1547 - Adel vernichtet
aber bestimmt übermorgen. Dann werden die de Geaubels vernichtet, das verspreche ich Ihnen. Und auch Sie werden nicht überleben oder den Rest Ihres Lebens im Zuchthaus verbringen.«
Der Butler ging nicht darauf ein. »Man freut sich schon auf Sie. Es dauert nicht mehr lange. Die Vorbereitungen laufen bereits. Sie werden in einer Stunde nicht mehr am Leben sein. Den Tisch habe ich bereits für das Festmahl neu gedeckt.«
Die Worte waren so harmlos gesprochen worden, aber sie hatten die Frau wie Hammerschläge getroffen und Dinah den letzten Rest an Optimismus geraubt.
Er hatte sie bisher angeschaut. Jetzt hob er den Kopf an und sah über sie hinweg.
Dinah hörte den Grund. Jemand näherte sich ihnen. Die Echos von Schritten erreichten ihre Ohren. Sie musste sich nicht aufsetzen, um zu wissen, wer da kam.
»Sie ist hier, Eric. Freu dich, dass ich im letzten Augenblick gekommen bin. Sie hätte es fast geschafft. Haben dir deine Eltern nicht gesagt, dass du keinen Menschen unterschätzen sollst?«
Die Antwort bestand aus einem Fluch, und wenig später stand Eric neben dem Butler.
Auch er schaute auf sie nieder. In seinem veränderten Gesicht bewegte sich die dünne Haut, als er sprach. Dicht unter dem linken Auge platzte sie wieder weg, und erneut waren Knochen zu sehen. Aber kein Blut oder Gewebe. Das registrierte Dinah Cameron trotz ihrer aussichtslosen Lage.
Wie konnte das sein? Was war dieser Eric für eine Kreatur? Ebenso wie seine Eltern?
Sie hatte nicht die Spur einer Ahnung. Sie hatte nichts gewusst und hätte sich auch nicht vorstellen können, dass es so etwas wie diese Familie überhaupt gab. Das war einfach nicht zu fassen. Doch sie musste es hinnehmen, und sie kam zu dem Schluss, dass diese de Geaubels eine besondere Art von Kannibalen waren. Man konnte sie schon als dämonisch ansehen.
Kein Laut drang aus ihrer Kehle, als sich Eric bückte und seine Knochenklaue ausstreckte. Er griff nach ihr und umklammerte ihren Fußknöchel.
»Komm hoch!«
»Nein!«
»Clarence!«
Der Butler verstand den Befehl und wusste, was er zu tun hatte. Auch er bückte sich und umfasste mit seinen normalen Händen die Schultern der Frau.
Dinah machte sich steif und schwer. Es nutzte ihr nichts. Sie wurde in die Höhe gestemmt und hingestellt.
Eric lachte. Er strich mit seinen knöchernen Klauen über ihr Gesicht. Nur die Spitzen der gelblichen Finger zog er über die Haut, und er sprach davon, wie schön sie war.
»Du bist für mich das Größte. Ich werde alles in vollen Zügen genießen. Jeden Bissen, verstehst du?«
Dinah verstand, aber sie antwortete nicht. Noch immer kam ihr die Lage so irrsinnig vor. Sie konnte sich nicht damit abfinden, dass überhaupt so etwas möglich war, aber es gab keine Gegenwehr mehr. Sie stand reglos im Griff des Butlers und war schon froh, dass Eric sie nicht mehr mit seinen Knochenhänden berührte.
»Und jetzt werden wir gehen«, sagte Eric.
»Wohin?«
»Wir bereiten dich vor.«
»Auf was?«
Sein dicht vor ihr befindliches Gesicht verzog sich wieder. Es zeigte ein widerliches Grinsen. Erneut riss ein Stück Haut. Diesmal unter dem anderen Auge.
Dinah fragte sich, ob die Haut wieder nachwuchs, und sie gab sich selbst die Antwort.
Ja, sie würde nachwachsen, denn mit einem skelettierten Schädel konnte sich niemand in die Öffentlichkeit wagen. Das war einfach nicht möglich. Es würde auffallen und…
»Gehen wir!«
Er sprach normal und legte eine Knochenklaue auf die Schulter der Frau.
Er drückte sie herum, und sie gingen erneut auf eine Tür zu. Dinah wusste nicht, was sich dahinter befand.
Eric de Geaubel riss sie auf und schob sie durch die Öffnung. Hier gab es ein Fenster. Es war recht klein und lag ziemlich hoch. Dennoch reichte das Licht aus, um alles erkennen zu können.
Es gab nur einen Gegenstand im Raum. Und das war ein Stuhl, der in der Mitte des ansonsten kahlen Zimmers stand. Die Rückenlehne war recht hoch. Sie bestand aus massivem Holz, das dunkelbraun gebeizt war.
Dinah wusste, dass dieser Stuhl für sie bestimmt war. Es war sicherlich kein bequemer Platz, und der Gedanke, auf ihm ihr Leben aushauchen zu müssen, ließ sie aufstöhnen.
Eric baute sich an der Tür auf. Er ließ sie offen, weil er sich so sicher fühlte.
Dinah schaute ihn an. Sie wartete darauf, dass er etwas sagen würde.
Noch immer ließ er sich Zeit, und die Augen in seinen Höhlen bewegten sich zuckend.
Die Frau überwand sich und stellte eine Frage, wobei sie ihre eigene
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