich dir gern erklären. Wären es Ghouls gewesen, hätten wir die Opfer nicht so gefunden. Dann wären von ihnen nur die Knochen zurückgeblieben, sprich die Skelette. So aber haben wir hier drei Tote, die…«, ich schluckte, »… angefressen sind. Ghouls hätten da nicht aufgehört, wirklich nicht.«
    Tanner blies die Luft aus. »Das bringt uns auf eine ganz andere Spur, denke ich.«
    »Kann sein.«
    »Und du kannst keine Richtung vorgeben?«
    Ich hob die Schultern.
    Tanner tat es mir nach. Allerdings heftiger und ärgerlicher.
    »Es ist schlimm, John, denn ich komme mir vor wie der Ochs vorm Berg. Ich finde keine Erklärung, und ich stelle mir allmählich die Frage, ob ich zu alt für den Job bin und ich meiner Frau recht geben soll, die darauf drängt, mich pensionieren zu lassen.«
    »Das wäre schade.«
    »Ich weiß, aber derartige Fälle lösen zu müssen stößt bei mir an eine Grenze.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte dabei: »Ratschläge möchte ich dir beim besten Willen nicht geben, denn die hast du nicht nötig. Ich würde nur sagen, dass du den Fall angehst wie immer. Reine Polizeiarbeit, und deshalb frage ich dich schon mal: Weißt du schon, wer diese drei Personen sind?«
    »Nein, John. Es gab nichts, was auf ihre Identität hingedeutet hätte. Die Toten trugen keine Ausweise bei sich. Ich denke, dass wir über die Medien gehen und die Gesichter abbilden müssen - wenn sie entsprechend behandelt worden sind.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht. Es kann ja sein, dass sie irgendwo vermisst werden.«
    »Dann hätten wir schon eine Anzeige erhalten. Aber ich werde die Kollegen fragen.«
    »Gut.«
    Tanner qualmte wieder ein paar Wolken und wandte sich dann an mich.
    »Was sagst du, John? Bist du dabei? Fährst du mit auf meiner Spur? Ich meine, kümmerst du dich um den Fall?«
    »Klar. Darum kümmern wir uns beide. Nur müssen wir wissen, um wen es sich bei den Toten handelt. Dann haben wir vielleicht einen Anhaltspunkt, auf dem wir aufbauen können. Ansonsten tappen

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