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1547 - Adel vernichtet

1547 - Adel vernichtet

Titel: 1547 - Adel vernichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sterben. Wie sie es auch drehte und wendete, sie war auf jeden Fall die Verliererin. Keine Chance mehr auf Rettung, denn der Kontakt zur Außenwelt war abgeschnitten. Und durch irgendwelche Schreie erreichte sie auch nichts, denn niemand hätte sie hören können. Wann kamen sie?
    Niemand hatte ihr einen Zeitpunkt genannt. Die andere Seite musste sich wohl noch vorbereiten.
    Dinah versuchte auch wieder, sich zu bewegen. Sie wollte nicht nur starr sein. Ihr Kreislauf musste in Bewegung bleiben, aber die Stricke saßen verdammt stramm. Sie ließen sich nicht lockern, und sie besaß auch nicht die Kraft, um den Stuhl durch Schwankungen umkippen zu lassen.
    So blieb es beim Status quo.
    Nur nicht mehr lange.
    Sie hörte vor der Tür ein Geräusch. Ob es sich dabei um das Echo von Schritten handelte, wusste sie nicht. Dann veränderte sich das Geräusch, als an der Außenseite ein Schlüssel ins Schloss geschoben und gedreht wurde.
    Jetzt war die Tür offen.
    Von diesem Augenblick an vergaß sie die Kälte und den Zustand ihrer Unbeweglichkeit. Plötzlich hatte sie nur noch Augen für das, was sich vor ihr tat.
    Jemand drückte die Tür auf.
    Waren es die de Geaubels, die eintreten wollten? Noch nahm die Tür ihr die Sicht, und wenige Augenblicke später sah sie den Butler Clarence in den Raum treten.
    Er nickte, blieb stehen und schaute sie an. Dann grinste er breit, und genau dieses Grinsen empfand Dinah als schlimm. Auch deshalb, weil sie nackt war und die Stricke kaum etwas verbargen.
    Sie schauderte zusammen, denn sie stellte sich vor, dass der Mann sie anfassen würde, und sie hätte ihn am liebsten angeschrien oder sogar ins Gesicht gespuckt. Aber dafür hatte sie keine Kraft mehr.
    Der Butler setzte sich in Bewegung. Mit jedem Schritt steigerte sich Dinahs Furcht. Er sah noch aus wie ein Mensch, und trotzdem kam er ihr vor wie ein Monster. Ein gefährliches Wesen auf zwei Beinen, das auf sie zu schlich, vor ihr stehen blieb und sie auch anfasste.
    Zum Glück nicht so, wie sie befürchtet hatte. Zwei Finger legte Clarence unter ihr Kinn und hob ihren Kopf so weit an, dass er ihr in die Augen schauen konnte.
    »Es ist bald vorbei«, sagte er.
    »Was?«, hauchte sie mit zittriger Stimme.
    »Die Kälte.«
    Dinah musste lachen. Sie wunderte sich darüber, dass sie es noch konnte. Es war auch nur ein kurzes Lachen und hatte alles andere als echt geklungen.
    »Man wartet schon auf dich.«
    »Und wer?« Dinah wunderte sich, dass sie die Frage völlig normal stellen konnte.
    »Vater, Mutter und Sohn.« Dinah schloss für einen Moment die Augen.
    Sie wusste, was diese so locker gegebene Antwort bedeutete. Man wartete nicht als normale Menschen auf sie, sondern als Monster. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Zumindest einer würde so aussehen. Wahrscheinlich war noch mehr Haut von Erics Gesicht weggeplatzt, sodass er einen Knochenschädel präsentierte und trotzdem noch sprechen konnte.
    Was hier mit den de Geaubels geschehen war, wusste sie nicht, aber in ihr steckte die Neugierde der Journalistin, und deshalb musste es raus.
    »Sagen Sie mir, was mit der Familie los ist? Sie kennen sie doch. Warum ist das passiert? Wie kommt es, dass dieser Eric so aussieht, wobei seine Eltern sicherlich auch…«
    »Es sind Halbtote.«
    »Was?«
    »Ja, nicht tot und nicht lebendig. Sie leben mal als Menschen und mal als Skelette. Es ist ihr Schicksal, das sie schon damals in Frankreich getroffen hat. Sie haben sich mit dem Teufel eingelassen. Er hat sie übernommen, und er hat ihnen das ewige Leben versprochen. Das ist eingetreten. Sie sterben nicht richtig, aber sie müssen sich auch mit dem Fluch abfinden, mit dem sie zusätzlich belegt wurden. Manchmal sehen sie aus wie richtige Menschen, und dann zeigt ihnen die Hölle, wie sie tatsächlich ausgesehen hätten, wenn der Teufel sich ihrer nicht angenommen hätte. Das ist ihr Fluch, und so müssen sie leben. Du kannst es nicht ändern, und sie können es auch nicht.«
    »Halbtote?«, flüsterte Dinah.
    »Ja.«
    »Das kann nicht sein. Das ist…«
    »Hast du es nicht mit eigenen Augen gesehen? Ihre Zeit ist wieder gekommen, und so werden sie sich entsprechend verhalten.«
    »Ja«, murmelte sie. »Entsprechend verhalten. Dann - dann - sind sie für mich Kannibalen.«
    Der Butler hob nur die Schultern. Der Journalistin fehlten die Worte. Sie dachte wieder an das schaurige Märchen mit der Hexe und dem Backofen, und sie wusste auch, dass es diesen verdammten Kannibalismus schon

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