1547 - Adel vernichtet
zur Seite.
Ja, da stand unser Ziel.
Etwas tiefer wegen der Hanglage, aber gut zu erkennen und recht dicht an der Straße. Wir wunderten uns darüber, dass hinter keinem Fenster Licht brannte. Das wäre um diese Zeit normal gewesen. Es konnte aber auch sein, dass niemand zu Hause war.
Ob es irgendwelche Alarmanlagen gab, wussten wir nicht. Wir mussten es einfach darauf ankommen lassen. Ich ging eher davon aus, dass sie nicht vorhanden waren. Da verließ ich mich ganz auf das, was mir die Friseurin gesagt hatte. Eine Alarmanlage passte irgendwie nicht zu diesen Bewohnern.
Es war ein dunkles Haus, auf das wir schauten. Ob es wirklich so finster war, daran zweifelte ich. Es konnte auch daran liegen, dass das Licht allmählich immer weniger wurde.
Der Mini, der nahe des Hauses parkte, war trotzdem nicht zu übersehen.
Auf dem schrägen Boden hatte der Fahrer schon einen Gang einlegen und die Handbremse anziehen müssen, sonst wäre das Auto weggerollt.
Suko blieb für einen Moment stehen und fragte: »Was sagt dein Gefühl?«
»Wenn du damit meinen Bauch meinst, er hat sich bisher nicht gemeldet.«
»Gut so.«
»Ich frage mich nur, ob der Mini zum Haus gehört oder diese de Geaubels Besuch haben.«
»Wir werden es sehen.«
Es war gut, dass wir uns dem Haus zu Fuß genähert hatten, denn nun sahen wir hinter den Fenstern im Erdgeschoss Licht, das nicht eben von einer starken Lichtquelle ausging. Wir wussten jetzt, dass dieses Haus bewohnt war.
Der Bewuchs hörte so schlagartig auf, als wäre er abgeholzt worden. Bis zum Haus hin mussten wir eine freie Fläche überqueren.
Beide waren wir gespannt darauf, ob wir schon vorher entdeckt werden würden und man uns an der Tür empfing.
Es ging alles glatt. Ich dachte daran, dass Suko mich vorhin nach meinem Gefühl gefragt hatte. Jetzt hätte ich ihm eine Antwort geben können. Es war vorhanden, und es war kein gutes.
Das Haus machte auf mich einen feindlichen Eindruck. Es lud nicht eben dazu ein, die Menschen, die hier wohnten, zu besuchen.
Eine kompakte Eingangstür versperrte uns den weiteren Weg. Aber die Klingel war vorhanden, und deren Knopf verschwand unter der Kuppe meines Zeigefingers.
Ab jetzt waren wir noch gespannter…
***
Dinah Cameron fror!
Das war nicht mehr nur auf ihre Angst zurückzuführen. In diesem Zimmer war es nicht besonders warm, und so dauerte es nicht mehr lange, bis sie anfing zu frieren. Sie begann zu zittern und sogar mit den Zähnen zu klappern.
Ihr Leben hatte sich von einer Stunde zur anderen seinem Ende genähert, und das in ihrem Alter. So etwas konnte sie trotz der Realität, die sie so grausam am eigenen Leib erlebte, noch immer nicht richtig fassen.
Dinah liebte das Leben. Sie hatte bisher keinen Grund gehabt, auch nur an den Tod zu denken, und dann passierte ihr so etwas. Dabei hatte sie nur mit den Leuten essen und ein schlichtes Interview führen wollen.
Dass das Leben auch einen gewaltigen Horror beinhalten konnte, damit hatte sie nicht rechnen können.
Ihre Tränen waren versiegt. Jetzt gab es für sie nur noch dieses verdammte Warten, und das würde mit ihrem Tod enden. Ermordet durch Menschen, die keine waren, obwohl sie so aussahen.
Genau das war ein Problem, das sie am meisten beschäftigte. Sie war als Journalistin stets neugierig gewesen. Sie hatte sich immer auf fremde und interessante Menschen einstellen müssen. Es hatte auch Überraschungen gegeben, doch die meisten waren positiv verlaufen.
Ausgesprochene Arschlöcher hatte es nur selten gegeben. Doch was sie hier erlebte, war die absolute Spitze, und das begriff sie noch immer nicht.
Die Gestalt des Eric de Geaubel erschien wieder vor ihrem geistigen Auge. Wie konnte ein Mensch nur so aussehen? Das war einfach nur grauenhaft, und sie fragte sich, ob dieser junge Mann sich als Mensch oder schon als ein Monster ansah.
Eine Antwort darauf fand Dinah nicht, aber sie dachte einen Schritt weiter. Wenn Eric schon so aussah, wie würden ihr dann seine Eltern begegnen? Auch das war eine Frage, die sie beschäftigte, und es wurde immer schwerer für sie, sich die de Geaubels als normale Menschen vorzustellen. Zeit verrann.
Sie fror weiter. Die Kälte war gnadenlos. Es war nicht so, als würde sich die Temperatur um den Gefrierpunkt bewegen, aber es waren höchstens fünfzehn Grad, und die reichten aus, um sie in ihrer Nacktheit frieren zu lassen.
Wenn man sie nicht holte, würde sie sich vielleicht eine Lungenentzündung holen und daran möglicherweise
Weitere Kostenlose Bücher