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1547 - Sabotage auf Terra

Titel: 1547 - Sabotage auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bummelpassage richtete. Er tauchte in ihrem Rücken auf, hielt sich in ihrem Windschatten. Sie merkte nicht, daß er auf Zehenspitzen hinter ihr herschlich, kurz vor dem Eingang stehenblieb und wartete, bis sie das Sensorfeld durchquert hatte. Er bog nach links ab, ging zwischen mehreren unruhig summenden Werberobotern hindurch und nahm das nächstbeste Feld zur Palastebene.
    Zwei Männer erwarteten ihn dort, offenbar die neue Schicht. Er erkannte sie daran, daß sie betont lässig an ihm vorbeisahen und sich erst in Bewegung setzten, als er vorüber war. Er verschwand durch das Tor der Himmelsdrachen und befand sich übergangslos in einer holografischen Museumslandschaft. In alte chinesische Traditionsgewänder gehüllte Gestalten gingen einen mit vergoldeten Platten belegten Weg entlang, und er mischte sich unter sie. Die Gestalten waren nicht real, Projektionen eben, die das Leben in der einstigen Kaiserstadt Peking symbolisierten.
    Gaylord bog in eine enge Seitengasse ab, duckte sich und kauerte hinter die offene Tür eines Bungalows, der aus echtem Papier gefertigt war. Er musterte den Flur, der sich hinter ihm erstreckte. An der Wand hingen prächtige Gewänder, ausladende Hüte mit angenähten Zöpfen und diese komischen Holzschuhe mit den hochgezogenen Spitzen, die aussahen, als handle es sich um Schiffsmodelle.
    Ein Griff zur Wand, kein Alarm klang auf. Er stieg in das Gewand hinein, das einem Frauenkleid nicht unähnlich war, setzte den Hut auf und hängte sich den Schal um. Mit seinen weichen Straßenschuhen schlüpfte er in die Holzpantinen und stellte sich unter die Tür. Er achtete darauf, daß einer der Deckenscheinwerfer der Halle sein Licht auf den Hut warf, so daß das Gesicht im Schatten der Krempe lag. Er verschränkte die Arme, deponierte die Hände in den weiten Ärmeln, wie er das in historischen Filmen gesehen hatte, spitzte die Lippen und ließ einen monotonen Singsang erklingen. Dabei bewegte er seinen Körper gleichmäßig vor und zurück, indem er ihn in den Hüften einknicken ließ.
    Die beiden Männer tauchten auf. Sie kamen von zwei Seiten und sahen sich erstaunt an. Sie blieben einen Augenblick stehen, dann drehten sie sich gleichzeitig zu ihm um.
    Gaylord Exepuis kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und starrte einen Punkt zwischen ihren Armen an. Sie registrierten, daß er zwischen ihnen durchblickte, lachten und entfernten sich. Eine geschlagene halbe Stunde hielten sie sich noch in dem Museum auf, kommunizierten mehrmals über den Armbandkom mit einer Leitstelle oder anderen Beobachtern. Dann stapften sie endlich davon in der Überzeugung, daß er sie hereingelegt hatte.
    Für Gaylord stellte es kein großes Problem dar, seinen eigenen Kom zu aktivieren und ihn auf eine der geschützten Frequenzen zu justieren. „Hört mal her", sagte er, während er sich von seiner Verkleidung befreite. „Ihr wollt zu hoch hinaus. Wenn ihr mich sucht, ich bin ganz unten!"
    Ehe sie ihn anpeilen konnten, schaltete er ab, hängte die Verkleidung an die Wand zurück, stellte die Schuhe in Position und eilte ans hintere Ende des Museums. Dort gab es keinen Ausgang, aber einen Transmitter in das Kellerrestaurant. Er rechnete fest damit, daß sie ihn jetzt ganz oben suchten.
    Er speiste und trank, bezahlte mit seiner Kreditkarte und verließ das Restaurant, nicht ohne zuvor auf der Plastikserviette sein Autogramm hinterlassen zu haben.
    Oktober ‘69 stand da zu lesen. Was sein muß, muß sein.
     
    *
     
    Die Gestalt fuhr herum, und Gaylord wußte sofort, daß er einen Fehler gemacht hatte. Es waren nicht zwei, sondern drei Männer gewesen. Er hätte darauf kommen müssen, daß sie generell in Dreiergruppen arbeiteten.
    Drei Frauen da, drei Männer dort.
    Schräg über ihm driftete ein Gleiter entlang und kam der Rampe dabei gefährlich nahe. Er hob die Hand, glaubte ein bekanntes Gesicht hinter der Kanzel zu erkennen und machte einen Satz vorwärts.
    Der Mann drüben unter dem Tor erkannte seine Absicht und hetzte in langen Sätzen auf ihn zu. „Bleib stehen!" schrie er. „Du bist verhaftet!"
    Die Tür des Gleiters schwang auf, und er warf sich in das Fahrzeug hinein. „Schnell!" ächzte er. „Der Lump darf mich nicht kriegen!"
    Die Tür fuhr zu, der Gleiter beschleunigte. Die Pilotin wandte den Kopf und musterte ihn aufmerksam. „Gaylord, du wandelst doch nicht etwa auf Freiersfüßen?" erkundigte sich Enza Mansoor. „Setz dich!"
    Er ließ sich in das weiche Polster neben ihr fallen.

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